Ter Apel
Provinz | Groningen |
Gemeinde | Westerwolde |
Fläche – Land – Wasser |
24,92 km2 24,31 km2 0,61 km2 |
Einwohner | 10.400 (1. Jan. 2024[1]) |
Koordinaten | 52° 53′ N, 7° 4′ O |
Bedeutender Verkehrsweg | |
Vorwahl | 0599 |
Postleitzahlen | 7831, 7877, 7881, 7895, 9551, 9561 |
Die Ortschaft Ter Apel liegt im Norden der Niederlande in der Provinz Groningen und ist mit 10.400 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2024) das größte Dorf der Gemeinde Westerwolde.[1] Seit 2017 besteht dort das zentrale Flüchtlingsauffanglager für die Niederlande.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort liegt am Rande des Bourtanger Moors und grenzt im Osten, bei Rütenbrock, an Niedersachsen, sowie im Südwesten an das drentsche Emmen.
Am östlichen Ortsrand entspringt die Ruiten Aa, der Oberlauf der Westerwoldsche Aa.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort ging aus einem Kloster des Ordens vom Heiligen Kreuz hervor. Er wurde 1465 von Mönchen des Klosters Bentlage gegründet und Nova Lux lateinisch Neues Licht genannt. Erster Abt des Klosters Nova Lux war bis 1487 Heinrich van den Berg.[2] 1594 wurde das Kloster infolge der Reformation aufgehoben.
In den 1970er Jahren sind um den in der Mitte des Ortes gelegenen Badesee zahlreiche Einfamilienhäuser entstanden, die wesentlich zum Wachstum des Ortes beigetragen haben.
2017 wurde in Ter Apel in einer ehemaligen NATO-Militärbasis[3] das zentrale Flüchtlingsauffanglager für die Niederlande eröffnet, in dem bis zu 2000 Personen untergebracht werden können. Im Jahr 2018 wurden Asylverfahren dort meist innerhalb von acht Tagen durchgeführt.[4] Das Zentrum beschäftigt rund 600 Mitarbeiter aus allen für die Durchführung des Verfahrens notwendigen Bereichen.[5] Im Juli 2022 war das Lager vollkommen überfüllt. Asylsuchende mussten unter freiem Himmel oder auf Tischen und Stühlen schlafen, bis das Rote Kreuz, das die Zustände in Ter Apel als „unmenschlich“ bezeichnete, dort Zelte aufstellte.[6] Einem Den Haager Gerichtsurteil zufolge sei die Notunterkunft nicht menschenwürdig.[7]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das 1465 aus Backstein errichtete Kloster kann seit Juni 2010 besichtigt werden.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Straßen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ter Apel liegt im Schnittpunkt der niederländischen Provinzialstraßen N364, N366 und N379; nur etwa 10 km östlich befindet sich auf deutschem Gebiet die Anschlussstelle Haren an der A 31. Die Städte Stadskanaal und Emmen liegen jeweils gut 15 km nordwestlich bzw. südwestlich von Ter Apel in den Niederlanden, die nächstgelegene deutsche Stadt Haren befindet sich 14 km südöstlich.
Eisenbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Nebenbahnen in die Nachbarstädte Emmen und Stadskanaal sind stillgelegt, letztere (über Musselkanaal und Zandberg) seit 1972,[8] und weitgehend abgebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts war geplant, die Eisenbahnstrecke von Stadskanaal nach Ter Apel bis Meppen weiterzuführen. Für den deutschen Streckenabschnitt erteilte die preußische Regierung 1910 dem Landkreis Meppen die Baugenehmigung. Doch ließ der Erste Weltkrieg das Vorhaben ruhen. 1920 unternahm der Landkreis Meppen einen zweiten Anlauf.[9] Diesmal verhinderte die Inflation die Verwirklichung des Vorhabens. Auch ein dritter Anlauf nach der Einführung der Rentenmark scheiterte.[10] Derweil hatte die niederländische Eisenbahngesellschaft Stadskanaal-Ter Apel-Rijksgrens (STAR) im Vertrauen auf die deutsche Zusage die Strecke von Ter Apel bis zur Grenze fertiggestellt. 1924 nahm sie den Betrieb auf. Sie war jedoch von Anbeginn unrentabel, da sie an der Grenze endete und ohne Anschluss an das deutsche Netz blieb. Nach nur zwei Jahren wurde die Stichstrecke zur Grenze stillgelegt – und damit erst richtig bekannt. Denn die STAR-Linie war und ist die niederländische Bahnstrecke mit der kürzesten Betriebsdauer.[11]
Sport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Ter Apel befindet sich die Autospeedway- und Stockcarbahn „De Polderputten“, die von der NNO (Noord Nederlandse Ovalracing) betrieben wird und an die niederländische Motorsportbehörde KNAF angeschlossen ist. Auf der 460 m bzw. 320 m langen Bahn fahren verschiedene Motorsportklassen.
Der heimische Schwimmsportklub Zepta Ter Apel trägt jedes Jahr mit mehr als 150 teilnehmenden Mannschaften eines der größten Wasserballturniere der Welt aus.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Voel de eeuwen in Museum Klooster Ter Apel. Abgerufen am 19. September 2024 (niederländisch).
- Im Gespräch mit der Klosterführerin über Ter Apel (deutsch)
- Website der Autospeedwaybahn „De Polderputten“ (niederländisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Kerncijfers wijken en buurten 2024. In: StatLine. CBS, 14. Oktober 2024, abgerufen am 17. Oktober 2024.
- ↑ Thomas Giessmann, Mechtild Huesmann, Lothar Kurz (Bearb.): Die Chronik des Klosters Bentlage vor Rheine. Edition und Übersetzung. Aschendorff, Münster 2011, S. 87 u. 123.
- ↑ Ludger Kazmierczak: Das Moria der Niederlande. Tagesschau, 26. August 2022, abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Kerstin Schweighöfer: Im Flüchtlingszentrum Ter Apel soll sich niemand zuhause fühlen bei Deutschlandfunk vom 4. Juli 2018.
- ↑ Fiona Erhlers: Kurzer Prozess. In: Der Spiegel. Nr. 27, 2018, S. 30–32 (online – 30. Juni 2018).
- ↑ Thomas Gutschker: Kein Platz für Flüchtlinge. In den Niederlanden müssen Asylsuchende im Freien schlafen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Juli 2022, S. 4.
- ↑ Niederlande müssen Flüchtlinge besser versorgen. In: FAZ.net. 6. Oktober 2022, abgerufen am 6. Oktober 2022.
- ↑ De geschiedenis van de NOLS in chronologische volgorde, 1970–1979, abgerufen am 20. Oktober 2016.
- ↑ Der Bahnbau Meppen-Ter Apel. Denkschrift der Kreiskommission für den Bahnbau Meppen-Ter Apel mit Stichbahn Fullen-Gross-Hesepe. Selbstverlag der Kreiskommission Meppen, Meppen 1920.
- ↑ Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bahn „Meppen-Ter-Apel“ als Erschließerin des Bourtanger Moores und der angrenzenden Heideflächen (1925 oder 1925 erschienen).
- ↑ Anneke Huyser: Van NOLS tot STAR. Een historische schets van Museumspoorlijn Veendam-Stadskanaal-Musselkanaal. Uitgeverij De Wijze Kater, Utrecht 2002, ISBN 90-5111-002-2.