Terroranschlag in Istanbul am 28. Juni 2016

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Flughafen Istanbul-Atatürk, zentraler Eingangsbereich, 2007

Der Terroranschlag in Istanbul am 28. Juni 2016 wurde im und am Flughafen Istanbul-Atatürk von drei Selbstmordattentätern verübt. Die türkische Regierung und Terrorexperten vermuten die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) hinter dem Anschlag.[1] Ein Bekenntnis steht aus.

Nachdem sie mit einem Taxi zum Flughafen gelangten, schoss einer der Täter gegen 21:50 Uhr Ortszeit (20:50 Uhr MESZ) im Eingangsbereich der Ankunftshalle im Erdgeschoss, in der Nähe der Röntgen-Sicherheitskontrolle, mit einem Kalaschnikow-Sturmgewehr um sich;[2] wenig später warf er mehrere Handgranaten in die Menge und zündete einen weiteren Sprengsatz.[3][4]

Im entstehenden Chaos gelangte ein zweiter Täter durch die Sicherheitsschleuse in das Gebäude. Er wurde, wie Überwachungsvideos zeigen, in der Abflughalle im Obergeschoss durch Zivilpolizisten angeschossen und zündete anschließend einen am Körper befestigten Sprengsatz.[4][5]

Über den dritten Attentäter ist bisher lediglich bekannt, dass er im Außenbereich des Gebäudes, wohl am Abgang zur U-Bahn (Linie M1), ebenfalls eine Bombe zündete.[6][7]

Die drei Attentäter starben beim Anschlag.

Die meisten Opfer waren türkischer Nationalität, daneben starben 20 Menschen aus 10 weiteren Ländern.[8]

Opfer nach Nationalität
Nationalität Getötet Verletzt Quelle
Turkei Türkei 23 [9]
Saudi-Arabien Saudi-Arabien 6 [9]
Staat Palästina Palästina 3 [10]
Jordanien Jordanien 3 [11]
Irak Irak 2 [9]
Iran Iran 1 5 [9]
Ukraine Ukraine 1 3 [12][13]
Tunesien Tunesien 1 1 [14]
Usbekistan Usbekistan 1 [9]
China Volksrepublik Volksrepublik China 1 [9]
Deutschland Deutschland 0 1 [15]
unbekannt 2 227 [16]
Total 45[8] 235 [9]

Nach Angaben türkischer Ermittlungsbehörden stammten die Attentäter aus Dagestan, Kirgisistan und Usbekistan.[17] In den Tagen nach dem Anschlag durchsuchte die Polizei laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu Häuser in mehreren Istanbuler Stadtteilen und anderen türkischen Städten und nahm 24 Personen fest, davon neun Personen in Izmir und 15 Ausländer. Die Verdächtigen sollen den IS finanziell unterstützt und Kämpfer für den Dschihad des IS rekrutiert haben.[18][19][20]

Der von türkischen Medien und dem österreichischen Innenministerium als Drahtzieher des Anschlags verdächtigte Ahmed Tschatajew immigrierte 2003 aus Tschetschenien nach Österreich und erhielt dort Asyl.[21] Neun Jahre später tauchte er ab und stieg zu einer "führenden Figur" der Terrorgruppe IS auf.[22] Tschatajew wurde am 22. November 2017 bei einem Anti-Terror-Einsatz georgischer Sicherheitskräfte in Tiflis getötet.[23]

Nach den Explosionen wurden alle Abflüge gestrichen. Nach 00:10 Uhr Ortszeit durften auch keine Flugzeuge mehr auf dem Flughafen landen. Der Flugverkehr am Flughafen wurde eingestellt, die Flüge von und nach Istanbul wurden gestrichen oder umgeleitet.[2] Der Flughafen blieb bis in die Morgenstunden geschlossen und begann dann wieder einen eingeschränkten und stark abgesicherten Betrieb.

