Interrogativlogik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Interrogativlogik ist eine Logik der Frage, also eine Disziplin, die mit logischen und linguistischen Methoden Fragesätze und Frageäußerungen untersucht.

Schon bei Aristoteles werden formale Strukturen von Fragen festgestellt. Richard Whately und Bernard Bolzano lieferten erste traditionelle Vorarbeiten. Erste Ansätze zur modernen Interrogativlogik im 20. Jahrhundert stammen von Kazimierz Ajdukiewicz, Rudolf Carnap, Eugeniu Sperantia, Hans Reichenbach und Nuel Belnap.

Einen umfassenderen Ansatz der Interrogativlogik haben jedoch erst Mary Prior und Arthur N. Prior unter dem Titel erotetische Logik[1] vorgelegt.

Ansätze der Interrogativlogik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prior/Prior und andere unterscheiden syntaktisch unterschiedliche Arten von Fragestellungen in den natürlichen Sprachen:[2]

  • kategorische Fragen („Fährst du gleich mit dem Auto?“)
  • hypothetische Fragen („Wenn die Sonne scheint, gehst du dann lieber zu Fuß?“)
  • disjunktive Fragen („Fährst du oder Annegret?“)
  • W-Fragen
  • Entscheidungsfragen: Ja-Nein-Fragen, Ob-Fragen

Diese Fragetypen wurden von den Priors parallelisiert und kombiniert. Urs Egli unterscheidet bei kategorischen und hypothetischen Fragen zwischen totalen und partiellen.[3]

Für Felix Cohen ist jede Frage synonym mit einer Funktionsgleichung (bei Cohen: Satzfunktion) mit einer Unbekannten x. Gibt es für x keine geeigneten Argumente, so ist die Frage sinnlos.[4]

  • Nuel Belnap: Questions, Answers, and Presuppositions, in: The Journal of Philosophy Vol. 63, No. 20, American Philosophical Association Eastern Division Sixty-Third Annual Meeting (Oct., 1966), S. 609–611, doi:10.2307/2024255.
  • Nuel Belnap, T. B. Steel: The logic of questions and answers, Yale University Press, New Haven, Conn. 1976 (deutsch: Logik von Frage und Antwort, übersetzt von K. Brockhaus, Vieweg, Braunschweig 1985).
  • Felix S. Cohen: What is a Question?, in: The Monist 39 (3), 1929, S. 350–364.
  • Carl Friedrich Gethmann: Interrogativlogik, in: Jürgen Mittelstraß (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Zweite Auflage. Band 4, Metzler 2010, ISBN 978-3-476-02103-8, S. 42–47.
  • Dirk Hartmann: Konstruktive Fragelogik. Vom Elementarsatz zur Logik von Frage und Antwort. B.I. Wissenschaftsverlag, Mannheim; jetzt: Metzler Verlag, Stuttgart 1990.
  • Jaakko Hintikka: New Foundations for a Theory of Questions and Answers, in: Ferenc Kiefer (ed.), Questions and Answers, Dordrecht: Reidel 1983, S. 159–190.
  • Mary L. Prior, Arthur N. Prior: Erotetic Logic, in: The Philosophical Review Vol. 64, No. 1 (Jan., 1955), S. 43–59, doi:10.2307/2182232.
  • Eugeniu Sperantia: Remarques sur les propositions interrogatives. Projet d'une "logique du problème", in: Actes du Congrès International de Philosophie Scientifique, VII Logique, Paris 1936, pp. 18–28.
  • Richard Whately: Elements of Logic, Longman, Greens and Co. (9th Edition, London, 1875).
Wiktionary: Interrogativlogik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Erotetic Logic
  2. Carl Friedrich Gethmann: Interrogativlogik, S. 43
  3. Urs Egli: Semantische Repräsentation der Frage in: Dialectica 27, 1973, S. 363–370.
  4. Felix S. Cohen: What is a Question?, 1929, S. 350–364.