Reederei Norden-Frisia

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Aktiengesellschaft Reederei Norden-Frisia

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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1871
Sitz Norderney, Deutschland
Leitung Carl-Ulfert Stegmann
Mitarbeiterzahl 278[1]
Umsatz 46,4 Mio. Euro[1]
Branche Schifffahrt, Charterfahrten, Personen- und Güterverkehr, Flugverkehr, Offshore-Versorgung
Website www.reederei-frisia.de
Stand: 31. Dezember 2021

Die Aktiengesellschaft Reederei Norden-Frisia mit Sitz auf der ostfriesischen Insel Norderney[1] betreibt den Personen- und Frachtverkehr zu den Nordseeinseln Norderney und Juist sowie Ausflugsverkehr und ist zugleich die Muttergesellschaft einer Unternehmensgruppe, welche weitere touristische und logistische Dienstleistungen erbringt.[2]

Die Reederei ist mit 39,7 Prozent an der Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum (W.D.R.) beteiligt und umgekehrt die Wyker Dampfschiffs-Reederei an der Reederei Norden-Frisia.[3]

Geschichte der AG Reederei Norden-Frisia

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Aktie über 1000 Mark der AG Reederei Norden-Frisia vom 1. Juni 1920

Im Jahr 1797 erlangte Norderney den Titel als erstes deutsches Nordseebad. Die Anreise gestaltete sich jedoch recht schwierig und lang. Schiffe legten nur von Bremen und Hamburg ab und erreichten Norderney, manchmal erst nach Tagen, nur über die Insel Helgoland. Ab 1843 wurde Norderney auch von Emden und Leer aus mit großen Dampfschiffen angefahren. Die Schiffe, die in der damaligen Zeit vom heutigen Norddeich ablegten, waren nur kleine, unkomfortable Segler, deren Fahrzeiten von den Witterungsverhältnissen abhängig waren.

Im Juni 1871 beschlossen schließlich 23 Männer aus Norden und Norderney, darunter der Reichstagsabgeordnete Wilhelm von Freeden, der frühere Norder Bürgermeister Johann Hillern Taaks und die beiden Senatoren Rickleff Eiben und Enno Oldewurtel[4], „den Verkehr nach den Inseln Norderney und Juist in geordnete Bahnen“ zu bringen, und gründeten die Dampfschiffsrhederei Norden. Diese stellte 1872 den ersten Dampfer in Dienst und ließ erstmals eine befestigte Landungsbrücke im Norderneyer Hafen errichten. Aus anfänglichen Problemen, zum Beispiel der Unzuverlässigkeit im Winter und dem daraus resultierenden Unmut der Norderneyer Bevölkerung, ergab sich eine Einstiegschance für Konkurrenten, und so wurde 1893 die Norderneyer Dampfschiffsrhederei Einigkeit gegründet. Der scharfe Konkurrenzkampf wurde jedoch später beigelegt und man arbeitete zusammen.

1906 entbrannte der Konkurrenzkampf erneut, als die Neue Dampfschiffs-Reederei Frisia ihren Betrieb aufnahm. Nach Liquidation der Norderneyer Dampfschiffsrhederei Einigkeit schlossen sich die beiden übrig gebliebenen Reedereien 1909 zu einer Betriebsgemeinschaft zusammen und fusionierten schließlich 1917 zur Aktiengesellschaft Reederei Norden-Frisia.

1922 wurde die erste Motoren- und Maschinenwerkstatt erworben und der Fuhrpark erweitert. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Schiffe von der Marine beschlagnahmt und gingen teilweise verloren. Nach Kriegsende übernahmen die Briten kurzzeitig den Inselverkehr, bis im Spätsommer 1945 die Reederei wieder ihren Betrieb aufnehmen konnte.

