Günter Senge

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Günter Senge (* 15. August 1927 in Herne; † 24. August 1994 in Bochum) war ein deutscher Verwaltungsjurist und Maler, der mit seinen Bildern den Strukturwandel des Ruhrgebiets als Wandel in der Zeit erfasste.

Kindheit und Jugend verbrachte Senge in Herne. Sein Vater, der Lehrer Franz Senge, stammte aus dem Eichsfeld, seine Mutter Margarete, geb. Schleinhege aus dem Emsland. In der Familie herrschte eine musische Grundstimmung, die das Kind frühzeitig zum Zeichnen veranlasste. Das gutbürgerliche Gründerzeithaus der Eltern in Herne markierte mit anderen in der Straße eine Grenze zu Arbeitervierteln, so dass Senge bereits in jungen Jahren mit der konfliktreichen Gemengelage des Ruhrgebiets konfrontiert wurde.

Nach dem Besuch der Volksschule und nur sechs Jahren auf dem Gymnasium wurde er gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, wie viele andere Jugendliche, noch als Luftwaffenhelfer eingesetzt, dann zur Marine eingezogen. 1945 geriet er in Gefangenschaft, aus der er aber fliehen konnte. Von diesem Werdegang her ist Senge ein Vertreter der von Helmut Schelsky so genannten „Skeptischen Generation[1] – mit konservativer Grundhaltung. Diese Einstellung machte sein weiteres Leben nicht einfach. 1946 holte er das Abitur in Leer nach und entschloss sich trotz anfänglicher Neigung zur Philologie, wegen der äußeren Nachkriegsbedingungen in Würzburg Jura zu studieren. Nach Abschluss des Studiums folgten Studienaufenthalte in der Schweiz und England. In den nächsten acht Jahren absolvierte er das Referendariat, das zweite juristische Staatsexamen, den Versuch als Rechtsanwalt in Münster und schließlich 1959 die Promotion. Trotz der beginnenden beruflichen Belastungen ließ Senge nicht von der Malerei ab und durchlief noch Anfang der sechziger Jahre an der Werkkunstschule Düsseldorf eine Fortbildung. Ab 1963 stellte er seine Bilder öffentlich aus.

Der weitere Werdegang als Verwaltungsjurist führte Senge nach Düsseldorf, Bochum und schließlich als Stadtdirektor nach Monheim, wohin er mit seiner Familie Anfang der siebziger Jahre zog. Dort war er anfangs daran mitbeteiligt, die Eingliederung der Stadt nach Düsseldorf zu verhindern. Krankheitsbedingt schied Senge 1977 aus dem Dienst aus und kehrte 1979 nach Bochum zurück, wo er sich ganz seiner Kunst widmen konnte. „Für Senge begann damit die produktivste Zeit seiner Malerei. … Als Günter Senge 1994 starb, war der Wandel des Ruhrgebietes vom Kohlenrevier zur postindustriellen Stadtlandschaft praktisch vollzogen.“[2] Trotz der Arbeitsbelastung und schwerer familiärer Schicksalsschläge hatte er in seiner Malerei Trost und Bestätigung gefunden. Von Richard Gessner ließ er sich in die Technik der Eitemperamalerei einführen, in Bochum hörte er später Vorlesungen bei Max Imdahl und hielt ständig Kontakt zum Verein der Düsseldorfer Künstler, an deren Große Winterausstellung NRW Senge von 1963 bis 1977 regelmäßig teilnahm. Für wenige Jahre war er auch deren stellvertretender Vorsitzender. Vom Vereinsvorstand malte er zwei große Gruppenbilder.[3]

Eins der beiden Gruppenbilder: Günter Senge, Hommage à Fantin Latour, 1979 Vorstand des Vereins Düsseldorfer Künstler,
Stadtmuseum Düsseldorf, Öl auf Leinwand, 101 × 140 cm

mit den Künstlern: Obere Reihe von links: Georg Grulich (Maler), Trude Esser (Bildhauerin), Erwin Eichbaum (Maler), Günter Senge (Maler) – Untere Reihe: Clemens Pasch (Bildhauer), Hagen Hilderhof (Bildhauer), Kurt Sandweg (Bildhauer), Hans Günther Cremers (Maler), Bert Gerresheim (Bildhauer)

Günter Senge hat als ein Landschaftsmaler über dreißig Jahre lang neben der Tätigkeit als Verwaltungsjurist eine Serie von über 200 Bildern der Städtelandschaft Ruhrgebiet gemalt. Wie ein Chronist gibt er mit den Häusern, Werkstätten und Straßen typische Wohnsituationen zwischen Bochum, Duisburg und Dortmund des vergangenen Ruhrreviers wieder. Ausgangspunkt sind die Gemengelage und der Wandel des Ruhrgebiets[4], insofern der Mensch durch sie in seiner Behausung bedroht ist. Sie hat Senge wiederholt durch leichte Eingriffe, wenn er z. B. Verkehrsschilder willkürlich positioniert, zu schützen versucht.[5]

Wie Senge das Lokalkolorit des alten Ruhrreviers getroffen hat, das ist für seinen Realismus normativ. Die dafür benutzten Farbklänge beruhen auf einer begrenzten Anzahl gedämpfter Farben wie das Caput mortuum, die Umbra, das Vandyckbraun, das Pariserblau u. ä. Sie hat er fast ausschließlich benutzt und durch beigemischte Grautöne reich moduliert, so dass Kuno Gonschior bedeutungsvoll auf „… die Farben!“ (mündliche Mitteilung) verweisen konnte. Das rußige Grau der gebrochenen Farbigkeit überzieht mehr oder weniger alle Bilder.

