Pestfriedhof
Der Pestfriedhof war ein ab dem Mittelalter abseits der Siedlungszentren angelegter Begräbnisplatz zur schnellen Bestattung von Seuchenopfern, namentlich solcher der Pest. Er ergänzte damit im Regelfall den Kirchhof, auf dem die Verstorbenen gewöhnlich mit einer kirchlichen Zeremonie beerdigt wurden.
Während der Dauer solcher Epidemien wurden die Opfer häufig schnell und ohne jegliche Zeremonie begraben, teilweise in Massengräbern. Erst nach Abklingen der Seuche wurden oft gemeinsame kirchliche Zeremonien für alle Begrabenen nachgeholt.
Viele Pestfriedhöfe wurden spätestens im 19. Jahrhundert geschlossen, meist sogar früher; bisweilen wurden sie jedoch auch weiter genutzt, wie beispielsweise der ehemals durch Diakonissen in Radebeul-Kötzschenbroda genutzte Alte Friedhof, der noch heute als Begräbnisstätte offen ist.
An Pestfriedhöfe erinnern gelegentlich erhaltene Pestkreuze.
Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Pestfriedhof Zell, Eisenberg, Allgäu
- Pestfriedhof bei Kohlhunden, Stadt Marktoberdorf im Landkreis Ostallgäu
- Gertrudenfriedhof, ein mutmaßlicher Pestfriedhof vor dem Dänischen Tor, Kiel, mit mindestens 100 Skeletten[1]
- Pestfriedhof zwischen Kastl und Altötting
- auf einer ehemaligen Wiese in Tanna[2]
- Pestfriedhof Nürnberg
- Pestfriedhof Welbergen, Stadt Ochtrup, NRW
- Ehemalige Pestfriedhöfe in Radebeul, Sachsen
- Pestfriedhof Leiberg (Bad Wünnenberg), NRW
- Pestfriedhof, Teutschenthal Bahnhof, Sachsen-Anhalt[3]
Schweiz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tschechien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den gut erhaltenen oder restaurierten Pestfriedhöfen gehört der von Žďár nad Sázavou in Tschechien.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Hrsg.: Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9.
- Volker Helas (Bearb.): Stadt Radebeul. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Große Kreisstadt Radebeul (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen). Sax-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Christa Geckeler: Kieler Erinnerungstag: 14. Februar 1961 Mittelalterlicher Kieler Pestfriedhof gefunden. Stadtarchiv Kiel, abgerufen am 17. Juli 2017.
Hermann Helmuth: Die menschlichen Skelettfunde des mittelalterlichen Gertrudenfriedhofs in Kiel. In: Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie, Band 57, Heft 3 (September 1966), Emanuel Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung; JSTOR:25755002 - ↑ Uli Drescher: Der Pestfriedhof im Tannaer Wald. 5. Januar 2012, abgerufen am 16. August 2024.
- ↑ Google Maps. Abgerufen am 16. Mai 2024.
- ↑ Claire Bärtschi-Flohr: Cimetière des Pestiférés au Boéchet. In: Notre Histoire. FONSART (Fondation pour la sauvegarde et la mise en valeur du patrimoine audiovisuel de la Radio Télévision Suisse), 5. Juni 2022, abgerufen am 16. August 2024.