One Billion Rising

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Logo von „One Billion Rising“

One Billion Rising (OBR) (englisch für Eine Milliarde erhebt sich) ist eine weltweite Kampagne für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen und für Gleichstellung. Sie wurde im September 2012 von der New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler initiiert.[1][2][3][4] Die „eine Milliarde“ weist auf eine UN-Statistik hin, nach der eine von drei Frauen in ihrem Leben entweder vergewaltigt oder Opfer einer schweren Körperverletzung werden.[5] Die Kampagne wurde im Rahmen der V-Day-Bewegung gestartet. Es ist eine der größten Kampagnen weltweit zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen.[6] Die Veranstaltungen finden in mittlerweile über 200 Ländern statt, vor allem in Asien und Afrika.[7]

Weltweit wurden eine Milliarde (engl. billion) Frauen zu Streiks und Protestkundgebungen aufgerufen; indem sie ihre Häuser, Geschäfte und Arbeitsstellen verlassen und gemeinsam öffentlich tanzen, sollten sie ihre Solidarität und gemeinsame Kraft demonstrieren.[8] Das Ereignis sollte am 15. Jahrestag der V(agina)-Day-Aktionstage gegen Gewalt gegen Frauen (victory over violence) am 14. Februar 2013 (Valentinstag) stattfinden.[9] Die „Milliarde“ steht für die statistische Aussage der UN, dass ein Drittel aller Frauen und Mädchen in ihrem Leben Opfer von Gewalt werden.[10] Das Event findet seitdem jährlich am 14. Februar weltweit statt. Im Jahr 2014 stand die Kampagne unter dem Motto: Gerechtigkeit für Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt. Außerdem wurde die Betonung der Straflosigkeit, welche bei Straftaten gegen Arme, Opfer von Rassismus, Krieg und Imperialismus und die Plünderung der Umwelt weiterhin besteht, gelegt.[11]

Die Aktion wurde von Ensler initiiert, nachdem sie mit der Veröffentlichung der Vagina-Monologe 1998 den Anstoß für die V-Day-Aktionstage gegeben hatte.[12] Einer der Auslöser für ihren Aufruf waren die Äußerungen des US-amerikanischen Politikers der Republikanischen Partei Todd Akin über Abtreibungen, bei der selbst Schwangerschaften, die durch Vergewaltigung entstehen, nicht beendet werden dürften. Seiner Auffassung nach könne der weibliche Körper von sich aus eine Schwangerschaft verhindern, wenn es sich tatsächlich um eine Vergewaltigung gehandelt habe.[13][14] Im August 2012 antwortete sie ihm in einem offenen Brief, dass er Millionen Frauen wahnsinnig gute („insanely good“) Gründe gegeben habe, sich zu erheben.[15]

Plakat in Rom, Italien
One Billion Rising in Washington D.C.

Bis September 2012 hatten Menschen aus 160 Ländern ihre Beteiligung an den Aktionen zugesagt.[16] Mehr als 5000 Organisationen[17] hatten sich der Kampagne angeschlossen. Unterstützt wird sie auch von zahlreichen Prominenten und Schauspielern wie Jane Fonda, Anne Hathaway, Rosario Dawson, Robert Redford, Charlize Theron, Yoko Ono[18][19] sowie von Politikerinnen und Politikern, wie Stella Creasy, Mitglied im britischen Parlament, Michelle Bachelet, Direktorin der UN Women sowie dem Europaabgeordneten und Vorsitzende des EP-Ausschusses für die Rechte der Frau und Gleichstellung der Geschlechter, Mikael Gustafsson[20][21] und der US-amerikanischen Politikerin der Demokratischen Partei Nancy Pelosi.[22] UN-Generalsekretär Ban Ki-moon unterstützte die Aktion ausdrücklich und machte deutlich, dass man sich auch über den Tag hinaus engagieren müsse. „Dies muss ein Tag sein, auf den Handlungen folgen.“[23]

In Deutschland hatten Gruppen in 195 Städten ihre Teilnahme zugesagt. Künstler in Deutschland, die den Aktionstag unterstützten, sind zum Beispiel die Schauspielerin Ulrike Folkerts, die Rapperin Sookee, die für die Kampagne den Hip-Hop-Song One Billion („Sookie erhebt sich“) geschrieben hat, oder der Sänger Joachim Witt.[24][25]

