Tierpark Hamm

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Tierpark Hamm
Vollständiger Name Tierpark Hamm gGmbH
Besonderheiten Sibirischer Tiger, Fossa, Tayra, Vierhornziege
Ort Grünstraße 150
59063 Hamm
Fläche 9 ha[1]
Eröffnung 30. Juni 1934
Tierarten 80 Arten (2023)[2]
Individuen etwa 550 Tiere (2023)[2]
Artenschwerpunkte Afrika, Asien, Neu- und Altweltkameliden, Trockennasenaffen
Besucherzahlen Über 300.000 (2022)[3]
Organisation
Leitung Geschäftsführer: Sven Eiber
Trägerschaft Stadt Hamm
Förderorganisationen Förderverein Tierpark Hamm e. V.
Mitglied bei VdZ, DTG
www.tierpark-hamm.de
Positionskarte
Tierpark Hamm (Nordrhein-Westfalen)
Tierpark Hamm (Nordrhein-Westfalen)

Koordinaten: 51° 39′ 46,5″ N, 7° 48′ 59,2″ O

Der im Süden der westfälischen Stadt Hamm gelegene Tierpark Hamm umfasst nach einer Erweiterung im Jahre 2019 eine Fläche von ca. 9 Hektar.[1] Im Jahr 2021 besuchten den Zoo erstmals 200.000 Menschen,[4] 2022 waren es bereits über 300.000 Besucher.[3] Er ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien in Hamm und im Umland.

Gründung und erste Jahre

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Am 6. August 1933 gründete der Hammer Buchbinder Fritz Vogel den Verein Tier- und Pflanzengarten, für den am 9. Mai 1934 mit seinen 100 Mitgliedern die Vereinssatzung verabschiedet wurde.[1]

Mit Gründung des Vereins Tierpark Hamm e. V. beginnt die Geschichte des Parks. Die Anlagen für den Tier- und Pflanzengarten wurden im Südenstadtpark errichtet, den die Stadt zur Verfügung stellte. Die ersten Gehege entstanden in Eigenhilfe. Man schaffte zunächst Fasane, Meerschweinchen und Wellensittiche an. Später kamen dann Damhirsche, Rehe, Füchse, Dachse und ein Wildschwein hinzu.[5]

Am 30. Juni 1934 eröffnete Bürgermeister Leinberger den so entstandenen ersten Tierpark. Der Verein hatte mittlerweile 6000 Mitglieder und war somit so etwas wie eine Volksbewegung in Hamm geworden. Er besserte in den folgenden Jahren mit einem abwechslungsreichen Unterhaltungsprogramm, das unter Beteiligung der Heessener Waldbühne unter anderem im Kurhaus angeboten wurde, seine Finanzen auf. Da der Tierpark zusätzlich pro Jahr etwa 100.000 Besucher anlockte, konnte der Ausbau zügig fortgeführt werden.

Der erste Tierpark hatte jedoch nur bis zum 22. April 1944 Bestand: Er wurde im Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges zerstört. Zu den Augenzeugen der Bombardierung zählen auch die Tierparkmitgründer Gustav Handtke und Adolf Göttker, die zur Zeit des Angriffs in der Anlage waren und sich in einen Graben retten konnten. Sie berichteten später, dass der Tierpark zwar von Bombeneinschlägen übersät war, jedoch lediglich Verletzte, aber keine Toten zu beklagen waren. Handtke selbst gehörte zu den Verletzten; ein schwerer Lehmklumpen brach ihm ein Bein. Die Soldaten des benachbarten Südenschützenhofes halfen bei den Rettungsarbeiten. Die überlebenden Tiere wurden vorübergehend bei einem Bauern in Uentrop untergebracht. Verzehrbare Tiere wie Hirsche oder Wildschweine wurden geschlachtet und verteilt.

Die Hammer Bevölkerung sorgte für die Demontage der übrig gebliebenen Ställe und Gehege, indem sie das verbleibende Material ausschlachtete, um ihre beschädigten oder zerstörten Häuser notdürftig auszubessern.

Tierparkgründer Vogel starb als Soldat im Zweiten Weltkrieg.[6][7]

Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg

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Am 28. März 1949 wurde der Verein Tier- und Pflanzengarten neu gegründet. Handtke und Göttker beteiligten sich erneut daran. Bis zum Jahresende hatte der neue Verein bereits 800 Mitglieder.

