Johannes de Indagine (Kartäuser)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Johannes de Indagine

Johannes de Indagine (auch Johannes Indaginis, eigentlich Johannes Bremer von Hagen; * 1415 in Hattendorf bei Stadthagen; † 1475 in Erfurt) war ein Kartäusermönch, Reformtheologe und Autor theologischer Schriften.

Johannes de Indagine wurde um 1415 in Hattendorf bei Stadthagen im heutigen Niedersachsen als Johannes Bremer, Brewer oder Bräuer, als Sohn bäuerlicher Eltern geboren[1][2] und schrieb sich 1436 an der Universität Erfurt für das Studium beider Rechte als Johannes Bremer von Hagen ein.

Die Kartause Erfurt in einer Darstellung ihrer Gründungslegende. Tempera auf Holz, um 1525

Im Jahr 1440 trat er in der Kartause Erfurt in den Kartäuserorden ein. Zwei Jahre später legte er das Ordensgelübde ab. Von 1454 bis 1456 war er Prior der Kartause Eisenach. Im Jahr 1457 wurde er als Prior in sein Heimatkloster nach Erfurt zurückberufen. In den Jahren 1461 bis 1464 leitete er die Kartäuserklöster in Frankfurt (Oder) und Grabow bei Stettin. 1465 kehrte er erneut nach Erfurt zurück, diesmal als einfacher Mönch, wo er sich bis zu seinem Tod hauptsächlich theologischen Studien und schriftstellerischer Arbeit widmete.

Johannes Hagen verfasste auch mehrere diätetische Schriften, darunter zwischen 1451 und 1472 den Tractatus de regimine sanitatis virorum spiritualium ac devotorum, ein als (Erfurter) Kartäuserregimen[3] bezeichnetes Gesundheitsregiment (Regimen sanitatis).[4][5]

Johannes wirkte als Ratgeber in theologischen und juristischen Fragen für Bischöfe, Fürsten und Gelehrte. Auch Theologen wie Johannes von Wesel (1425–1481), Johannes von Dorsten (1420–1481) und die Universität Erfurt suchten seinen Rat.

Er wandte sich gegen Missbräuche im kirchlichen Leben und setzte sich für die Reform der Kirche und Orden ein. Er selbst schrieb am Schluss seines Lebens: „Die Zahl meiner Werke mag mehr als 500 betragen“. Achtzig Bände umfassen allein seine Schriftkommentare zur Heiligen Schrift, aber nur wenige seiner Schriften wurden gedruckt.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Helge Bei der Wieden: Die Ausstrahlung der Reformation: Beiträge zu Kirche und Alltag in Nordwestdeutschland. In: Studien zur Kirchengeschichte Niedersachsens, Band 43, V&R Unipress, Göttingen 2011, S. 21, ISBN 978-3-89971-814-0
  2. Kurt Förster: Eine neuerschlossene Quelle zur Geschichte der Blomberger Wallfahrt und ihrer Pilgerzeichen. In: „Lippische Mitteilungen“, Heft 32, Seite 5ff, 1963.
  3. Manfred Peter Koch: Das „Erfurter Kartäuserregimen“. Studien zur diätetischen Literatur des Mittelalters. Medizinische Dissertation Bonn 1969; Neudruck Salzburg 1997 (= Analecta Cartusiana. Band 141).
  4. Gundolf Keil, Jürgen Kiefer: Das „Erfurter Kartäuserregimen“. Anmerkungen zu Inhalt, Aufbau und Verfasserfrage einer klösterlichen Gesundheitslehre des 15. Jahrhunderts. In: Jürgen Kiefer (Hrsg.): Heilkunde und Heilmittel. Zu Erwerb und Transfer von medizinisch-pharmazeutischem Wissen in Europa. Festschrift Ingrid Kästner. Aachen 2013 (= Europäische Wissenschaftsbeziehungen. Band 5), S. 217–259.
  5. Gundolf Keil: Vegetarisch. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 34, 2015 (2016), S. 29–68, hier: S. 37–39.