Oimjakon

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Dorf
Oimjakon
Оймякон (russisch)
Өймөкөөн (jakutisch)
Föderationskreis Ferner Osten
Republik Sacha (Jakutien)
Ulus Oimjakonski
Bürgermeister Rosalija Kondakowa
Bevölkerung 462 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Höhe des Zentrums 675 m
Zeitzone UTC+10
Telefonvorwahl (+7) 41154
Postleitzahl 678752
Kfz-Kennzeichen 14
OKATO 98 239 805 001
Geographische Lage
Koordinaten 63° 28′ N, 142° 47′ OKoordinaten: 63° 27′ 46″ N, 142° 47′ 13″ O
Oimjakon (Russland)
Oimjakon (Russland)
Lage in Russland
Oimjakon (Republik Sacha)
Oimjakon (Republik Sacha)
Lage in der Republik Sacha‎
Oimjakon (Februar 2019)
Landschaft bei Oimjakon (Februar 2013)

Oimjakon (russisch Оймяко́н, jakutisch Өймөкөөн/Öjmököön) ist ein Dorf (selo) im gleichnamigen Ulus im Osten der Teilrepublik Sacha (Jakutien) im Fernen Osten Russlands. Am 14. Oktober 2010 hatte das Dorf 462 Einwohner.[1] Es gilt neben Werchojansk mit einer Tiefsttemperatur von −67,8 °C als der Kältepol Asiens. Der Name Oimjakon bedeutet in der Sprache der Jakuten so viel wie „heiße Quelle“.

Oimjakon liegt ungefähr 680 km ostnordöstlich der Großstadt Jakutsk im Hochland von Oimjakon im Tal des Flusses Indigirka in etwa 675 m Höhe. Der Ort liegt zwischen dem langgestreckten Werchojansker Gebirge und dem Tscherskigebirge. Die das Hochland nach Süden abschließende Bergkette verhindert den Zufluss wärmerer Luftmassen. 135 Kilometer südwestlich von Oimjakon verläuft die Suntar-Chajata-Gebirgskette mit dem 2959 m hohen Mus Chaja. Westlich setzt sich die Bergkette im Werchojansker Gebirge fort.

Das Dorf Oimjakon gehört zum Oimjakonski ulus und befindet sich 125 km Luftlinie südlich von dessen Verwaltungszentrum Ust-Nera. Es ist Sitz der Landgemeinde (selskoje posselenije) Borogonski 1-j nasleg, zu der außerdem die zwei Dörfer Bereg-Jurdja (5 km östlich, 178 Einwohner) und Chara-Tumul (gut 3 km nordwestlich, 121 Einwohner) gehören. Die Gemeinde hat insgesamt 761 Einwohner (14. Oktober 2010).[2]

Ein alter Flughafen ist vorhanden; er stammt aus dem Zweiten Weltkrieg und war Teil der ALSIB genannten Route, auf der die Vereinigten Staaten mehrere Tausend Flugzeuge aller Arten über Alaska im Rahmen des Leih- und Pachtgesetzes an die Sowjetunion übergaben. Nach ihrem Abflug in Alaska war eine Reihe von Zwischenstopps nötig, bevor die Flugzeuge letztendlich Europa erreichten. Damit war Oimjakon ein wichtiger Ort für die sowjetische Luftwaffe und es musste stets Flugbenzin in sehr großen Mengen vorhanden sein, um die US-Flugzeuge vollzutanken. Der Flughafen ist de facto nicht mehr in Betrieb.

Ab dessen Gründung am 20. Mai 1931 war Oimjakon Verwaltungssitz des nach ihm benannten Oimjakonski rajon (Ulus). Bei der Volkszählung 1939 hatte der Ort 356 Einwohner. Am 3. Juni 1954 wurde die Rajonverwaltung in das Ende der 1930er-Jahre gegründete und inzwischen bedeutendere Ust-Nera verlegt, das seit 1950 den Status einer Siedlung städtischen Typs besaß.

Klimadiagramm von Oimjakon

Obwohl Oimjakon etwa 2900 km vom Nordpol entfernt ist, wurden hier (langjährige Wetterstation im Dorf Tomtor, 30 km südöstlich (63° 16′ N, 143° 12′ O), seit 2004 mit eigener Wetterstation in Oimjakon) die niedrigsten Temperaturen aller bewohnten Gebiete der Erde (Kältepol, siehe Hochland von Oimjakon) gemessen. Die Extremwerte werden unter anderem durch die topographischen Bedingungen in diesem Hochland begünstigt.

Als Tiefsttemperatur werden derzeit −67,8 °C (6. Februar 1933) anerkannt (gleicher Wert wie in Werchojansk).[3] Die am Kältepol-Denkmal in Oimjakon angegebenen −71,2 °C aus dem Jahre 1926 sind nicht anerkannt. Angeblich wurde der Wert nicht gemessen, sondern von einem Akademie-Mitglied hochgerechnet. Im Gebiet um Oimjakon findet man sehr oft stark ausgeprägte Kältehochs. Die WMO-Indexnummer der Wetterstation lautet 24688.[4] Noch kälter auf der Nordhalbkugel wurde es am 22. Dezember 1991 mit −69,6 °C (Messwert einer automatischen Wetterstation in Grönland).[5]

Demgegenüber kann es im Sommer über +30 °C warm werden, womit also Temperaturdifferenzen von mehr als 100 °C in einem Jahr möglich sind. Am 28. Juli 2010 wurde mit 34,6 °C ein neues Temperaturmaximum gemessen, das 2 °C über dem bisherigen Höchstwert lag.[6]

Oimjakon
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
9
 
-42
-51
 
 
8
 
-36
-49
 
 
5
 
-21
-41
 
 
7
 
-5
-25
 
 
12
 
9
-6
 
 
31
 
19
3
 
 
51
 
22
5
 
 
39
 
19
2
 
 
22
 
9
-5
 
 
17
 
-10
-22
 
 
12
 
-32
-42
 
 
10
 
-41
-50
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: http://www.eklima.de/klima/russland/oimjakon/
Klimadaten zu Oimjakon, geordnet nach Monaten
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) −41,9 −35,5 −21,4 −4,6 8,5 19,0 21,8 18,6 9,2 −10,0 −31,7 −41,3 −9
Mittl. Tagesmin. (°C) −51,2 −48,6 −41,2 −24,9 −5,6 3,0 5,1 1,5 −4,9 −22,1 −41,8 −49,5 −23,2
Niederschlag (mm) 9 8 5 7 12 31 51 39 22 17 12 10 Σ 223
Sonnenstunden (h/d) 0,9 4,2 7,9 9,5 9,1 10,1 9,6 7,6 5,0 3,6 1,9 0,4 5,8
Regentage (d) 3 3 1 2 3 7 9 8 5 5 4 3 Σ 53
Luftfeuchtigkeit (%) 76,0 74,0 67,0 65,0 63,0 61,0 66,0 70,0 71,0 76,0 77,0 76,0 70,2
  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  3. World Meteorological Organization Global Weather & Climate Extremes
  4. Stationsverzeichnis. Abgerufen am 30. Mai 2023.
  5. New Coldest Northern Hemispheric Temperature Record | World Meteorological Organization's World Weather & Climate Extremes Archive. Abgerufen am 11. Februar 2021.
  6. Der heiße Sommer 2010 in Russland. Teil 1: Wald- und Moorbrände. Zusammengestellt von Werner Wehry. In: Beiträge zur Berliner Wetterkarte. Verein BERLINER WETTERKARTE e. V. zur Förderung der meteorologischen Wissenschaft, 47/2010. ISSN 0177-3984.
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