Einen Tag zuvor hatte das US-amerikanische Außenministerium erst eine Reisewarnung für die Türkei, die bereits seit März 2016 vor Reisen ins irakische und syrische Grenzgebiet warnte, aktualisiert und auf weitere türkische Provinzen erweitert. Eine explizite Reisewarnung für Istanbul gab es allerdings nicht.[24] Nach dem Anschlag mahnt die US-Behörde bei Reisen nach Istanbul zu erhöhter Vorsicht.[25] Auch das deutsche Auswärtige Amt warnt bisher von Reisen in das Grenzgebiet der Türkei zu Syrien und Irak. Personen, die nach Istanbul reisen wollen, wird seit Mitte Juni 2016 zu erhöhter Vorsicht geraten.[26]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Anschlag auf Atatürk-Flughafen: Türkische Regierung verdächtigt den IS.
  2. a b Daren Butler, Ayla Jean Yackley et al.: Suspected Islamic State suicide bombers kill 36 at Istanbul airport. In: reuters.com. 28. Juni 2016, abgerufen am 29. Juni 2016.
  3. Bericht auf dem Fernsehsender CNN am 28. Juni 2016
  4. a b Zahl der Terror-Opfer steigt auf 41 (Memento vom 30. Juni 2016 im Internet Archive)
  5. Video appears to show Istanbul attacker detonating bomb - CNN Video. Abgerufen am 30. Juni 2016.
  6. Pressebericht türkisches Staatsfernsehen 28. Juni 2016
  7. Pressebericht Kurier.at
  8. a b Nach Anschlag in Istanbul: Zahl der Opfer steigt auf 45
  9. a b c d e f g Attentat d'Istanbul: 23 Turcs et 13 ressortissants étrangers tués, BFM TV, 29. Juni 2016
  10. Istanbul airport attack: Isis behind deaths of at least 41, PM says – as it happened
  11. Jordan condemns Istanbul airport attack
  12. Ukrainians among victims of terrorist attack in Istanbul, UNIAN (29. Juni 2016)
  13. Інформація про "гарячі лінії" МЗС України та Генконсульства у Стамбулі (оновлюється)
  14. Attentat d’Istanbul : Un Tunisien parmi les victimes, Webdo.tn, 29 juin 2016
  15. An zerstörten Scheiben vorbei in den Flieger - ZDF (Memento vom 29. Juni 2016 im Internet Archive), (29. Juni 2016)
  16. The Latest: Death toll in Turkish suicide attack at least 44. In: metronews.ca. 30. Juni 2016, archiviert vom Original am 29. Juni 2016; abgerufen am 30. Juni 2016.
  17. Atatürk Airport: Attentäter kamen aus Russland, Kirgisien und Usbekistan. Spiegel Online, 30. Juni 2016.
  18. Istanbul-Anschlag: Neue Hinweise auf Attentäter - news.ORF.at. 1. Juli 2016, abgerufen am 2. Juli 2016.
  19. Terror in Istanbul: 13 Festnahmen nach Anschlag. In: fr-online.de. 30. Juni 2016 (fr.de [abgerufen am 30. Juni 2016]).
  20. Das ist der Selbstmordattentäter von Istanbul. In: Welt Online. 13. Januar 2016 (welt.de [abgerufen am 30. Juni 2016]).
  21. Istanbul-Terror: Spur führt nach Österreich, Die Presse, 30. Juni 2016
  22. Stephan Löwenstein: Anschlag auf Flughafen: Attentäter von Istanbul planten Geiselnahme. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 1. Juli 2016, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 2. Juli 2016]).
  23. Flughafenattentäter von Istanbul tot. In: ORF, 1. Dezember 2017. Abgerufen am 1. Dezember 2017.
  24. Turkey Travel Warning. U.S. Department of State Bureau of Consular Affairs, 26. März 2016, archiviert vom Original am 28. Juni 2016; abgerufen am 29. Juni 2016.
  25. Crisis in Istanbul. U.S. Department of State Bureau of Consular Affairs, 28. Juni 2016, archiviert vom Original am 28. Juni 2016; abgerufen am 29. Juni 2016.
  26. Türkei: Reise- und Sicherheitshinweise. Auswärtiges Amt, 29. Juni 2016, abgerufen am 29. Juni 2016.