Liste rechtsextremer Kampfbegriffe
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Diese Liste umfasst Begriffe der als Metapolitik bezeichneten Strategie, die genutzt wird, um rechtsextreme Positionen in einem gemäßigt akademisch anmutendem Vokabular in die Mitte der Gesellschaft zu transportieren und sie dort diskursfähig zu machen[1] sowie:
- Begriffe, die ausschließlich im populistischen und rechtsextremen Diskurs genutzt werden
- Begriffe, die aus dem populistischen und rechtsextremen Milieu in den hegemonialen Diskurs gelangt sind
- Neutrale Begriffe, die im rechtsextremen Milieu eine andere Denotation oder Konnotation haben als im hegemonialen Diskurs.
Begriffe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 68er sind ein zentrales Feindbild im Rechtsextremismus. Damit bezeichnet sie Akteure und politische Projekte zumeist der 1960er Jahre, die autoritäre Strukturen in Gesellschaft, Staat und Familie aufbrechen und eine weitreichende Aufarbeitung der Verantwortung deutscher Eliten und Institutionen für den Nationalsozialismus und seine Verbrechen forderten, womit sie einen Niedergang Deutschlands herbeiführten. Der Antisemitismus kommt im expliziten Verweis auf die jüdische Abkunft einiger Protagonisten der Frankfurter Schule zum Ausdruck, in der zentrale theoretische Debatten der Studierendenbewegung geführt wurden.[2]
- Antisemitismuskeule
- Asylindustrie
- Demokratie ist immer Bezugspunkt, aber uneinheitlich verwendeter Kampfbegriff der extremen Rechten. Von der kompletten Ablehnung der parlamentarischen Demokratie in Neonazi-Strukturen reicht er bis zu einer völkisch-nationalistischen Demokratiekonzeption der Heimat, die der demokratischen Grundlage des Pluralismus widerspricht, eine rassistisch begründete Ungleichwertigkeit betont sowie eine politische Elite und letztlich einen autoritären Staat mit homogenem Volk als Voraussetzung verlangt. Dabei dient die Forderung nach direkter Demokratie der Durchsetzung des eigentlichen Volkswillens gegen einen schädlichen Einfluss der liberalen Demokratie und ihrer Parteien.[3]
- Deutschenfeindlichkeit: nach langer Verortung der Deutschenfeindlichkeit auf Seiten der anderen europäischen Großmächte wie Frankreich und dem Vereinigten Königreich, später auch den Vereinigten Staaten verschob sich die Bedeutung hin zu einer revisionistischen und antisemitischen Bedeutung. In den letzten Jahren erlebte der Begriff eine erneute Verschiebung in den Kontext antimuslimischen Rassismus.[4]
- Einheitspartei. Im Gegensatz zu tatsächlichen existenten Staatsparteien wie etwa in kommunistisch geprägten Ländern bezeichnet dieser Begriff und der verwandte Altpartei im rechtsextremen Kontext einen Block von Parteien, die dieselben Ziele verfolgten und gegen Willen und Interesse des Volkes arbeiteten. Der Begriff impliziert, dass die Zusammenarbeit demokratischer Parteien, etwa in Koalitionen, zu einer Diktatur führe.[5]
- Establishment, ursprünglich „linke“ Prägung durch die „68er“ der Nachkriegszeit, gemünzt auf die rechtskonservative Schicht
- Freiheit ist ein zentraler Bestandteil der Programme rechtsextremer Parteien seit 1945. In Abgrenzung zum 'totalitären Kommunismus' wird die Befreiung Deutschlands durch die Alliierten als Beginn einer geistigen Besatzung und Entfremdung vom 'deutschen Wesen' interpretiert, dem ein positiver Entwurf eines völkischen, souveränen Nationalstaats mit ihm dienenden Individuen steht. Insbesondere Medien nutzen sie im Titel, etwa Deutsche Freiheit, Freie Nation, Das Freie Deutsche Wort oder Junge Freiheit. Gerhard Frey prägte für die DVU den Begriff nationalfreiheitlich. Organisationen sind etwa die Deutsche Freiheitspartei und die Freie Sozialistische Partei[6] sowie Freiheitliche Deutsche Volkspartei und Freie Sachsen.