Bis dahin wurden nur Personen befördert; bei vielen Besuchern und Insulanern stieg jedoch das Interesse daran, wie es die Briten boten, ihr Kraftfahrzeug mit auf die Insel zu nehmen. Dieser Wunsch wurde mit Hilfe von umgebauten Frachtern umgesetzt, bis schließlich 1962 die erste kombinierte Personen-Autofähre in Dienst gestellt wurde.

1969 nahm die AG Reederei Norden-Frisia den Luftverkehr auf. Ein Jahr später koppelte sie die Frisia Luftverkehrs GmbH als Tochterunternehmen aus.

Im Laufe der 1980er Jahre ließ die Reederei die gesamte Flotte erneuern oder umbauen und Mitte der 1990er Jahre abermals modernisieren. Mit der Frisia IV stellte das Unternehmen im April 2002 erstmals eine Doppelendfähre in Dienst. Diese braucht in der Mole von Norddeich nicht mehr zu wenden und kann in beide Richtungen fahren. Am 11. März 2003 wurde die Frisia VIII an die Reederei Coonatramar in Puntarenas, Costa Rica, überführt. Sie fährt dort unter dem Namen San Lucas II.

Seit 1998 wickelt die AG Reederei Norden-Frisia für die Gemeinde Norderney die Abführung der Kurtaxe eines jeden Inselbesuchers, der die Fährüberfahrt von Norddeich-Mole nach Norderney in Anspruch nimmt, durch unabdingbare Kombination des Fährtickets mit der Kurkarte (NorderneyCard) ab. Damit ist ein Inselbesuch per Frisia-Fähre – unabhängig von der Inanspruchnahme von Kurleistungen – ohne Entrichtung der Kurabgabe nicht möglich. Dies gilt mittlerweile auch für die Gemeinde Juist.

Im Sommer 2020 wurde durch das AG-Reederei-Norden-Frisia-Tochterunternehmen Cassen-Tours GmbH mit der kleinen Schnellfähre Inselexpress 1 aus Aluminium mit Platz für maximal elf Passagiere ein fahrplanmäßiger Fährdienst zwischen Norddeich und der Insel Juist aufgenommen.[5][6]

Vom Festlandhafen Norddeich bietet die Reederei regelmäßige Linienverbindungen nach Norderney und Juist an. Der Verkehr nach Norderney erfolgt dabei dank einer ausreichend tiefen Fahrrinne tidenunabhängig, der nach Juist tidenabhängig. Eingesetzt werden neben diversen Auto- und Passagierfähren auch zwei reine Frachtfähren zur Versorgung der Inseln mit benötigten Gütern.

Tochterunternehmen

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Neben dem originären Fährgeschäft betreibt die Reederei über verschiedenen Tochterunternehmen weitere maritime, touristische und logistische Dienstleistungen.

Die Peter Tjaden Nahverkehrs GmbH betreibt zusammen mit einem Mitbewerber den Nahverkehr in Norderney. Die FLN Frisia-Luftverkehr GmbH bietet Linienflüge zu den ostfriesischen Inseln sowie Flugzeugcharter an. Außerdem betreibt sie die Flugplätze Baltrum und Harle sowie die großen Inselparkplätze nahe dem Hafen Norddeich. Die Nordsee E-Mobility GmbH vermietet E-Bikes und Elektroautos in Norddeich sowie auf der Insel Norderney. Von der Cassen-Tours Cassen Eils & Frisia Touristik GmbH werden Ausflugsfahren ab den Häfen Norddeich, Norderney, Juist und Greetsiel angeboten. Zudem führt das Unternehmen Seebestattungen durch. Zudem ist die Reederei Norden-Frisia zusammen mit der Reederei Baltrum-Linie GmbH an der Entsorgungsreederei GmbH beteiligt, die mit dem Entsorgungsschiff Störtebeker die Müllentsorgung der ostfriesischen Inseln durchführt.

Die Reederei ist zudem größter Anteilseigner des nordfriesischen Fährbetreibers Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH.

