Mulfingen
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 20′ N, 9° 48′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Stuttgart | |
Landkreis: | Hohenlohekreis | |
Gemeindeverwaltungsverband: | Krautheim | |
Höhe: | 263 m ü. NHN | |
Fläche: | 80,09 km2 | |
Einwohner: | 3651 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 46 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 74673 | |
Vorwahl: | 07938 | |
Kfz-Kennzeichen: | KÜN, ÖHR | |
Gemeindeschlüssel: | 08 1 26 056 | |
LOCODE: | DE MFI | |
Gemeindegliederung: | 8 Ortschaften | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Kirchweg 1 74673 Mulfingen | |
Website: | www.mulfingen.de | |
Bürgermeister: | Sören Döffinger (CDU) |
Mulfingen ist eine Gemeinde im Hohenlohekreis im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs. Sie gehört zur Region Heilbronn-Franken (bis 20. Mai 2003 Region Franken).
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde Mulfingen ist die nordöstlichste der 16 Kommunen des Hohenlohekreises. Sie liegt im mittleren Jagsttal und auf den beidseitig begleitenden Höhen auf etwa 246 bis 465 m ü. NHN.[2] Der Gemeindesitz im Dorf Mulfingen ist in Luftlinie rund zehn Kilometer nordöstlich vom Verwaltungssitz Künzelsau des Kreises entfernt.
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mulfingen grenzt reihum im Norden an die Stadt Mergentheim und im Nordosten an die Stadt Niederstetten, beide im benachbarten Main-Tauber-Kreis; im Osten an die Stadt Schrozberg, im Südosten an die Gemeinde Blaufelden und im Südosten an die Stadt Langenburg, alle im Landkreis Schwäbisch Hall; im Süden an die Stadt Künzelsau, im Westen an die Stadt Ingelfingen und im Nordwesten an die Gemeinde Dörzbach, alle ebenfalls im Hohenlohekreis.
Gemeindegliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die heutige Gemeinde besteht aus Mulfingen selbst und den im Laufe der 1970er Jahre eingemeindeten ehemaligen Gemeinden Ailringen (mit St. Bernhard), Buchenbach, Eberbach, Hollenbach, Jagstberg, Simprechtshausen und Zaisenhausen. Diese bilden jeweils eine Ortschaft nach der Gemeindeordnung Baden-Württemberg. Es gibt insgesamt 31 noch besiedelte Wohnplätze und eine Reihe von abgegangenen Ortschaften[3][4]
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Flächenaufteilung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[5]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis zum 19. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die schon vorgeschichtliche Hohe Straße zwischen Kocher und Jagst querte, von den Flussmündungen weit im Westen kommend, bei Heimhausen das Jagsttal und lief dann ostwärts weiter in Richtung Mittelfranken.
Mulfingen wurde 980 erstmals urkundlich erwähnt. Während der Zeit der Stammesherzogtümer lag der Ort im Herzogtum Franken. Im Jahre 1479 erhielt der Ort das Marktrecht. 1802 fiel er an die Grafschaft Hohenlohe-Bartenstein. Als im Zuge der Rheinbundakte die hohenlohischen Lande ihre Unabhängigkeit einbüßten, kam Mulfingen 1806 an das Königreich Württemberg. 1811 wurde der Ort dem Oberamt Künzelsau unterstellt.
20. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Kreisreform zur NS-Zeit in Württemberg gelangte Mulfingen 1938 an den neuen Landkreis Künzelsau. Während der NS-Diktatur wurden seit 1938 Kinder von „Zigeunern“ und „zigeunerähnliche Kinder“ aus anderen württembergischen Kinder- und Erziehungsheimen ins Mulfinger Kinderheim St. Josefspflege eingewiesen. Am 9. Mai 1944 wurden 39 Sinti-Kinder ins KZ Auschwitz deportiert, wo bis auf vier alle von ihnen getötet wurden. Seit 1984 erinnert am Hauptgebäude eine Gedenktafel mit den 39 Namen an diese Kinder.[6] In den 1980er Jahren entwickelte sich im Heim auch eine lebendige Gedenkkultur. Jedes Jahr am 9. Mai findet eine Gedenkfeier für die ermordeten Sinti-Kinder statt.[7]
1945 bis 1952 gehörte Mulfingen zum Land Württemberg-Baden, das 1945 in der Amerikanischen Besatzungszone gegründet worden war. 1952 gelangte die Gemeinde zum neuen Bundesland Baden-Württemberg. Die Kreisreform von 1973 führte zur Zugehörigkeit zum Hohenlohekreis.
