Giovane Élber

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Giovane Élber
Giovane Élber (2022)
Personalia
Voller Name Élber de Souza
Geburtstag 23. Juli 1972
Geburtsort LondrinaBrasilien
Größe 182 cm
Position Stürmer
Junioren
Jahre Station
1989–1990 Londrina EC
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1990–1991 AC Mailand 0 0(0)
1991–1994 → Grasshopper Club Zürich (Leihe) 69 (41)
1994–1997 VfB Stuttgart 87 (41)
1997–2003 FC Bayern München 169 (92)
2003–2004 Olympique Lyon 30 (11)
2005 Borussia Mönchengladbach 4 0(0)
2006 Cruzeiro Belo Horizonte 32 (16)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1998–2001 Brasilien 15 0(7)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Giovane Élber (* 23. Juli 1972 in Londrina; bürgerlich Élber de Souza) ist ein ehemaliger brasilianischer Fußballspieler, der seit 2023 auch deutscher Staatsbürger ist. Der Stürmer spielte 260-mal für den VfB Stuttgart, den FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga und ist mit 133 Toren hinter Robert Lewandowski und Claudio Pizarro der drittbeste ausländische Torschütze der Ligageschichte. Der Bundesliga-Torschützenkönig von 2003 wurde mit dem FC Bayern u. a. je viermal deutscher Meister und DFB-Pokal-Sieger sowie 2001 Champions-League-Sieger. Élber spielte zudem zwischen 1998 und 2001 15-mal für die brasilianische Nationalmannschaft, nahm aufgrund der hohen Konkurrenz im Sturm jedoch an keiner Weltmeisterschaft teil.

AC Mailand und Grasshoppers Zürich

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Giovane Élber wurde am 23. Juli 1972 geboren und stammt aus Londrina, einer Großstadt im brasilianischen Bundesstaat Paraná. Zunächst spielte er für den lokalen Fußballverein Londrina EC, bevor er im Juli 1990 mit nur 18 Jahren zum italienischen Spitzenklub AC Mailand wechselte.[1] Die Ablösesumme betrug umgerechnet zwei Millionen D-Mark, allerdings konnte er sich nicht gegen die arrivierten Stürmer im Kader der Rossoneri durchsetzen und kam zu keinem Pflichtspieleinsatz.[2] Um Spielpraxis zu sammeln, wurde Élber 1991 an die Grasshoppers Zürich ausgeliehen und entwickelte sich unter Trainer Christian Gross zu einem der treffsichersten Torjäger der Schweizer Liga. In der Saison 1993/94 war Élber Torschützenkönig (21 Treffer) und erhielt die Auszeichnung als bester ausländischer Spieler des Jahres. Mit den Hoppers gewann Élber am 15. Mai 1994 den Schweizer Cup (4:0 gegen den FC Schaffhausen), verpasste jedoch als Zweitplatzierter die nationale Meisterschaft.

Zur Saison 1994/95 wechselte er zum Bundesligisten VfB Stuttgart, für den er drei Spielzeiten aktiv war und mit Fredi Bobic und Krassimir Balakow das so genannte magische Dreieck bildete. Zum Abschluss der Vereinszugehörigkeit gewann er 1997 den DFB-Pokal, wobei er im Finale beim 2:0-Sieg über Energie Cottbus beide Treffer erzielte.

Bayern München

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab dem Sommer 1997 folgten sechs Spielzeiten beim FC Bayern München, die von zahlreichen Erfolgen – darunter der Gewinn des Weltpokals und der Champions League – gekrönt waren. Élber erzielte in der Bundesliga insgesamt 133 Treffer, darunter jenen vom 27. Februar 1999 in der Partie in Rostock, der von der Eckfahne aus verwandelt zum Tor des Monats und später zum Tor des Jahres gewählt wurde. Er war außerdem der brasilianische Fußballer mit den meisten (260) Bundesligaeinsätzen, als er am 18. August 2007 von Dedê abgelöst wurde. In seiner letzten kompletten Spielzeit bei den Bayern wurde er 2003 mit 21 Toren (gemeinsam mit Thomas Christiansen vom VfL Bochum) Torschützenkönig. In den ersten vier Spielen der Saison 2003/2004 kam Élber noch für die Münchner zum Einsatz und erzielte auch noch ein Tor.[3] Der Abschied war dennoch unumgänglich. Einerseits hatte Élber schon mehrmals in der Vergangenheit bekundet, dass er einen Wechsel in Erwägung ziehe.[4] Andererseits hatten die Bayern mit Roy Makaay einen drei Jahre jüngeren Konkurrenten verpflichtet, von dem sie sich langfristig mehr Erfolg erhofften als vom 31-jährigen Élber. Am 8. August 2006 erhielt Élber sein Abschiedsspiel in der Allianz Arena: Der FC Bayern verlor vor 69.000 Zuschauern gegen den TSV 1860 München mit 0:3.