Am 14. Februar 2013 nahmen in 205 Ländern Menschen, die meisten waren Frauen, in Protestzügen, spontanen Happenings und mit Tanz- und Kunstaktionen an der Kampagne teil.[26] So gab es auch Aktionen in ganz Deutschland. In Berlin gab es gleich mehrere Proteste: Am Brandenburger Tor (2013 mit 5000 Teilnehmern, 2014 mit 3000 Teilnehmern), Pariser Platz und auf dem Alexanderplatz in Berlin, dort mit rund 200 Teilnehmern.[27] Aber auch in vielen anderen Städten, wie Bremen, Hamburg, Köln, München, Nürnberg, Stuttgart gab es Tanz und Trommelaktionen. Der Gema-freie Song Break the Chain (Zerbrich die Ketten) von Tena Clark wurde von verschiedenen Sängerinnen und in mehreren Sprachen aufgenommen und war so etwas wie die gemeinsame Hymne der Kampagne. Die eigens entwickelte Choreografie dazu konnte zuvor mithilfe von YouTube-Videos einstudiert werden.[28]

Mehrere Aktionen gab es in Indien, weil dort zwei Monate zuvor eine Frau von einer Gruppe von Männern so brutal vergewaltigt und misshandelt worden war, dass sie starb, was zu einer Protestwelle gegen die alltägliche Gewalt gegen Frauen geführt hatte (siehe Gruppenvergewaltigung in Delhi 2012). In einer Video-Botschaft hatte sich zudem die Tochter des Sitar-Spielers Ravi Shankar, Anoushka Shankar, als Opfer sexuellen Missbrauchs offenbart, auch um „One Billion Rising“ zu unterstützen. Sie sei als Kind von einem Freund der Familie über Jahre „sexuell und emotional“ missbraucht worden. Am Parlament in der Hauptstadt Neu-Delhi tanzten 2000 Menschen zusammen nach der Break the Chain-Choreografie. Weitere Aktionen gab es in Lucknow, Mumbai, Bhopal, Hyderabad, Kalkutta und Ahmedabad.[29][30] Die Koordinatorin der Bewegung in Südasien, die Sozialwissenschaftlerin Kamla Bhasin sagte: „Das ist eine Bewegung aller gesellschaftlichen Teile – von allen Frauen, die unterdrückt werden. Jeder Vergewaltiger kommt aus unseren Familien. Die sind nicht aus dem Internet heruntergeladen.“[31][32]

Wahrnehmung in internationalen Medien

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Bereits im Vorfeld war die Aktion 2013 Thema in den Medien, neben feministischen Magazinen wie Emma[33] und Frauenzeitschriften wie der Brigitte[34] vor allem in internationalen Tageszeitungen wie der New York Times,[35] The Guardian,[36] El País,[37] La Repubblica,[38] Der Standard,[39] The Times of India[40] und vielen weiteren.

Die Online-Ausgaben deutscher Printmedien, wie Der Tagesspiegel,[41] Die Zeit,[42] Der Spiegel,[43] Focus[44] und der Stern,[45] berichteten ab 14. Februar über den Kampagnentag weltweit, ein Schwerpunkt waren die Aktionen in Indien.