Gemeindereform
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1. Juli 1971: Eingemeindung von Jagstberg[8]
- 1. April 1972: Eingemeindung von Ailringen[9]
- 1. Januar 1973: Eingemeindung von Zaisenhausen[9]
- 1. Januar 1975: Vereinigung von Mulfingen mit Buchenbach, Eberbach und Hollenbach zur neuen Gemeinde Mulfingen, zugleich Eingemeindung von Simprechtshausen[10]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Mulfingen wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat in Mulfingen hat nach der letzten Wahl 18 Mitglieder, er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Endergebnis[11].
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2024 |
Sitze 2024 |
% 2019 |
Sitze 2019 |
% 2014 |
Sitze 2014 |
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CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 49,29 | 9 | 49,7 | 10 | 53,8 | 10 | |
UWV | Unabhängige Wählervereinigung | 50,71 | 9 | 50,3 | 10 | 46,2 | 9 | |
Gesamt | 100 | 18 | 100 | 20 | 100 | 19 | ||
Wahlbeteiligung | 74,94 % | 71,8 % | 65,7 % |
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bürgermeister ist seit dem 26. März 2024 Sören Döffinger (CDU). Er wurde am 28. Januar 2024 mit 85,3 Prozent der Stimmen gewählt. Zum Zeitpunkt seines Amtsantritts war er der jüngste hauptamtliche Bürgermeister Deutschlands.[12] Sören Döffingers Vater Joachim Döffinger ist Bürgermeister von Assamstadt.[13]
Von 1976 bis 2008 war Hermann Limbacher Bürgermeister, von 2008 bis 2024 Robert Böhnel.[14]
Wappen und Flagge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blasonierung des Mulfinger Wappens lautet: In Rot ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei roten Rosen. Die Flagge der Gemeinde ist Weiß-Rot.
Die neue Gemeinde Mulfingen führt weiterhin das 1930 festgelegte Mulfinger Wappen, bei dem es sich um das alte Wappen des Ortsadels handelt, das 1486 von Hans von Mulfingen überliefert ist. Die Farbgebung ist allerdings neueren Datums, da nicht überliefert. Wappen und Flagge wurden der Gemeinde am 11. Januar 1978 vom Landratsamt des Hohenlohekreises verliehen.[15]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bauwerke und Kulturdenkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die St.-Anna-Kapelle unweit der Jagstbrücke ist eine Wallfahrtskapelle aus dem 16. Jahrhundert. Sie steht neben einer Quelle, die schon in vorchristlicher Zeit als heilkräftig bekannt war.
Im Ortsteil Buchenbach befindet sich die Burg Buchenbach.
Mulfinger Stausee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Oberhalb des Ortes liegt der in den Jahren 1962 bis 1964 erbaute Mulfinger Stausee. Er dient als Hochwasserrückhalteraum für ein Einzugsgebiet von 9 km². Bei einer Dammhöhe von 13,5 Metern und einem Dauerstauinhalt von 66 000 Kubikmetern ergibt sich eine Dauerstaufläche von 1,9 Hektar. Der See ist als Bade- und Angelgewässer nutzbar; Bootfahren und Eislaufen sind verboten. Die Ufer sind allerdings großenteils steil und dicht bewachsen und es stehen auch keine Einrichtungen wie Umkleiden oder sanitäre Anlagen zur Verfügung.
Naturdenkmäler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Dorflinde Hollenbach ist mit einem Alter von mindestens 700 Jahren eine der ältesten Linden im süddeutschen Raum.
