Martin Graff

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Martin Graff (* 22. Juni 1944 in Münster im Elsass; † 4. August 2021 in Soultzeren) war ein elsässischer Autor, Filmemacher, Journalist, Kabarettist und Pfarrer.[1]

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Graff studierte evangelische Theologie, Philosophie und Romanistik an der Universität Straßburg. Er war Pfarrer in Straßburg, bevor ihn die Kirche Augsburgischen Bekenntnisses von Elsass und Lothringen zum Kirchenfunk des Saarländischen Rundfunks nach Saarbrücken schickte.[2]

Er schrieb zahlreiche Bücher auf Französisch oder Deutsch zum Thema Grenzen, Minderheiten und Religion.[3] 1998 bereiste er für den Europarat viele Grenzregionen von Murmansk bis San Sebastian und von Vukovar bis Maastricht. Darüber hinaus galt er als Donau-Spezialist. Er bereiste mehrfach die Länder zwischen dem Schwarzen Meer und dem Schwarzwald. Oft wurde er als „Grenzgänger“ und als „Gedankenschmuggler“ bezeichnet.[2]

Sein in ein Gedicht gegossenes Motto lautete: „Hänge deine Wurzeln an die Luft und klettere auf die Sterne. Raus aus deiner Angst. Erst dann blickst Du über die Grenzen ins andere Land, ins andere Herz. Erst dann blickst Du über die Grenzen ins eigene Land ins eigene Herz.“ Kritisch beschäftigte er sich mit seiner Heimat und dem Verhältnis von Elsässern und Deutschen einerseits und dem von Franzosen und Deutschen andererseits.

Graff drehte mehr als 200 Filme für deutsche und französische Fernsehanstalten, darunter als erste Produktion Frühling am Rhein – Printemps sur le Rhin, die am 8. Mai 1975 (Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs) in Frankreich und Deutschland zeitgleich ausgestrahlt wurde (ZDF/Antenne 2, 17 Jahre vor der Gründung von arte).

Später experimentierte Graff mit neuen Formaten: Die Serie Straßenbekanntschaften mit Trampern oder die Serie Die Welt in einer Schneeflocke, eine Reise durch die Alpen, beide beim ZDF.[2] In Frankreich drehte er zuletzt Bons baisers du Hohneck, ein Point Movie („Ein-Punkt-Film“): Die Kamera stand an einem einzigen Ort (in den Vogesen) und beobachtete Land und Leute. Beim Hörfunk war Graff immer wieder beim Saarländischen Rundfunk oder beim Südwestrundfunk tätig.

Graff arbeitete auch als Kabarettist mit dem deutschen Schauspieler Klaus Spürkel zusammen. Das Stück Sause in Versailles – la grande bouffe gilt in deutsch-französischen Kreisen als Klassiker: Beide Komparsen treten zweisprachig als Protokollchefs ihrer jeweiligen Republik auf und sind beauftragt, deutsch-französische Treffen zu organisieren. Ein Jahr lang sind sie auch in der Sendung Vis à Vis aufgetreten (SWR/France 3 Alsace).

Graff trat auch regelmäßig in einer eigenen Show im Theâtre de la Choucrouterie in Straßburg auf.

Bis zuletzt schrieb er regelmäßig deutsch-französische Kolumnen für Die Rheinpfalz und die Badische Zeitung. Der deutsch-französische Autor mischte Deutsch und Französisch im Satz, ein Format, das auch in Schulen benutzt wird.

Der Elsässer ist in französischen Schulbüchern vertreten mit dem Artikel je t'aime moi non plus, den er für Die Zeit geschrieben hat.[4]

Publikationen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Zweisprachiger Nachruf (dt./frz.) auf Martin Graf im paysagesblog Abruf am 10. August 2021.
  2. a b c Evangelischer Kirchenbote – Sonntagsblatt für die Pfalz, 20. Oktober 2011, evpfalz.de: Ein Elsässer Protestant in Frankreich (22. Oktober 2017).
  3. 15. September 2011, evpfalz.de: Martin Graff und Martin Luther (22. Oktober 2017).
  4. Zeit.de, 16. Januar 2003: 40 Jahre Elysée-Vertrag: Je t’aime moi non plus (22. Oktober 2017).