Olympique Lyon und Borussia Mönchengladbach

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Giovane Élber (2005)

Mit 31 Jahren wechselte er im August 2003 für 4,2 Millionen Euro nach Frankreich zum Erstligisten Olympique Lyon.[5] Dort startete Elber furios: In den ersten drei Spielen erzielte der Brasilianer drei Treffer, ehe es in der Gruppenphase der Champions League zum Duell mit seinem Ex-Club kam. Im Olympiastadion erzielte Élber den 2:1-Siegtreffer.[6] Jahre später erzählte er in einem Interview: „Es war unbeschreiblich. Ich habe ausgerechnet gegen meine Ex-Mannschaft, mit der ich vor einem Monat noch spielte, das Siegtor geschossen. Nach dem Tor hatte ich kein Gefühl. Ich konnte nicht schreien, nicht weinen, nicht lachen. Es war so, als hätte ich ein Eigentor geschossen. Alle waren baff und sprachlos. Niemand, nicht ich und auch nicht meine ehemaligen Kameraden, hätten sich gedacht, dass gerade ich das Siegtor schieße.“[7] In der ersten Saison mit Lyon gewann Élber die Meisterschaft und auch den Supercup. Élbers Differenzen mit seinem Verein ließen ihn im Januar 2005 ablösefrei in die Bundesliga zurückkehren. Für Borussia Mönchengladbach kam er jedoch infolge einer anhaltenden Verletzungsmisere nur noch sporadisch zum Einsatz. Nach wiederholter öffentlicher Kritik an Trainer Horst Köppel und einer deshalb verhängten Geldstrafe durch den Verein in Höhe von 10.000 Euro trennten sich die Borussia und Giovane Élber am 3. Dezember 2005 in gegenseitigem Einvernehmen.

Ab dem 2. Januar 2006 spielte er – inzwischen nach Brasilien zurückgekehrt – noch 32-mal für den Erstligisten Cruzeiro Belo Horizonte, für den er 16-mal traf und mit dem er Staatsmeister von Minas Gerais wurde. Sein letztes Spiel bestritt Élber am 24. September 2006 gegen Fortaleza. Am 18. Oktober verkündete er in einer eigens einberufenen Pressekonferenz sein Karriereende, vor allem wegen chronischer Schmerzen im rechten Fußgelenk. Nach dem Tod seines Vaters beendete er am 18. November 2006 seinen noch bis Jahresende 2006 gültigen Vertrag bei Cruzeiro Belo Horizonte vorzeitig.

Nationalmannschaft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Giovane Élber wurde 1991 mit der brasilianischen U-20-Auswahl bei der Junioren-WM in Portugal Vizeweltmeister. Er trug im Turnierverlauf mit vier Toren zum Finaleinzug bei (nur Serhij Schtscherbakow erzielte einen Treffer mehr), wo man dem Gastgeber nach Elfmeterschießen mit 2:4 unterlag. In der Zeit vom 5. Februar 1998 bis 5. September 2001 kam er für die Seleção, trotz großer Konkurrenz in Person der Stürmer Ronaldo und Rivaldo, zu 15 Einsätzen, bei denen er sieben Tore erzielte. Beim CONCACAF Gold Cup 1998, bei dem Brasilien Platz 3 belegte, absolvierte Élber vier Partien und erzielte im Spiel gegen El Salvador zwei Tore, obwohl er erst in der 80. Minute eingewechselt wurde.