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ansässige Unternehmen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Größtes in Mulfingen ansässiges Unternehmen ist die Firma ebm-papst Mulfingen GmbH & Co. KG, nach eigener Darstellung der Weltmarktführer im Bereich Motoren und Ventilatoren. Im Geschäftsjahr 2022/23 beschäftigte die ebm-papst-Gruppe weltweit 15.1990 Mitarbeiter, davon rund 3.815 in Mulfingen, und hatte einen Umsatz von 2.129 Milliarden Euro[16]. Im Ortsteil Hollenbach angesiedelt ist Deutschlands zweitgrößter Hersteller von Teamsportbekleidung, der Sportartikelproduzent JAKO AG.[17]
Breitbandversorgung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mulfingen hat zusammen mit Schöntal den Zweckverband Breitbandversorgung Mittleres Jagsttal gegründet. Dieser verwaltet ein über 60 km langes Glasfasernetz. In Mulfingen wurde mit dem Aufbau des Glasfasernetzes 2010 begonnen. Mit der Inbetriebnahme 2012 ist bis auf wenige Ausnahmen eine flächendeckende Breitbandversorgung erreicht. Im Gewerbegebiet Siegenwasen in Hollenbach sind die Flächen mit Glasfaser direkt erschlossen. So sind Datenübertragungsraten von über 500 MBit/s möglich. Zuletzt wurde das Netz zusammen mit dem Wasserleitungsbau auf der Jagstberger Hochfläche, im Bereich der Ortsdurchfahrten in Buchenbach und Berndshofen, sowie nach Eberbach erweitert. Weitere Ausbaumaßnahmen sind geplant.[18]
Bildung und Betreuung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mulfingen verfügt über eine öffentliche Grundschule sowie eine private Haupt- und Realschule mit Gemeinschaftsschule. Eine neue Schulmensa wird bis Ende 2018 fertig sein. Im Mulfingen gibt es drei Kindergärten mit fünf Gruppen. Eine Kleinkindbetreuung mit zwei Gruppen ist provisorisch in Jagstberg eingerichtet. Der Mulfinger und der Jagstberger Kindergarten bieten eine Ganztagesbetreuung an. In Hollenbach gibt es eine Gruppe mit Regelbetreuung. Ein Betreuungsangebot gibt es auch für Schüler. Die Kinderinsel Panama befindet sich im 2014 fertig gestellten Grundschulneubau.[19]
Sport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der FSV Hollenbach spielte 2010–2017 in der Fußball-Oberliga Baden-Württemberg. Nach mehreren Jahren in der Verbandsliga Württemberg gelang zur Saison 2022/2023 erneut der Aufstieg in die fünfte Spielklasse. Heimspielstätte ist die JAKO-Arena.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Theodor Haecker (1879–1945), Schriftsteller, Kulturkritiker, Übersetzer und Philosoph, geboren im Ortsteil Eberbach
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Zeiller: Buchenbach. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Franconiae (= Topographia Germaniae. Band 9). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1648, S. 32 (Volltext [Wikisource]).
- Mulfingen. In: Julius Hartmann, Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Künzelsau (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 62). W. Kohlhammer, Stuttgart 1883, S. 690–708 (Volltext [Wikisource]).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Daten- und Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise)
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1. S. 188–193
- ↑ Mulfingen mit Ortsteilen im Ortslexikon bei LEO-BW
- ↑ Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Mulfingen
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0. S. 63f.
- ↑ Süddeutsche Zeitung vom 3./4. August 2024, Nr. 178, S. 49
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 451 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 452 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 466 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums Stuttgart
- ↑ Alexander Dambach, Ulrike Schirmer: Jüngster Bürgermeister Deutschlands startet in Mulfingen. In: swr.de. 26. März 2024, abgerufen am 27. März 2024.
- ↑ Götz Greiner: Neuer Bürgermeister in Mulfingen: Sören Döffinger ist Deutschlands jüngster hauptamtlicher Rathauschef. In: stimme.de. 28. Januar 2024, abgerufen am 1. Februar 2024.
- ↑ Robert Böhnel bleibt Bürgermeister in Mulfingen. Abgerufen am 25. Januar 2016.
- ↑ Heinz Bardua: Die Kreis- und Gemeindewappen im Regierungsbezirk Stuttgart. Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0801-8 (Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg.Band 1), S. 100
- ↑ ebmpapst - Über ebm-papst. Abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Hohenlohekreis: Mulfingen: Das aufstrebende Zentrum im mittleren Jagsttal. Online auf www.hohenlohekreis.de, abgerufen am 26. Oktober 2014
- ↑ Gemeindeverwaltung Mulfingen. Abgerufen am 17. Juni 2014.
- ↑ Bildung & Jugend. Gemeindeverwaltung Mulfingen, abgerufen am 17. Juni 2014.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ailringen, LEO-BW
- Meßtischblätter in der Deutschen Fotothek:
- 6624 Dörzbach von 1939
- 6625 Schrozberg von 1939
- 6724 Künzelsau von 1932
- 6725 Gerabronn von 1938