Ehemaliges Tochterunternehmen

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Neben dem Kerngeschäft war die Reederei über ihr Tochterunternehmen Frisia-Offshore GmbH auch in der Versorgung von Offshore-Windparks wie alpha ventus engagiert. Hierzu betrieb sie die Offshore-Katamarane Wind Force I und Wind Force II, die speziell als vielseitig einsetzbare Transportfahrzeuge für Personen und Ladung zu Offshore-Windparks gebaut wurden.[7] Weiterhin wurden die Beaufort, die Otto Treplin und die Gode Wind eingesetzt. 2018 wurde diese Gesellschaft mit der Muttergesellschaft verschmolzen.[1]

Um die Versorgung zu verbessern, wurde im Sommer 2008 zusammen mit der WIKING Helikopter Service GmbH die FRI KING Offshore GmbH gegründet. Sitz dieser Firma ist der Stammsitz der WIKING am Flugplatz Wilhelmshaven-Mariensiel.[8]

Bauname Schiffsart Bauwerft Baujahr
Frisia I RoPax-Schiff Jos. L. Meyer 1970[9]
Frisia II RoPax-Schiff Jos. L. Meyer 1978
Frisia III RoPax-Schiff Cassens-Werft 2015
Frisia IV RoPax-Schiff Cassens-Werft 2002
Frisia VI RoPax-Schiff Jos. L. Meyer 1968
Frisia VII Frachtschiff Oderwerft 1984
Frisia VIII Frachtschiff Sietas-Werft 2010
Frisia IX Fahrgastschiff J. Diedrich 1980
Frisia X Fahrgastschiff J. Diedrich 1972
Frisia XI Fahrgastschiff J. Diedrich 1969

Hinzu kommen die Schiffe für die Windparkversorgung, darunter Katamarane des Wind-Force-Typs.

Das größte Schiff der Flotte ist die am 28. Juli 2015 in Dienst gestellte und bei der Cassens-Werft in Emden gebaute Frisia III mit einer Länge von 74,3 Metern und einer Breite von 13,4 Metern. Sie kann 60 Fahrzeuge und rund 1500 Passagiere befördern. Äußeres Erkennungsmerkmal sind, wie bei der Frisia IV, die beiden Schornsteine. Beide Schiffe verfügen über einen Voith-Schneider-Antrieb zur besseren Manövrierbarkeit.[10][11][12]

Ehemalige Schiffe

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Bild Bauname Schiffsart Länge (m) Bauwerft Baujahr Verbleib
Stadt Norden Doppelschraubendampfer 29,30 nach 1912 verkauft, 1914 durch Strandung verlorengegangen
Ostfriesland Raddampfer 31,68 Ankauf 1888, in der Flotte bis 1912, anschließend zur Verschrottung in Wilhelmshaven verkauft
Norddeich Raddampfer 45,70 1892 Bis 1956 in der Flotte,
Frisia V 1975 vor ihrem Umbau Frisia V RoPax-Schiff Jos. L. Meyer 1965 Bis 2016 im Liniendienst tätig. Sie wurde mehrfach umgebaut. Der einseitige Brückenaufbau (Spitzname: Flugzeugträger) wurde 1991 auf die volle Schiffsbreite erweitert.

Die Frisia III war von 1960 bis 2000 im Dienst der Reederei und wurde dann nach Finnland an Saimaa Ferries verkauft, wo sie den Namen Koli III erhielt. 2010 wurde sie in Bluewhite Eagle umbenannt und 2017 verschrottet.

