Kaltofen (Striegistal)

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Kaltofen
Gemeinde Striegistal
Koordinaten: 50° 59′ N, 13° 9′ OKoordinaten: 50° 59′ 24″ N, 13° 9′ 15″ O
Höhe: 320 m ü. NN
Fläche: 3,23 km²
Einwohner: 66 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 20 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Eingemeindet nach: Pappendorf
Postleitzahl: 09661
Vorwahl: 037207
Kaltofen (Sachsen)
Kaltofen (Sachsen)
Lage von Kaltofen in Sachsen

Kaltofen ist ein Ortsteil der Gemeinde Striegistal in Sachsen, Landkreis Mittelsachsen. Die Landgemeinde wurde am 1. Januar 1974 nach Pappendorf eingemeindet. Im Januar 1994 schlossen sich mehrere Gemeinden zur Gemeinde Striegistal zusammen, die am 1. Juli 2008 mit der Gemeinde Tiefenbach unter dem Namen Striegistal fusionierte.

Geographische Lage

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Ehemaliger Kalkbruch Barthel (Kaltofen), Kalklöcher

Kaltofen liegt auf der Wasserscheide zwischen den Flusssystemen der beiden Striegisflüsse, südlich der Mündung der Kleinen Striegis in die Große Striegis. Der östlich, in Pappendorf, fließende Hirschbach entwässert in die Große Striegis während der an der westlichen Gemarkungsgrenze fließende Pahlbach, auch die Pahle, früher Katzenbach genannt, das Wasser in die Kleine Striegis ergießt. Durch die Gemarkung von Kaltofen verläuft die Bundesautobahn 4. Während der Hauptort südlich der Autobahn liegt, befindet sich der Gasthof Waldhaus Kalkbrüche nördlich der A4.

Arnsdorf Berbersdorf
Schlegel Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Pappendorf
Ottendorf
Ortsansicht von Kaltofen
Gaststätte Waldhaus Kalkbrüche (Kaltofen)
Private Schwibbogenpyramide bei der Gaststätte Waldhaus Kalkbrüche (Kaltofen)

Kaltofen ist ein Radial-Waldhufendorf, das wahrscheinlich als Restrodung deutlich nach 1162 gegründet wurde. Entgegen bisheriger Annahmen[2] gehörte Kaltofen nicht zu den dem Kloster Altzella zur Gründung gestifteten 800 Hufen Landes. Der als Westgrenze des Stiftungsgebietes genannte Böhmische Steig verlief auf der Flurgrenze zwischen Cunnersdorf und Ottendorf im Westen sowie Mobendorf, Pappendorf, Berbersdorf im Osten und tangierte die spätere Gemarkung Kaltofen am östlichen Rand.[3] Bis auf geringe Veränderungen stimmt der Verlauf mit der heute Kalkweg genannten Straße überein.

Die erste urkundliche Erwähnung von Kaldovene erfolgte im Jahr 1297. Zwei Bürger aus Freiberg hatten das ihnen verliehene Kaltofen dem in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Ritter Ulrich von Maltitz auf Arnsdorf abgekauft und dem Kloster Altzella übereignet. Den Ortsnamen Kaldovevene deuten Ernst Eichler und Hans Walther wie folgt: „Vermutlich Siedlung am Ofen, der nicht mehr in Betrieb ist“[4].
Die Vermutung, dass es sich um einen Kalkofen gehandelt haben könnte, liegt nahe. Auch in Arnsdorf wurden wenigsten zwei kleine Kalkvorkommen entdeckt. Reste eines jüngeren Ofens sind noch zu sehen. Maltitz, so könnte man vermuten, war also nicht auf den Kalk aus Kaltofen angewiesen, ließ den Abbau einstellen, der Ofen „ging aus“.

Bereits im 12. Jahrhundert wurden in Kaltofen, wahrscheinlich auch damals schon in den Nachbargemeinden Arnsdorf und Berbersdorf, lokale Kalksteinvorkommen abgebaut und zu Branntkalk verarbeitet. 1840 waren allein in Berbersdorf zehn Brennöfen in Betrieb.[5]
Verfallende Reste zweier Öfen sind noch zu sehen.