Senges Sichtweise auf die Welt des Reviers änderte sich von den frühen Fensterbildern der 1960er Jahre mit ihrem Blick aus der Geborgenheit des Wohnraums auf das Draußen der Industriewelt zum Blick von außen auf die wie verlassen wirkenden Wohnhäuser. Das Wohnen ist zur Existenzfrage geworden: trotz der Menschenleere in Senges Bildern geht es ihm um die Menschen.

Die Bilder können einerseits als eine Dokumentation der Gebäude, vornehmlich der Wohnhäuser, betrachtet werden. „Die historisch gewachsene Individualität der Region wollte er vor dem Hintergrund des fortschreitenden Strukturwandels bildlich erfassen und bewahren.“[6] Andererseits sind sie Senges subjektives Urteil mit Blick auf die historischen Zwänge, denen der Mensch ausgeliefert ist, und zeugen von der Liebe zu dieser bedrohten Lebenswelt.

„Ich bin nicht angetreten, um gesellschaftlichen Protest zu erheben. … Utrillo hat sein Leben lang Paris gemalt. Meine Liebe gehört dem Revier.“[7] Dabei hätte Senge Grund genug gehabt, die sozialen Folgen des Zechensterbens und die strukturellen Veränderungen im Ruhrgebiet anzuprangern, wie dies noch Jahrzehnte später geschieht.[8] Senges Haltung ist eine andere. Senges Malerei ist orientiert an der Neuen Sachlichkeit, an Malern wie Werner Heldt, Gustav Wunderwald, Wilhelm Schmurr, aber auch an den Fotografien von Albert Renger-Patzsch.

Bei aller Betroffenheit angesichts des unaufhaltsam sich vollziehenden Strukturwandels[9] nimmt Senge das Unveränderliche schweigend hin. Die daraus resultierende Stille wird eine strukturelle Eigenschaft seiner Bilder.[10] Die Frage nach der Gerechtigkeit dieses Prozesses wird den Juristen Senge zumindest unbewusst beschäftigt haben. Sie bleibt aber verständlicherweise in dem transzendenten Sinn des Schleier des Nichtwissens unbeantwortet.

Senge kam es während der Bildwerdung auf das Allgemeine an, d. h., das Anekdotische so weit zu tilgen, bis sich, gemäß dem Titel der Monographie von Wieland Schmied, in der er bestimmte Stellen unterstrichen hatte,[11] der Eindruck des Magischen, das labile Gleichgewicht von Wirklichkeit und Unwirklichkeit einstellte. So wurden die Bilder zu authentischen Zeugnissen persönlicher Selbstreflexion und zu Dokumenten jener gesellschaftlichen Verhältnisse, die das Movens für das soziale Gedächtnis bilden. Mit ihren Ambivalenzen sind sie frei von falschem Trost.[12]

Konkrete Erlösung versprechende Zukunftserwartungen gibt es für Senges konservativen Skeptizismus nicht. Die erlebten und erlittenen Endlichkeiten finden ihren Niederschlag in der immer neu komponierten gedämpften Farbigkeit der Bilder. Sie belegen die ohnmächtige seelische Spannung gegenüber den objektiven verhängnisvollen Wiederholungszwängen des Lebens. Sie sind zwar von einer Tristesse dominiert, haben aber nichts mit Traurigkeit zu tun. Der magisch-poetische Duktus der Darstellung erlaubt dem kritischen Betrachter einen reflektierten Abstand zum gesellschaftlichen Vorgang zu gewinnen. Die gespannte Stille der Bilder signalisiert etwas Geheimnisvolles, das vom Betrachter gedacht werden will. Es ist der Grauschleier, der sich sichtbar unsichtbar wie ein Schleier[13] des Vergessens über die Stadtlandschaft gelegt hat und diese vor dem gänzlichen Vergessen bewahrt.

Die Bilder malend ist Senge unbewusst über sich und den religiösen Teil seiner Weltanschauung hinaus der Wahrheit menschlichen Weltverhältnisses nahegekommen. Der scheinbar realistisch malende Maler wird zu einem Anwalt des Vergänglichen. Eine verwandte Weltsicht findet sich bei Konrad Knebel. „In seinen Bildern setzt er sich immer wieder mit dem Stadt-Thema auch als Symbol des Seins und des menschlichen Vergehens auseinander.“

Dies ermöglicht einen Erkenntnisgewinn, der bei aller Bedrängnis befreiend sein kann, da sie mit Blick auf die Endlichkeit des Lebens diese als allgemeine Wahrheit im Grundkolorit der Bilder vor Augen führt. „Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht.“[14] „Mir ging es immer darum, das Wesentliche, das Hintergründige, das, was von den meisten Menschen übersehen wird, darzustellen, und das, glaube ich in meinen Bildern verwirklicht zu haben.“[15] Senges Ruhrgebietsbilder sind gemalte Geschichte.

