Rossija Sewodnja

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Rossija Sewodnja
Rechtsform FGUP
Gründung Dezember 2013
Sitz Moskau, Russland
Leitung Dmitri Kisseljow
Branche Medien
Website россиясегодня.рф
Stelle in Moskau

Rossija Sewodnja („Russland heute“, russisch Россия сегодня; Aussprache/?) ist ein Medienunternehmen des russischen Staates mit Sitz in Moskau. Unter der Dachmarke Sputnik betreibt es ein Nachrichtenportal und Radiosender in 30 Sprachen. Das Unternehmen gilt als Propaganda-Apparat des russischen Präsidenten Wladimir Putin,[1] vorgeworfen werden unter anderem Zensur[2] und Homophobie.[3][4]

Das Unternehmen ging aus der ehemaligen Nachrichtenagentur RIA Novosti (früher Sowinformbüro), dem Auslandrundfunksender Stimme Russlands (früher Radio Moskau), dem Fernsehsender RT (früher Russia Today) und der an RT angeschlossenen TV-Agentur Ruptly hervor. Rossija Sewodnja wurde am 9. Dezember 2013 per Dekret des russischen Präsidenten gegründet[5] und wird von Dmitri Kisseljow geleitet. Hierbei sollte die Verbreitung von gezielter Propaganda im Inland wie im Ausland verstärkt werden.[1] Erste Chefredakteurin ist Margarita Simonowna Simonjan.

Gemäß dem russischen Wirtschaftsblatt RBKdaily bekam Rossija Sewodnja für den Ausbau des internationalen Angebots für das Jahr 2015 rund 263 Millionen Euro.[6]

Durch Erlass Nr. 894, den der russische Präsident Wladimir Putin am 9. Dezember 2013 unterzeichnete, wurden die „Stimme Russlands“ und die Nachrichtenagentur RIA Novosti zu einer neuen, staatlichen Nachrichtenagentur mit dem Namen „Internationale Nachrichtenagentur Rossija Sewodnja“ zusammengeschlossen.[7][8][9][10]

Kisseljow, der am selben Tag mit Erlass Nr. 895 zum Generaldirektor der neuen Agentur bestellt wurde, gilt als ideologischer Hardliner und als Verfechter präsidialer autokratischer Tendenzen.[11] Kisseljow habe zwar auf einer Betriebsversammlung von RIA Novosti erklärt, „die alten Marken“ sollten auch innerhalb der neuen Organisation weitergeführt werden; das wurde aber nur auf RIA Novosti bezogen.[8] Zu den Olympischen Winterspielen im Februar 2014 wurde der englischsprachige Radiosender Sochi Today betrieben, der allerdings nicht von der englischen Redaktion der Stimme Russlands, sondern von dem Fernsehsender Russia Today beliefert wurde.[8] Anstelle der mehrsprachigen Dienste der früheren Nachrichtenagentur RIA Novosti und des Auslandsrundfunks Stimme Russlands trat Ende 2014 schrittweise der Mediendienst Sputnik.[12] Von Weihnachten 2014 bis zum Verbot im März 2022 nach dem russischen Überfall auf die Ukraine waren Sputniknews/SNA-News in deutscher Sprache verfügbar.[13]

Nach eigener Aussage soll der Dienst die russische Interpretation der globalen Geschehnisse darstellen.[14]

Als Gründe für die Restrukturierung wurden Geldersparnis[8] und die Neuausrichtung der Selbstdarstellung Russlands angesichts zunehmender Spannungen mit dem Westen genannt.[15]

Die Entwicklung ist kritisch aufgenommen worden. Der Vorsitzende des Moskauer Journalistenverbandes Pawel Gussew sagte, es handele sich dabei um die „Wiederbelebung sowjetischer Prinzipien“. Kisseljow war zuletzt im Sommer 2013 durch homophobe Äußerungen aufgefallen und verglich Putin an dessen 60. Geburtstag in einem positiven Sinne mit dem Diktator Josef Stalin.[9]

Commons: Rossija Sewodnja – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Putin gründet großen Propaganda-Apparat (Memento vom 14. Dezember 2013 im Internet Archive), dpa/Handelsblatt vom 9. Dezember 2013, abgerufen am 6. April 2014.
  2. "Дважды урезанное" интервью Стрелкова: ни слова об ФСБ. BBC Russian Service, 2. Dezember 2014, abgerufen am 2. Juli 2020 (russisch).
  3. Putin appoints homophobic presenter to head state news agency. In: The Guardian. 9. Dezember 2013, abgerufen am 26. Dezember 2012.
  4. Steven Lee Myers: With No Notice, Putin Scraps Kremlin News Agencies. In: The New York Times. 9. Dezember 2013, abgerufen am 9. Dezember 2013.
  5. Margarita Simonyan erfuhr die Einrichtung der Agentur, „Russia Today“ aus den Medien, lenta.ru, 9. Dezember 2013
  6. Propaganda-Portal – Wladimir Putins zweifelhafte Zeugen, Stuttgarter Zeitung, 20. November 2014
  7. Voice of Russia absorbed by nascent Rossiya Segodnya newswire. In: Voice of Russia. 9. Dezember 2013, archiviert vom Original am 14. April 2014; abgerufen am 13. Dezember 2013 (englisch, Pressemitteilung).
  8. a b c d Kai Ludwig: Stimme Rußlands wird liquidiert (aktualisiert) (Memento vom 14. Dezember 2013 im Internet Archive). In: RBB Radio eins Medienmagazin. 9. Dezember 2013. Mit Aktualisierungen bis 13. Dezember 2013. Abgerufen am 14. Dezember 2013.
  9. a b Klaus-Helge Donath: Die Propaganda-Megamaschine. In: taz.de. 11. Dezember 2013. Abgerufen am 13. Dezember 2013.
  10. Russland schmiedet große Nachrichtenagentur (Memento vom 11. Dezember 2013 im Internet Archive). In: tagesschau.de. 9. Dezember 2013. Abgerufen am 13. Dezember 2013.
  11. Neuer Kreml-treuer Medienkonzern: Putin betraut Schwulen-Hasser mit Staatspropaganda, Focus vom 9. Dezember 2013, abgerufen am 6. April 2014.
  12. http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/5689780/moskau-will--westliche-propaganda--bekaempfen.html
  13. https://www.vdwbayern.de/2022/03/08/eu-verordnung-verbreitung-von-rt-sendern-und-sputnik-verboten/
  14. Hubertus Volmer: „Medienkrieg mit dem Westen: Russland bringt Sputnik an den Start“, n-tv, 12. November 2014. Abfragedatum: 31. Dezember 2014.
  15. Fred Weir: Kremlin Spin: Does Media Overhaul Herald New Propaganda Push? (Memento vom 10. Juni 2014 im Internet Archive). In: The Christian Science Monitor. 9. Dezember 2013. Abgerufen via HighBeam Research (Zugang über The Wikipedia Library) am 14. Dezember 2013.