Der Katamaran Cat No. 1, der 1999 für den Helgolandverkehr in Dienst gestellt worden war, wurde mit Wirkung zum 20. Dezember 2006 an das Fährunternehmen Linda Line Express in Tallinn verkauft. Dort wird er seit Frühjahr 2007 als Merilin unter der Flagge Estlands zusammen mit zwei Tragflächenbooten im Liniendienst zwischen Tallinn und Helsinki eingesetzt. Der Grund für den Verkauf waren zu hohe Betriebskosten, die nicht mehr durch entsprechend hohe Fahrpreise aufgefangen werden konnten. Mit dem Cat No. 1 wurden zunächst in der Saison täglich zwei Abfahrten von Cuxhaven nach Helgoland sowie weitere Abfahrten von Borkum, Norderney, Langeoog, Sylt und Amrum angeboten. 2001 wechselte der Katamaran auf die Strecke Hooksiel–Helgoland; von 2005 an fuhr er von Wilhelmshaven nach Helgoland.

Commons: Reederei Norden-Frisia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Reederei Frisia. Aktiengesellschaft Reederei Norden-Frisia, abgerufen am 18. Januar 2013.
  • Inselfähren: A.G. REEDEREI NORDEN-FRISIA. Cai Rönnau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. März 2012; abgerufen am 21. Oktober 2009.
  • Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Reederei Norden-Frisia in den Historischen Pressearchiven der ZBW

Einzelnachweise

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  1. a b c d Konzernjahresabschluss per 31. Dezember 2021, bundesanzeiger.de, abgerufen am 1. August 2023
  2. AG Reederei Norden-Frisia: Website der Frisia e-Mobilität. Abgerufen am 20. Juli 2021.
  3. Geschichte: Verkehrsunternehmen und Inselversorger. Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH, abgerufen am 13. Dezember 2022.
  4. Werner Jürgens: Fährverkehr: 23 ehrenwerte Herren machen Dampf, In: Ostfriesen-Zeitung, Wochenend-Magazin, 17. Juni 2021, Seite 3.
  5. Timo Jann: Norden-Frisia mit „Inselexpress“ · Aluminiumboote für elf Passagiere kommen von und nach Juist zum Einsatz. In: Täglicher Hafenbericht vom 21. Juli 2020, S. 3
  6. Inselexpress Schnellfähre abgerufen am 6. August 2020
  7. Daten der Wind Force I. Frisia-Offshore GmbH, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Februar 2011; abgerufen am 8. September 2024.
  8. Peter Andryszak: Frisia: Offshore Versorgung. In: Deutsche Seeschifffahrt. Band 10/2009. Storck-Verlag, 2009, ISSN 0948-9002, S. 12–17.
  9. Reederei Frisia – Schiffsdatenbank. Abgerufen am 29. November 2019.
  10. Michael Meyer: Umweltfreundlich ohne Flüssiggas-Antrieb. In: Täglicher Hafenbericht, 29. Januar 2014, S. 4.
  11. Jörg Schürmeyer: Cassens-Werft baut neue Fähre nach Norderney. Nordwest-Zeitung Verlagsgesellschaft, 28. Januar 2014, abgerufen am 16. September 2014: „Die AG Reederei Norden-Frisia (Norderney) hat den Neubauauftrag für eine neue Inselfähre nach Norderney an die Emder Cassens-Werft vergeben. Wie die Unternehmen am Montag mitteilten, soll die fast 75 Meter lange Doppelendfähre im Sommer 2015 an die Reederei übergeben werden. Über den Auftragswert des Schiffsneubaus vereinbarten beiden Seiten Stillschweigen.“
  12. Bauauftrag für neue umweltfreundliche Inselfähre an Cassens-Werft vergeben. Juist Net News, 29. Januar 2014, abgerufen am 16. September 2014: „Die neue Doppelendfähre wird fast identische Abmessungen wie das Schwesterschiff „Frisia IV“ haben. Unter dem Gesichtspunkt eines nachhaltigen Umweltschutzes und des Einsatzes im Weltnaturerbe Wattenmeer wird dieses Fahrgastschiff, wie schon der letzte Neubau der Reederei, die „Frisia VIII“, mit modernster Technik zur Emissionsminderung ausgestattet.“