Senking

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Senkingwerk AG war ein deutsches Unternehmen zur Herstellung von Haushalts- und Großküchenherden in Hildesheim, das außerdem Maschinen für Wäscherei-Betriebe produzierte.

Senking-Werk Werbung 1912

Anton Senking gründete nach seiner Tätigkeit in einer Hildesheimer Metallgießerei im Jahr 1863 die A. Senking Sparherdfabrik Hildesheim. Das Unternehmen stellte Haushaltsherde (Senking-Sparherd) sowie diverse Koch-, Brat-, Knet- und Backapparate für Gaststätten und Bäckereien her. Ein anderer Zweig des Unternehmens fertigte Wäschereigeräte wie Schleudern (Zentrifugen) und Bügel- und Plättmaschinen. Das Unternehmen erhielt später die Auszeichnung als Kaiserlich-Königlicher Hoflieferant und baute unter anderem die Großküche für das 1894 fertiggestellte Reichstagsgebäude in Berlin.[1]

Wegen der hohen Nachfrage entstand 1901 ein neues Werk neben dem Güter- und Rangierbahnhof in der Hildesheimer Nordstadt am Römerring und an der Schlachthofstraße (heute Senkingstraße). Das Unternehmen wurde 1914 in eine Aktiengesellschaft und 1936 in eine GmbH umgewandelt.[2] In der Inflationszeit wurden von Senking Notmünzen als Kleingeldersatzmarke ausgegeben. Sie wurden aus Zink gefertigt und bei Ludwig C. Lauer in Nürnberg geprägt. Die Münzen mit Werten von 2, 5 und 10 Pfennige waren zwischen 1914 bis etwa 1924 im Umlauf. Kleine Menge der achteckigen Münzen blieben erhalten und werden von und für Münzsammlern im 21. Jahrhundert gelegentlich angeboten.[3]

Während des Zweiten Weltkriegs wurden neben Feldküchen und der Feldbäckerei auf Sonderanhänger 105 und später auf Sonderanhänger 106 auch Zünder, Teile für Panzerwagen und Leichtmetallteile für den Flugzeugbau gefertigt.[1] Bei dem Luftangriff auf Hildesheim am 14. März 1945 bombardierte die britische Royal Air Force mehrere Ziele in der Stadt, darunter die VDM-Halbzeugwerke am Römer-/Cheruskerring (umgangssprachlich „Metallwerk“ genannt, heute KSM Castings GmbH, davor Kloth-Senking Metallgießerei) und den Güter- und Rangierbahnhof. Das dazwischen liegende Senkingwerk wurde dabei ebenfalls getroffen und zu großen Teilen zerstört. Über 150 Menschen starben, darunter der Werksleiter Rudolf Hage, sowie mindestens 27 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.[1][4] Auf dem Höhepunkt der Auslastung des Werkes arbeiteten dort etwa 1.600 Personen, darunter 150 Zwangsarbeiter.[5]

Wäscheschleuder

Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte Senking unter anderem Ölöfen für Wohnungen her und spezialisierte sich auf Komplettanlagen für gewerbliche Wäschereien.

Das zuletzt als Senkingwerk GmbH KG firmierende Unternehmen wurde nach 1990 aufgespalten. Einen Teil übernahm die Buderus Küchentechnik; die Wäschereitechnik kaufte 1998 die dänische Jensen-Group. Heute befinden sich auf dem ehemaligen Werksgelände an der Senkingstraße ein SB-Lebensmittelhandel und ein Baumarkt. Der Firmenname von Senking blieb als Abkürzung bei der KSM Castings Group in Hannover erhalten.

  • Konrad Meyer: Senkingwerk Hildesheim : sein Werden, Wachsen und Wirken. Schröder, Berlin-Halensee 1925, OCLC 174529522.
  • Feldküchen-Kochbuch. Senkingwerk, Hildesheim 1916, OCLC 314085537.
  • 75 Jahre Senkingwerk. 1. Auflage. Senkingwerk, Hildesheim 1937, OCLC 1246209518.
  • Hans Berger: 100 Jahre Senkingwerk. 1. Auflage. Verl. für Wirtschaftspublizistik, Wiesbaden 1963, OCLC 258760097.
Commons: Senkingwerk AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Senkingwerk, bei Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Die Senkingwerke (Memento vom 3. Dezember 2023 im Internet Archive) bei hildesheimer-geschichte.de
  2. Historisches Wertpapierhaus
  3. 5 Pfennig - Hildesheim, Senkingwerk A.G. (Memento vom 16. Juni 2024 im Internet Archive) bei de.numista.com
  4. Die bei der Jensen GmbH in Harsum vorhandene Gedenktafel listet die Namen von 70 deutschen und 27 ausländischen Opfern auf
  5. Zwangsarbeit bei Senking in Hans Teich: Hildesheim und seine Antifaschisten, Selbstverlag, Hildesheim 1979, S. 56

Koordinaten: 52° 9′ 31″ N, 9° 56′ 28″ O