- Gemeinschaft, insbesondere die spezifisch rechte Volksgemeinschaft, sind Umschreibungen einer gewünschten Gesellschaft innerhalb der rechtsextremen Ideologien. Auf Grundlage rassischer Kriterien und der Identifikation mit der völkischen Lehre wird so eine Bluts- und Gesinnungsgemeinschaft definiert und die Basis für die praktische Ausgrenzung artfremder und anders denkender Menschen gelegt.[7]
- Gender-Ideologie, auch Gender Mainstreaming, Geschlechtergleichschaltung als starker antifeministischer Standpunkt. Gefürchtet wird eine ‚widernatürliche‘ Umerziehungsmaßnahme. Das dichtome Geschlechtermodell mit der Frau übergeordnetem Mann als Basis der nationalen Einheit solle so in der Tradition marxistischer Gesellschaftsmodelle zerstört werden.[8]
- Gewerkschaft / Gewerkschaftsbonze
- Heldengedenken statt Volkstrauertag
- Identität, siehe auch Identitäre
- Kameradschaft, siehe auch Freie Kameradschaften
- Kapitalismus ist in der neonazistischen Strömung der extremen Rechten mit der Ablehnung von unkontrollierter Marktwirtschaft und der sogenannten Globalisierung bzw. vom Globalismus denotiert. Anders als bei der völkisch-nationalistisch orientierten autoritär-neoliberalen extremen Rechten will sie die Wirtschaft durch staatliche Eingriffe nach völkischen beziehungsweise rassistischen Regeln steuern und durch eine „raumorientierte Volkswirtschaft“ ersetzen.[9]
- Klimahysterie bzw. Klimalüge
- Kultur und kulturelle Identität, siehe Kulturalismus
- Lügenpresse zur Diskreditierung des Journalismus[10]
- Meinungsdiktatur ist häufig eine Reaktion auf Kritik an bewussten Lügen, Belästigung oder Verhetzung. So werden Minderheitsmeinungen als von der Elite verbotene Stimme der normalen Leute propagiert und rassistische oder sexistische Untertöne negiert, um Grenze des Sagbaren immer weiter zu verschieben.[5]
- Raum, siehe auch Volk ohne Raum
- Traditionelle Familie
- Umvolkung aka. Großer Austausch (bzw. Great Reset, Bevölkerungsaustausch, Überfremdung)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bente Gießelmann, Robin Heun, Benjamin Kerst, Lenard Suermann, Fabian Virchow (Hrsg.): Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe, Wochenschau-Verlag, Schwalbach/Ts. 2015, ISBN 978-3-7344-0155-8
- Bente Gießelmann, Robin Heun, Benjamin Kerst, Lenard Suermann, Fabian Virchow (Hrsg.): Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe, Wochenschau-Verlag, Schwalbach/Ts. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage 2019, ISBN 978-3-7344-0819-9
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Simon Meier-Vieracker: Vom Geheimplan zum Geh-heim-Plan - Linguist über rechtsextreme Sprache In: Der Spiegel Nr. 6, 3. Februar 2024, S. 110–111
- ↑ Fabian Virchow: 68er. In: Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe, 2015, S. 22 f.
- ↑ Robin Heun: Demokratie. In: Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe, 2015, S. 59 f.
- ↑ Bernhard Steinke: Deutschenfeindlichkeit. In: Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe, 2015, S. 76.
- ↑ a b Sebastian Panny: Einheitspartei, Remigration und Tiefer Staat: Ein Wörterbuch rechtsextremer Begriffe, moment.at, 02. Juli 2024
- ↑ Fabian Virchow: Freiheit. In: Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe, 2015, S. 90.
- ↑ Leroy Böthel: Gemeinschaft. In: Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe, 2015, S. 99.
- ↑ Regina Wamper: Geschlechtergleichschaltung. In: Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe, 2015, S. 113.
- ↑ Fabian Virchow: Kapitalismus. In: Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe, 2015, S. 186.
- ↑ »Wir haben kein Problem damit, dass du rechts bist. Sondern damit, wie du es bist« Das Buch »Mit Rechten reden« von Per Leo und Daniel-Pascal Zorn erregte 2017 große Aufmerksamkeit. Wie denken der Historiker und der Philosoph heute darüber? Interview mit Per Leo und Daniel-Pascal Zorn In: Der Spiegel, Nr. 15, 4. April 2024, S. 111
- ↑ Interview mit Per Leo und Daniel-Pascal Zorn in Der Spiegel, Nr. 15|6.4.2024, S. 111