Nach der aktiven Karriere

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Élber während der Eröffnung der „UEFA Champions League Trophy Tour“ im September 2010

Von September 2007 bis September 2010 war Élber als Scout für seinen ehemaligen Klub Bayern München tätig.[8]

Im Dezember 2023 erhielt Élber zusammen mit seiner Ehefrau die deutsche Staatsangehörigkeit.[9]

Verein

Nationalmannschaft

Giovane Élber beim Anzapfen. (München, 18. September 2010)
  • Élbers bekannter Künstlername Giovane Élber entstand in Deutschland aus seinem italienischen Spitznamen Il giòvane Elber (deutsch der junge Elber)
  • Élber war bis zum 23. Oktober 2010 mit 133 Treffern in 260 Spielen der erfolgreichste ausländische Torschütze in der Bundesliga-Historie. Er wurde von Claudio Pizarro abgelöst.
  • Élber ist seit 1994 Erster Vorsitzender der nach ihm benannten „Giovane-Elber-Stiftung“, ein Verein, der Straßenkinder in seiner Heimatstadt Londrina unterstützt. Für dieses Engagement wurde ihm im Herbst 2005 der nicht dotierte Ehrenpreis Martinsmantel des Sankt Michaelsbundes verliehen.
  • Vom 14. Mai 2007 bis 30. Juni 2007 nahm er an der zweiten Staffel der RTL-Tanzshow Let’s Dance teil. Seine Partnerin war die amtierende Deutsche Meisterin der Professionals Standard Isabel Edvardsson, die schon die vorherige Staffel gewonnen hatte. Das Tanzpaar belegte am Ende Platz 3.
  • 2008 präsentierte Giovane Élber die Dinnershow Do Brazil in München, welche allerdings mittlerweile auf Grund hoher Schuldenlast der Betreiber eingestellt ist.[13]
  • Élber arbeitet sporadisch als TV-Experte, so zum Beispiel für Premiere während der WM 1998 und für Eurosport während der WM 2010. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien war er festes Mitglied des ARD-Teams zur Berichterstattung.
  • Élber ist für den FC Bayern als offizieller Repräsentant tätig und lebt mit seiner Familie in München. Zudem betreibt er in seinem Heimatland Brasilien im Bundesstaat Mato Grosso eine eigene Fazenda mit Viehzucht.[9]
  • Giovane Élber beantragte und bezieht eine Verletztenrente der deutschen gesetzlichen Unfallversicherung. Zudem war er Klient einer Spezialagentur, die Sportler berät, um Maximalerträge aus jener Rente zu erhalten.[14]
  • Der ehemalige Fußballtrainer Ottmar Hitzfeld bezeichnete ihn als den besten Spieler, den er je trainiert hat.[15]
Commons: Giovane Élber – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. https://www.weltfussball.de/teams/ac-milan/1991/2/
  2. Paolo Camedda: Giovane Elber: Wie die Legende des FC Bayern bei Milan krachend scheiterte. In: SPOX.com. 10. Februar 2023, abgerufen am 13. Oktober 2023.
  3. Giovane Elber – Detaillierte Leistungsdaten. Abgerufen am 18. Februar 2022.
  4. Giovane Elber: Schneller Wechsel in die spanische Liga. Abgerufen am 18. Februar 2022.
  5. Abschied aus München: Elber wechselt nach Lyon. In: Der Spiegel. 27. August 2003, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 18. Februar 2022]).
  6. FC Bayern München – Olympique Lyon, 05.11.2003 – UEFA Champions League – Spielbericht. Abgerufen am 18. Februar 2022.
  7. „Wie ein Eigentor“ – Giovane Elber über Lyon und Bayern. Abgerufen am 18. Februar 2022.
  8. Meldung auf Goal.com.
  9. a b „Ein emotionaler Moment“: Ex-Bayern-Torjäger erhält deutsche Staatsbürgerschaft. In: t-online.de. 20. Dezember 2023, abgerufen am 22. Dezember 2023.
  10. Tor des Monats auf sportschau.de
  11. Tor des Monats auf sportschau.de
  12. Tor des Jahres auf sportschau.de
  13. Artikel auf sueddeutsche.de (von Christina Warta)
  14. Michael Fröhlingsdorf,: Gesetzliche Unfallversicherung: Wie Fußball-Weltmeister abkassieren. In: Der Spiegel. Abgerufen am 1. Januar 2021.
  15. Gredig direkt, mit ehemaligem Fussballtrainer Ottmar Hitzfeld. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 22. April 2021, abgerufen am 28. November 2021 (schweizerdeutsch).