Commons: One Billion Rising – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Andrea Jonjic: One Billion Rising – Weltweite Kampagne gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am 14. Februar. Netzpolitik.org, 12. Februar 2013, abgerufen am 12. Februar 2013.
  2. V-Day: One Billion Rising. Huffingtonpost.com, 24. September 2012, abgerufen am 13. November 2012 (englisch).
  3. Celebrating five years of women moaning. In: Antigua Observer Newspaper. 27. April 2012, abgerufen am 18. Februar 2020 (amerikanisches Englisch).
  4. 'This is not a women's issue, it's a global crisis': Robert Redford – video | Society. Guardian.co.uk, 24. September 2012, abgerufen am 13. November 2012 (englisch).
  5. UN Secretary-General Ban Ki-moon Launches Campaign to End Violence against Women. (PDF) Pressemitteilung. UN, abgerufen am 10. Januar 2014 (englisch).
  6. Judith Keßeler: One Billion Rising protestiert mit Tanzaktionen gegen Gewalt gegen Frauen. In: emotion.de. Emotion Verlag GmbH, 3. Februar 2020, abgerufen am 19. Februar 2020.
  7. Jana Heigl: Weltweite Demonstrationen gegen die Gewalt an Frauen. In: Der Tagesspiegel. 14. Februar 2020, abgerufen am 19. Februar 2020.
  8. One Billion Rising: Eve Ensler, Activists Worldwide Plan Global Strike to End Violence Against Women. democracynow.org, 24. September 2012, abgerufen am 13. November 2012 (englisch).
  9. Coastweek Kenya: coastweek.com – First V-Day Africa Summit Held in Nairobi. coastweek.com, 6. September 2012, archiviert vom Original am 1. Januar 2013; abgerufen am 18. Februar 2020 (englisch).
  10. The Occidental: When the Oxy Vaginas Speak, Audiences Come. In: The Occidental. 1. Januar 2016, abgerufen am 19. Februar 2020 (englisch).
  11. One-Billion Rising About. onebillionrising.org, 4. März 2014, abgerufen am 4. Februar 2015.
  12. Capital News » African gender activists meet in Kenya over violence. Capitalfm.co.ke, 29. August 2012, abgerufen am 13. November 2012 (englisch).
  13. Anatol Stefanowitsch: Legitimes Befremden | Sprachlog. Scilogs.de, 20. August 2012, abgerufen am 18. Februar 2013.
  14. Sebastian Fischer: Republikaner baden im See Genezareth – SPIEGEL ONLINE. Spiegel.de, 20. August 2012, abgerufen am 18. Februar 2013.
  15. Eve Ensler: Eve Ensler: Dear Mr. Akin, I Want You to Imagine… huffingtonpost.com, 20. August 2012, abgerufen am 13. November 2012 (englisch).
  16. One Billion Rising - Eine weltweite Aktion gegen Gewalt an jedem 14. Februar. In: One Billion Rising. Abgerufen am 19. Februar 2020.
  17. Look Who’s Rising. onebillionrising.org, 13. November 2012, archiviert vom Original am 10. Oktober 2012; abgerufen am 19. Februar 2020.
  18. Jane Martinson: Join the One Billion Rising campaign to end violence against women | Society. The Guardian, 24. September 2012, abgerufen am 13. November 2012.
  19. Una campagna contro la violenza sulle donne mondiale. ilJournal.it, 24. September 2012, archiviert vom Original am 9. November 2012; abgerufen am 20. Februar 2020.
  20. Rosamund Urwin: 'The misogynist abuse MPs receive is shocking – you should see the tweets I get' – Politics – News – Evening Standard. Standard.co.uk, 7. September 2012, abgerufen am 13. November 2012.
  21. Nathalie Sopacua: Aufruf zum weltweiten Streik gegen Gewalt an Frauen, Deutscher Frauenrat, 22. Januar 2013 (Memento vom 5. November 2013 im Internet Archive)
  22. One Billion Rising. Weltweiter Protest gegen Gewalt gegen Frauen, Die Zeit Online 14. Februar 2013
  23. V-Day 2013: Ban fordert Ende der Gewalt gegen Frauen, Regionales Informationszentrum der Vereinten Nationen für Westeuropa, 14. Februar 2013
  24. Nicole Tomasek: Eine erschütternde Erfahrung im positiven Sinne, jungle-world.com, abgerufen am 15. Februar 2013.
  25. Eva Schmidt: One Billion Rising – ohne Presse?, freie-radios.net, abgerufen am 15. Februar 2013.
  26. One Billion Rising: An End to Violence Against Women, Newsfeed Time, 14. Februar 2013
  27. Rebecca Hillauer: Weltweit tanzen Menschen gegen Gewalt an Frauen, dradio.de, abgerufen am 14. Januar 2013.
  28. Flashmob auf dem Alexanderplatz „One Billion Rising“: Gekommen, um zu tanzen in: Der Tagesspiegel vom 14. Februar 2013.
  29. One Billion Rising. Weltweiter Protest gegen Gewalt gegen Frauen, Zeit Online 14. Februar 2013
  30. One Billion Rising: An End to Violence against Violence, Time 14. Februar 2013
  31. Aktionstag gegen sexuelle Gewalt. „Genug ist genug“, Taz 15. Februar 2013
  32. The ‘One Billion Rising’ on the Streets of Delhi, The New York Times Global Edition India 15. Februar 2013
  33. One Billion Rising. emma.de, abgerufen am 13. Februar 2013.
  34. Michèle Rothenberg: One Billion Rising – Tanzen gegen Gewalt. Brigitte.de, abgerufen am 13. Februar 2013.
  35. Amelia Gentleman: Dancing on Behalf of a Billion. NYTimes.com, 12. Februar 2013, abgerufen am 13. Februar 2013 (englisch).
  36. Join the One Billion Rising campaign to end violence against women. theguardian, abgerufen am 13. Februar 2013 (englisch).
  37. La revolución de los mil millones de mujeres, El País 10. Februar 2013
  38. Donne, flashmob mondiale "Balliamo contro la violenza" 13. Februar 2013, "Stop alla violenza sulle donne"domani a Firenze il flash mob, Flash Mob mondiale violenza su donne: il corto della campagna (Video)
  39. Das Aufbegehren einer Milliarde Frauen, 30. Januar 2013, Online diestandard.at
  40. Nitisha Kashyap: Indians among the One Billion Rising, The Times of India, 14. Februar 2013@1@2Vorlage:Toter Link/articles.timesofindia.indiatimes.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  41. Flashmob auf dem Alexanderplatz: One billion rising gekommen um zu tanzen
  42. Weltweiter Protest gegen Gewalt gegen Frauen
  43. Protest gegen Unterdrückung von Frauen
  44. Menschen tanzen weltweit gegen Gewalt an Frauen
  45. One Billion rising: Tanzen für die Frauenrechte