Schwarzerden (Schule)

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Schwarzerden war der Name einer staatlich anerkannten Schule für Ergotherapie und Physiotherapie sowie der Rhön-Akademie in Gersfeld. Die Schule wurde 1923 im Poppenhausener Ortsteil Rodholz, Siedlung Schwarzerden, gegründet. Sie bestand kontinuierlich bis in die Gegenwart an ihrem ursprünglichen Standort in Gersfeld. Nach einer Insolvenz im Jahr 2018 wurde die Trägerschaft der Schule von der gemeinnützigen Medischulen GmbH in Fulda übernommen. Seit 2021 hat diese ihren Sitz in Fulda.

Der Siedlungshof in Schwarzerden gehört zu den alternativen Siedlungsprojekten in der frühen Weimarer Republik mit den Zielen einer jugendbewegten Lebensreform. 1922 kamen Elisabeth Vogler (eine Schwester von Paul Vogler) und Marie Buchhold, die sich aus dem Studium in Darmstadt kannten, nach einem gescheiterten Projekt in Frankenfeld bei Gernsheim nach Poppenhausen, begannen mit Gesundheitsfürsorge für Berufstätige, pachteten den Hof Schwarzerden zur Landwirtschaft und stellten handwerkliche Produkte mit Marta Neumayer her (Bastmatten und Körbe). 1925 erwarben sie den Hof, gründeten eine Genossenschaft und begannen zusätzlich ein Kinderluftbad. 1927 öffnete die Gymnastikschule, für die Rudolf von Laban Ideengeber einer „Tanzfarm“ war. Die Gymnastik sollte in die soziale Arbeit integriert werden, anders als in der parallelen Siedlung Loheland. 1928/29 zog die Einrichtung um in den größeren Bodenhof bei Gersfeld. Die staatlich anerkannte Schule wuchs auch in der NS-Zeit, teilweise in Kooperation mit der NSV. Der Ansatz weiblicher Körperpflege wurde geschätzt. Die Bedeutung der Landwirtschaft trat völlig zurück.

1946 wurde der Schulbetrieb wieder zugelassen und ständig erweitert oder reformiert zu einer der führenden Schulen für Gymnastiklehrer in Deutschland. Das Programm wechselte aber häufig zu neuen Inhalten. Träger bis 1951 war die Frauensiedlung Schwarze Erde, danach ein Trägerverein.

Im Jahre 2018 wurde nach einer Insolvenz die Schule[1] durch die gemeinnützige Medischulen GmbH übernommen. Seit Herbst 2021 findet der Schulbetrieb in Fulda statt,[2] im ehemaligen Gebäude der Rhön-Energie.[3] Der alte Standort in der Rhön wurde von der Genossenschaft Sonnerden für ein Mehrgenerationenprojekt gekauft.[4][5]

  • Ulrich Linse: Zurück, o Mensch, zur Mutter Erde. Landkommunen in Deutschland 1890–1933. dtv, München 1983, ISBN 978-3-423-02934-6.
  • Ortrud Wörner-Heil: Von der Utopie zur Sozialreform. Jugendsiedlung Frankenfeld im Hessischen Ried und Frauensiedlung Schwarze Erde in der Rhön 1915–1933. Reihe: Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Band 104. Hessische Historische Kommission Darmstadt, Darmstadt und Marburg 1996, ISBN 978-3-88443-196-2.
  • Bernd Wedemeyer-Kolwe: „Der neue Mensch“: Körperkultur im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Verlag Königshausen und Neumann, Würzburg 2004, ISBN 978-3-8260-2772-7, S. 90f.

Einzelnachweise

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  1. Rhön-Akademie Schwarzerden ist insolvent – zu wenige Schüler. In: fuldaerzeitung.de. 19. Oktober 2018, abgerufen am 3. August 2024.
  2. Daniela Petersen: Nach fast 100 Jahren: Physiotherapie-Schule Schwarzerden zieht aus der Rhön weg. In: fuldaerzeitung.de. 17. Juni 2020, abgerufen am 3. August 2024.
  3. Volker Nies: Medischulen werden erster Mieter im früheren Rhön-Energie-Gebäude in Fulda. In: fuldaerzeitung.de. 9. September 2020, abgerufen am 3. August 2024.
  4. Daniela Petersen, Jessica Vey: Bullerbü in der Rhön – Genossenschaft Sonnerden plant in Schwarzerden ein Mehrgenerationenprojekt. In: Fuldaer Zeitung, 14. Juni 2020.
  5. Tobias Farnung: „Normaler als viele denken“: 35 Menschen leben im Zukunftsdorf Sonnerden. In: fuldaerzeitung.de. 27. September 2023, abgerufen am 3. August 2024.

Koordinaten: 50° 28′ 12,2″ N, 9° 52′ 38,4″ O