Auf dem Tierparkgelände waren während des Krieges 166 Bomben und 17 Luftminen niedergegangen. Deshalb mussten zunächst Bombentrichter aufgefüllt und die Wege wieder instand gesetzt werden. Jeden Abend trafen sich Freiwillige, die mit Hacke und Schaufel die notwendigen Arbeiten verrichteten.

1950 begann der Wiederaufbau der Anlagen und des Tierbestandes. Dieser zweite Tierpark hatte nur noch einen zoologischen Bereich und verzichtete auf die botanische Ausrichtung. Am 13. Mai 1951, dem Pfingstsonntag, wurde der Tierpark offiziell wiedereröffnet.

Der Tierpark konnte zunächst einen Aufwärtstrend verzeichnen. 1957 stand der Verein allerdings kurz vor der Insolvenz. Spenden und ein Zuschuss seitens der Stadt sorgten für das Überleben des Tierparks, der in den Folgejahren immer weiter ausgebaut wurde.[6][7]

1977 wurde das Tierasyl der Stadt Hamm im Tierpark eingerichtet. Zwei Jahre später wurde vom Trägerverein zusammen mit der Stadt das Naturkundemuseum in Angriff genommen. Günter Rinsche, damaliger Oberbürgermeister der jüngst zur Großstadt avancierten Stadt Hamm, legte am 24. September 1979 den Grundstein. Das so entstandene Gebäudeensemble im Zentrum des Parks wurde am 23. März 1982 der Öffentlichkeit übergeben. Das gesamte Projekt hatte 1,4 Millionen DM gekostet, für die die Stadt den Kapitaldienst übernahm.

Am 10. April 1986 wurde das Tierparkcafé eröffnet.[7]

Vom Verein über die Lebenshilfe zur städtischen Tochter

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Nach 71 Jahren seines Bestehens wurde der Verein Tierpark Hamm e. V. am 18. Dezember 2004 aus betriebswirtschaftlichen Gründen aufgelöst. Um den Tierpark dennoch erhalten zu können, wurde dieser zum 1. Januar 2005 in eine gGmbH überführt. Den Betrieb des Tierparks stellte zu dieser Zeit die Lebenshilfe Hamm als Hauptgesellschafter sicher, die das Ziel verfolgte, den Tierpark als Integrativbetrieb weiter zu führen.

Ehemaliges Naturkundemuseum

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Das ehemalige Naturkundemuseum

Das im März 1982 eröffnete Naturkundemuseum im Tierpark entstand aus der Überlegung, den Besuchern neben dem umfangreichen exotischen Tierbestand auch die Flora und Fauna der eigenen Region näherzubringen. Dafür wurden die drei wabenförmigen Hallen des Museums auf etwa 800 Quadratmetern mit einer Dauerausstellung aus entsprechenden Präparaten bestückt, teils aus Privatbetänden. Hinzu kamen mit der Zeit noch eine geologische Ausstellung und eine umfangreiche Sammlung von Insektenpräparaten. Das architektonisch besondere Gebäude musste jedoch aufgrund mangelnder baulicher Pflege und den daraus resultierenden massiven Schäden in der Holzkonstruktion bereits 2013 teilweise geschlossen werden. Die noch zeigbaren Präparate der zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr vollständigen Sammlung wurden an andere regionale Naturkundemuseen vermittelt.[8]

Endgültig abgerissen wurde das baufällige Museum gemeinsam mit dem ehemaligen Lemurenhaus im Sommer 2022. Auf dem Gelände sollen neue Anlagen mit Gastronomie und einem Indoor-Spielplatz entstehen.[9]

Vierhornziege
Sibirischer Tiger

Der Tierpark Hamm hält 2023 rund 550 Tiere aus 80 Arten[2] (zum Vergleich: Anfang 2011 waren es 800 Tiere aus 125 Arten).

Eine Rarität ist die Haltung der Vierhornziege, einer Nutztierrasse, die zu den seltenen Haustierrassen der Alpenregion gehört und sonst in Deutschland nur noch im Tierpark Bad Pyrmont und Tierpark Gotha gehalten wird.[10]

Ebenfalls selten in deutschen zoologischen Gärten zu sehen sind die Fossas aus Madagaskar. Sie bewohnen verschiedene Waldtypen, sowohl Regen- als auch Trockenwälder, und kommen auch in mit Bäumen bestandenen Savannengebieten vor. Der Tierpark plant, sich künftig an der Erhaltungszucht der durch großflächige Rodungen auf Madagaskar gefährdeten Art zu beteiligen.

