Kalbsburg
Die Kalbsburg ist ein ehemaliges Rittergut auf der Anhöhe über der Ederebene, 4 km südlich von Fritzlar in der Gemarkung des Ortsteils Großenenglis der Stadt Borken im Schwalm-Eder-Kreis in Nordhessen.
Die erste urkundliche Erwaehnung erfolgte 1197, als Papst Celest III. dem Kloster Spieskappel Einkünfte zu Kalbsburg bestätigte. 1320 gewährte das Stift Fritzlar dem Kloster dort weitere Lehnsgüter. 1386 gehörten diese Besitzungen zumindest teilweise dem Kloster Haina.
Nach den entscheidenden Siegen des hessischen Landgrafen Ludwig I. über Kurmainz in den Schlachten bei Großenenglis (23. Juli 1427) und bei Fulda (10. August 1427) verloren das Erzbistum Mainz und seine Lehnsmannen in Nordhessen große Teile ihres Besitzes an die Landgrafschaft Hessen, darunter auch das Gut Kalbsburg. Schon 1431 ließ Landgraf Ludwig I. einen Wachturm auf der Kalbsburg bauen, den sein Enkel Ludwig II. 1448 an Philipp von Borken und nach dessen Tod 1457 an Henne von Wehren gab. 1497 übertrug Landgraf Wilhelom I. den Landwehrturm als Lehen an Philipp von Wildungen, und seine Nachfolger erweiterten dieses Lehen mit umliegendem Wäldern und Feldern. Die Grafen von Wildungen bauten das Gut aus und hielten es bis 1596, als Burkhard von Wildungen es an seinen Schwager Melchior von Hanstein und danach an dessen Sohn Kaspar verpfändete. Kaspar trat die Kalbsburg schon 1606 an Landgraf Moritz von Hessen-Kassel ab, der sie 1626 seinem Sohn Friedrich schenkte.
1644 wurde ein Geheimrat von Pohlheim und 1657 dessen Vetter Wilhelm Pohlheim mit der Kalbsburg belehnt. Letzterer verkaufte sie an Jost Philipp Meysenbug. Die weitere Geschichte ist ein Folge von Verkäufen und Käufen an Gutsbesitzer, die bis 1956 dort Landwirtschaft betrieben. Lediglich die 1779 in den Reichsadelsstand erhobenen Familie des späteren Regierungsdirektors von Kassel, Heinrich Otto von Porbeck (1764-1841), hielt das Gut über längere Zeit, von 1778 bis 1885.
Seit 1956 befindet sich die Anlage im Besitz der Hessischen Landgesellschaft.
Literatur
- Historisches Ortslexikon des Landes Hessen (HOL): Fritzlar-Homberg, S. 169 f.
- G. Landau, Beitrag zur Ortsgeschichte. “Die Kalbsburg”. In: ‘’Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde’’. Alte Folge 8 (1860), S. 392-395.
- L. Wenzel, “Der Hof auf der Warte bei Großenenglis”. In: ‘’Heimatschollen’’ 6 (1926), S. 3-5.
- Jochen Lengemann, ‘’Parlamente in Hessen 1808-1813’’. Biographisches Handbuch der Reichsstände des Königreichs Westphalen und der Ständeversammlung des Großherzogtums Frankfurt (Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen 7), Frankfurt a.M. 1991, S. 174.