Massaker von Tlatelolco

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Gedenkstele von 1993 an der Plaza de las Tres Culturas mit einem Auszug aus dem Gedicht Memorial de Tlatelolco von Rosario Castellanos

Das Massaker von Tlatelolco (Matanza de Tlatelolco) am 2. Oktober 1968 war ein Massenmord an 200 bis 300 friedlich demonstrierenden Studenten im Stadtteil Tlatelolco von Mexiko-Stadt. Er fand auf dem Höhepunkt der damaligen Studentenproteste statt und wurde vom mexikanischen Militär und anderen Sicherheitskräften verübt. Mit ausgelöst wurde der Massenmord von auf Dächern postierten Scharfschützen aus der Präsidentengarde, die gezielt auf Polizisten schossen. Im Glauben, von den Demonstranten angegriffen zu werden, eröffnete die Polizei daraufhin das Feuer auf die Menschenmenge.[1] Die Hintergründe wurden lange vertuscht, erst ab dem Jahr 1998 wurden erstmals offizielle Untersuchungen durchgeführt. Zuvor wurde José Revueltas als „intellektueller Schriftsteller“ der Studentenbewegung für das Massaker mitverantwortlich gemacht und inhaftiert.

Das Massaker ereignete sich zehn Tage vor Eröffnung der Olympischen Spiele am 2. Oktober in Mexiko-Stadt auf der Plaza de las Tres Culturas im Stadtteil Tlatelolco. Präsident Gustavo Díaz Ordaz (PRI) ließ die Studentendemonstrationen durch Militärpanzer und Geheimpolizei blutig niederschlagen. Die Zahl der Toten wird widersprüchlich angegeben: Offiziell ist von wenigen Dutzend die Rede,[2] die Gegenseite spricht von Tausenden, die tatsächliche Zahl bleibt unbekannt; durch Recherchen belegt sind 34 namentlich bekannte und 10 namenlose Todesopfer.[3] Mit dem Massaker erzwang die PRI-Regierung den Abbruch des Streiks der Studenten der Autonomen Universität (UNAM) sowie des Polytechnischen Instituts (IPN) und stoppte die davon ausgehenden gesellschaftlichen Bewegungen.

Aufarbeitung der Ereignisse

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1993 wurde eine Gedenkstele am Tlatelolco-Platz aufgestellt, die die Namen einiger Opfer nennt und ein Gedenkgedicht von Rosario Castellanos enthält. Das Gedicht bringt die Empörung der Dichterin über das Schweigen am Tag nach dem Massaker zum Ausdruck.[4]

Eine offizielle Aufarbeitung setzte erst 1998 unter Präsident Ernesto Zedillo ein; sie wurde durch Regierungsstellen wirksam behindert. Erst unter dem nicht mehr vom PRI gestellten Präsidenten Vicente Fox wurden bis dahin geheim gehaltene Dokumente zugänglich. Wichtigstes Ergebnis war, dass die Schießerei, wie seit langem vermutet, von Spezialkräften der Präsidentengarde, die auf den Dächern der die Plaza de las Tres Culturas umgebenden Häuser positioniert waren, bewusst ausgelöst wurde.

Am 30. Juni 2006 wurde der damals 84-jährige frühere Innenminister und spätere Präsident Luis Echeverría Álvarez als Hauptverantwortlicher für das Massaker unter dem Verdacht des Völkermords verhaftet. Bis zum Prozess wurde er unter Hausarrest gestellt. Anfang Juli 2006 wurde das Verfahren wegen Verjährung eingestellt.

Ende September 2018, kurz vor dem 50. Jahrestag des Massakers, gestand der mexikanische Staat ein, dass das Massaker ein „Staatsverbrechen“ gewesen ist.[5]

  • Jorge Fons: Rojo Amanecer, Mexiko 1989 (dt.: Rotes Morgengrauen)
  • Carlos Mendoza: „Tlatelolco: las claves de la masacre“, Mexiko 2002, Dokumentarfilm[6]
  • Carlos Bolado: Tlatelolco, verano del 68, Mexiko 2012, Drama [1]

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Tarsicio Ocampo (Red.): Mexico – conflicto estudiantil 1968. Documentos y reacciones de prensa. Centro de Información y Documentation Católica (CIDOC), Cuernavaca 1969.
  • Elena Poniatowska: La Noche de Tlatelolco. Ediciones Era, Mexiko-Stadt 1971, ISBN 968-411-425-7.
  • Oriana Fallaci: Nichts und Amen. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1991, ISBN 3-423-30477-4.
  • Paco Ignacio Taibo II: 1968 und Gerufene Helden. Ein Handbuch zur Eroberung der Macht. Verlag Libertäre Assoziation, Hamburg / Verlag der Buchläden Schwarze Risse/Rote Straße, Berlin 1997, ISBN 3-922611-63-X.
  • Julio Scherer García, Carlos Monsiváis, Marcelino García Barragán: Parte de guerra – Tlatelolco 1968. Nuevo Siglo/Aguilar, Mexiko-Stadt 1999, ISBN 978-9-681-90595-8.
  • John Ross: Mexiko. Geschichte-Gesellschaft-Kultur, Unrast, Münster 2004, ISBN 978-3-89771-018-4.
  • Mario Ortega Olivares: Octubre dos. Historias del movimiento estudiantil. Editorial Sierpe, Mexiko-Stadt, 2., verbesserte und vermehrte Aufl. 2013, ISBN 978-607-8230-06-8.

Einzelnachweise

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  1. Dario Azzellini: Mexiko 1968 - Massaker für ungestörte Olympiade. Telepolis, 28. Dezember 2001, abgerufen am 3. Oktober 2018.
  2. Offizieller Bericht des Innenministeriums vom 2. Oktober 1968 (Memento vom 31. Januar 2012 im Internet Archive), abgerufen am 7. November 2011. (PDF; 1,6 MB; spanisch)
  3. Kate Doyle: The Dead of Tlatelolco. The National Security Archive, 1. Oktober 2006, abgerufen am 3. Oktober 2018 (englisch).
  4. Elisa Kriza: Gesellschafts- und Geschlechterbeziehungen in der mexikanischen 68er-Literatur. In: Ute Franz (Hrsg.): Forschende Frauen 2018: Beiträge Bamberger Nachwuchswissenschaftlerinnen. Band 10. University of Bamberg Press, Bamberg 2019, ISBN 978-3-86309-639-7, S. 173–190, doi:10.20378/irbo-53943.
  5. Erklärung von Jaime Rochín del Rincón, Leiter der Comisión Ejecutiva de Atención a Victimas (CEAV), im Auftrag von Roberto Cifrián, stellvertretender Leiter der Secretaría de Gobernación (SeGob): Represión en 68 fue crimen de estado: Segob. In: El Universal, 25. September 2018, abgerufen am 5. November 2018.
  6. Tlatelolco: las claves de la masacre (Memento des Originals vom 24. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/video.google.com, Google Video, 75 min. (spanisch) Abgerufen am 10. Oktober 2011.