Im Februar 2015 starb das Sri-Lanka-Leoparden-Weibchen Shankiri nach einer Notoperation wegen eines Tumorverdachts. Es handelte sich dabei um den letzten Sri-Lanka-Leoparden in deutschen Zoos – weltweit in Zoos gibt es nur noch ca. 60 Exemplare und 300–600 Tiere in freier Wildbahn.[11] Hamm hatte damit am Europäischen Zuchterhaltungsprogramm teilgenommen, es kam allerdings nicht zu Nachkommen.

Haltungsschwerpunkte sind Schmalnasenaffen (Mandrill, Pavian (Mischlingsform)), Huftiere (Elenantilope, Nilgauantilope, Hirschziegenantilope, Steppenzebra, Defassa-Wasserbock etc.) und Haustiere (Yak, Trampeltier, Alpaka, Vierhornschaf, -ziege etc.).

Im August 2008 wurden fünf Sibirische Tiger im Tierpark Hamm geboren. Die Elterntiere Shakira und Eyk waren Leihgaben des Tierparks Nadermann in Delbrück. Die Trächtigkeit der Tigerin blieb bis zur Geburt in die frühen Morgenstunden des 15. August 2008 verborgen. Der Sibirische Tiger gilt als akut vom Aussterben bedroht; die letzte großangelegte Zählung im Winter 2014/15 ergab nach Angaben des WWF 523 bis 540 Exemplare in Russland, weitere zehn in China.[12] Die fünf jungen Tiger, die in Hamm geboren wurden, leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Art in zoologischen Gärten. Die Tigerin ging später zurück nach Delbrück, das Vatertier wurde einem Zuchtprogramm in Südafrika übergeben.[13]

Nach der Geburt der Tiger forderte die Stadt im September 2008 die Bürger auf, Namensvorschläge für die Jungtiger einzureichen. Die Jury, zu der auch der damalige Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann gehörte, wählte fünf Siegesnamen aus und die Tiger wurden Kira, Hammlet, Shiva, Shaki und Taiga getauft. Alle Tiger wuchsen im Tierpark Hamm auf. Shiva, Shaki und Taiga wurden später an den kanadischen Zoo Sauvage de St-Félicien in Saint-Félicien in Quebec verkauft.[14] Im August 2019 ist Tiger Hammlet unerwartet an einem Herzversagen verstorben.[15] Im März 2024 lebt nur noch Kira im Tierpark Hamm.

Durch eine längere Phase der Ressourcenknappheit vom Ende der 1990er Jahre bis zur Übernahme des Tierparks durch die Lebenshilfe Hamm e. V. konnten teils wichtige Renovierungsarbeiten und grundlegende Instandhaltungsarbeiten nicht getätigt werden. Allein der Eigeninitiative der Beschäftigten ist es zu verdanken, dass Gehege und Anlagen des Tierparks trotzdem in einem ordnungsgemäßen Zustand gehalten und teilweise entschieden verbessert werden konnten.

Eine weitere Problematik des Parks ist die mit dem Standort verbundene Bodenbeschaffenheit. Da der Park zu großen Teilen auf ehemaligem Sumpfland erbaut und in den Jahren des Wiederaufbaus auf Drainagen etc. verzichtet wurde, entwickelt sich gerade in den Huftiergehegen nach mehrtägigem Niederschlag eine Schlammschicht an der Oberfläche. Dieser Situation wurde aber in den vergangenen Jahren durch das Hinzufügen von Entwässerungsgräben entgegengewirkt.

Nach der Übernahme des Parks durch die Lebenshilfe hat sich eine deutliche Investitionssteigerung im Tierpark bemerkbar gemacht. So wurden grundlegende infrastrukturelle Arbeiten ausgeführt. Dazu gehört die Neuverlegung von Wasser- und Stromleitungen sowie die Renaturierung des Tierparkteiches, die 2008 abgeschlossen wurde.

Auch wurde der Eingangsbereich erneuert. Im Dezember 2009 wurde das Fundament für das neue Eingangsgebäude gegossen. Am Mittwoch, den 17. Februar 2010, feierte man das Richtfest. Durch den harten Winter verzögerte sich die Fertigstellung des neuen Eingangsbereichs bis Ende April 2010. In den Neubau wurden etwa 270.000 Euro investiert. Er umfasst neben drei Kassenschaltern einen Souvenirshop und ein behindertengerechtes WC. Auch der Spielplatz wurde saniert.