Nach der Reformation und der damit einhergehenden Säkularisation des Klosters Altzella im Jahr 1540 wurde Kaltofen bis 1856 ein Amtsdorf im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Nossen.[6] Kirchlich gehört der Ort seit jeher zu Pappendorf. Ab 1856 gehörte Kaltofen zum Gerichtsamt Hainichen und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Döbeln,[7] welche 1939 in Landkreis Döbeln umbenannt wurde.[8]

Mit der zweiten Kreisreform in der DDR 1952 wurde die Gemeinde Kaltofen dem neu gegründeten Kreis Hainichen im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt) angegliedert. Am 1. Januar 1974 erfolgte die Eingemeindung nach Pappendorf.[9] Ab 1990 gehörte Kaltofen als Ortsteil von Pappendorf zum sächsischen Landkreis Hainichen, der 1994 im Landkreis Mittweida und 2008 im Landkreis Mittelsachsen aufging. Am 1. Januar 1994 schloss sich die Gemeinde Pappendorf mit dem Ortsteil Kaltofen mit den Gemeinden Goßberg, Mobendorf und Berbersdorf (mit Schmalbach) zur Gemeinde Striegistal zusammen.[10] Diese schloss sich wiederum am 1. Juli 2008 mit der Gemeinde Tiefenbach zur neuen Gemeinde Striegistal zusammen.[11]

Ortsnamensformen

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Die Schreibung des Namens erfuhr nur geringen Veränderungen. Stets ist als Grundwort Ofen und als Bestimmungswort 'kalt' zu erkennen.

1297 zum Kaldovene

1428 Kaldoffin

1497 Kaldofen

1539 Kaldoffen

Sehenswürdigkeiten

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Kalkwerk Barthel (Kaltofen), Reste des Kalkofens

Im Norden von Kaltofen befindet sich das Landschaftsschutzgebiet Striegistäler, innerhalb dessen sich das bis in den Nachbarort Berbersdorf (Striegistal) erstreckende Flächennaturdenkmal Kalkbrüche Berbersdorf (Striegistal) befindet. Das ist charakterisiert durch seine Kalkflora, herauszuheben ist der großflächige Bestand von Leberblümchen. Weiterhin finden sich Christophskraut, Wald-Trespe, Frühlings-Platterbse, Rote Heckenkirsche und Alpen-Ziest. Sehenswert sind die Hinterlassenschaften des Kalkabbaus, wie Halden, Pingen, Abbruchwände und Reste von Kalköfen. Die so genannten Kalklöcher gestatten einen kleinen Einblick in unterirdische Abbaue. Ein ehemaliges Kalkbrennerhaus dient heute als Ausflugsgaststätte. Das Gebiet ist für den Besucher durch Parkplätze und Wanderwege gut erschlossen.

Commons: Kaltofen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Kaltofen | Gemeinde Striegistal. Abgerufen am 6. September 2024.
  2. Leo Bönhoff: Das Hersfelder Eigen in der Mark Meißen. In: Neues Archiv für die Sächsische Geschichte und Altertumskunde. 44 (1923)
  3. Uwe Richter, Wolfgang Schwabenicky: Der Beginn des Freiberger Bergbaus, die Grenzbeschreibung des Klosters Altzelle und die Entstehung der Stadt Freiberg. In: Burg – Straße – Siedlung – Herrschaft, Studien zum Mittelalter in Sachsen und Mitteldeutschland. Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-012-8.
  4. Ernst Eichler, Hans Walther (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, Berlin 2001, Band I, S. 468, ISBN 3-05-003728-8
  5. Richard Witzsch: Zwischen Chemnitz und Freiberg, Ein Heimatbuch für Schule und Haus, Die Dörfer an der Striegis. Frankenberg 1929. (Reprint Striegistal 2012)
  6. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 70 f.
  7. Die Amtshauptmannschaft Döbeln im Gemeindeverzeichnis 1900
  8. Michael Rademacher: Doebeln. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Kaltofen auf gov.genealogy.net
  10. Pappendorf auf gov.genealogy.net
  11. Tiefenbach auf gov.genealogy.net