Spielplatz

Für die Zukunft plant der Tierpark die Schaffung von Themenbereichen, wie es sie beispielsweise in der Zoom-Erlebniswelt in Gelsenkirchen gibt. Auch sollen die Tiere so verlegt werden, dass Tiere, die sich in der Natur einen Lebensraum teilen, auch im Tierpark miteinander leben. Ein weiteres großes Anliegen ist die Sanierung der Gehege mit Hilfe von Spendengeldern. Ein stärkerer Fokus soll auf die Zucht gelegt werden,[16] ein Ansatz, der allerdings durch den Tod des Sri-Lanka-Leoparden-Katers Negombo einen empfindlichen Rückschlag erhalten hat.

Im Sommer 2017 wurde das Entwicklungskonzept 2025 erarbeitet. Es sieht viele Neuerungen zur Aufwertung des Tierparks vor. Einige Aspekte wurden bereits umgesetzt. So hat der Tierpark im Zentrum seit 2020 einen neuen Spielplatz. Außerdem haben die Lemuren wie die Kattas und die Weißkopfmakis ein neues Zuhause bekommen. Am Teich wurde eine neue Madagaskaranlage gebaut. Sie besteht neben der großen Außenanlage aus einem modernen Haus, in dem die Tiere auch bei Kälte einen Rückzugsort haben. Das Haus kann auch von Besuchern betreten werden. Die Außenanlage ist nicht eingezäunt, sondern durch einen kleinen Wassergraben abgegrenzt.

2024 eröffnet der Tierpark Hamm eine neue Voliere u. a. für Vögel aus Afrika. Im hinteren Teil des Parks, hinter dem Mandrillhaus, entsteht eine Afrikavoliere. Außerdem soll in den kommenden Jahren der Bau einer neuen Gastronomie beginnen. Die aktuelle Gastronomie ist mit den wachsenden Besucherzahlen zu klein geworden. Außerdem soll es bis 2025 einen Indoorspielplatz geben.

Einzelnachweise

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  1. a b c Tierpark Hamm im Ruhr-Guide. Abgerufen am 4. März 2023.
  2. a b c Offizieller Flyer und Lageplan 2023 (PDF; 4,7 MB) auf der Website des Tierparks. Abgerufen am 4. März 2023.
  3. a b Glücklich trotz Schietwetter: Familie Holz macht die 300.000 voll. Westfälischer Anzeiger. 28. Dezember 2022, abgerufen am 4. März 2023.
  4. Sarah Hanke: Tierpark: Mehr Besucher als je zuvor, doch manche(r) vergreift sich im Ton. Westfälischer Anzeiger. 5. Februar 2022, abgerufen am 4. März 2023.
  5. Historie des Tierparks auf der offiziellen Website Abgerufen am 4. März 2023.
  6. a b Anneliese Beeck, Hamm unterm Hakenkreuz. 1930–1945. Westfälischer Anzeiger Verlagsgesellschaft. Hamm 2007. ISBN 978-3-924966-33-1.
  7. a b c Hans-Karl Dotter, Anneliese Beeck, Streiflichter aus unserer Stadt. Hammer Wochenkalender 1991. Der Westfälische Anzeiger war dabei. Rückblick auf 25 Jahre Stadtgeschichte, Hamm 1991.
  8. Naturkundemuseum im Tierpark ist Geschichte. Westfälischer Anzeiger. 28. Januar 2015, abgerufen am 4. März 2023.
  9. Ulrich Wille: Tierparkumbau: Altes Affenhaus und Museum abgerissen - das ist geplant. Westfälischer Anzeiger. 22. Juni 2022, abgerufen am 4. März 2023.
  10. Aktuelle Haltungen Vierhornziege. In: Webseite Zootierliste. 1. Februar 2015, abgerufen am 26. April 2015.
  11. Trauer im Tierpark: Leopardin „Shankiri“ tot. In: Webseite Westfälischer Anzeiger. 20. Februar 2015, abgerufen am 26. April 2015.
  12. Monitoring der Bestandsentwicklung. WWF. 11. April 2016, abgerufen am 4. März 2023.
  13. Cedric Sporkert: Tiger "Hammlet" wird zehn: Vom Kätzchen zum Raubtier. Westfälischer Anzeiger. 28. August 2018, abgerufen am 4. März 2023.
  14. Der ausgezeichnete Zoo. In: Hamm-Magazin, Ausgabe 36, Mai 2009, Seite 6 (Online-Version).
  15. Sarah Hanke: Warum Tigerin „Kira“ im Hammer Tierpark keinen neuen Partner bekommt. Westfälischer Anzeiger. 9. Februar 2022, abgerufen am 4. März 2023.
  16. Stadtanzeiger für Hamm und Bönen vom 16. Februar 2011.
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