Werke (Auswahl)

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Viele Bilder befinden sich in Privatbesitz. In öffentlichem Besitz befinden sich Bilder im Kunstmuseum Bochum, im Landtag Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, im Bundesrat in Berlin, in den Stadtwerken Düsseldorf und im Emschertal-Museum in Herne.

Ausstellungen (Auswahl)

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Einzelausstellungen

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Gruppenausstellungen

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  • 1963–77 Winterausstellung NRW, Düsseldorf
  • 1967–84 Museum Bochum, Bochumer Künstlerbund
  • 1967 Westfälischer Kunstverein, Münster
  • 1975 Kunsthalle Darmstadt
  • 1978–94 Große Kunstausstellung, Düsseldorf
  • 1983 Oviedo, Spanien – Bochumer Künstlerbund und Moskau, Haus des sowjetischen Künstlerverbandes, zus. Mit dem Verein Düsseldorfer Künstler v. 1844
  • 1985 Emschertal-Museum, Herne[16]
  • 1989 Große Kunstausstellung, München
  • 1997 Emschertal-Museum, Herne, Rückschau 5 Herner Künstler.
  • Ausstellungsblatt „Günter Senge – Straßenportraits aus dem Ruhrgebiet“, Stadtmuseum Düsseldorf 1983.
  • Sabina Becker: Neue Sachlichkeit. Band 1: Die Ästhetik der neusachlichen Literatur (1920–1933). Band 2: Quellen und Dokumente. Bühlau Verlag, Köln/ Weimar/ Wien 2000.
  • Olge Dommer: Ein reiches Feld für interessante Entdeckungen. Günter Senge: Stadtlandschaft Ruhrgebiet. 2003. S. 12 ff.
  • Michael Dückershoff Bochum, Künstlerporträt: Günter Senge. In: industrie-kultur Magazin für Denkmalpflege, Landschaft, Sozial-, Umwelt- und Technikgeschichte, Klartext Verlag, Ausgabe 2. 2003, S. 32.
  • Westfälischer Heimatbund (Hrsg.): Heimatpflege in Westfalen. 16. Jahrgang. Münster 2/2003, S. 16.
  • Dieter Henrich: Versuch über Kunst und Leben. Hanser, München/ Wien 2001.
  • Rolf Kania: Wo Weiß nur ein Traum war. In: Günter Senge, Stadtlandschaft Ruhrgebiet. Malerei und Zeichnung. Emschertal-Museum Herne 14.3.–1.6.2003; Rheinisches Industriemuseum Oberhausen 15.3.–18.5.2003; Westfälisches Industriemuseum Dortmund 16.3.–24.4.2003 (Buch, 2003). S. 9 f. ISBN 978-3-922987-75-8, S. 15 ff.
  • Günter Karhof: Günter Senge – Orte der Erinnerung. Die „Alte Schlosserei in Duisburg“. Eine Einführung in Senges Bilderwelt. In: Günter Senge, Stadtlandschaft Ruhrgebiet. Malerei und Zeichnung. Emschertal-Museum Herne 14.3.–1.6.2003; Rheinisches Industriemuseum Oberhausen 15.3.–18.5.2003; Westfälisches Industriemuseum Dortmund 16.3.–24.4.2003 (Buch, 2003). ISBN 978-3-922987-75-8, S. 19 f.
  • Günter Karhof: Ein Maler und sein Revier. Erinnerungen auf dunklem Grund. Günter Senge (1927–1994) und die Magie der abgebildeten Orte. In: Standorte. Jahrbuch Ruhrgebiet 2003/2004. Klartext Verlag, Essen 2004, S. 72–77.
  • Alexander von Knorre: Suche nach dem Ruhrgebiet. In: Günter Senge, Stadtlandschaft Ruhrgebiet. Malerei und Zeichnung. Emschertal-Museum Herne 14.3.–1.6.2003; Rheinisches Industriemuseum Oberhausen 15.3.–18.5.2003; Westfälisches Industriemuseum Dortmund 16.3.–24.4.2003 (Buch, 2003). ISBN 978-3-922987-75-8, S. 9 f.
  • Horst Lang: … als der Pott noch kochte. Photographien aus dem Ruhrgebiet. Mit einem Text von Andreas Rossmann. Schirmer/Mosel, München 2000.
  • Thomas Parent, Thomas Stachelhaus: Stadtlandschaft Ruhrrevier. Klartext, Essen 1991.
  • Renger-Patzsch: Ruhrgebiet – Landschaften 1927–1935. Köln 1982.
  • Andreas Rossmann: Der Rauch verbindet die Städte nicht mehr. Köln 2012.
  • Günter SENGE. Bilder aus dem Revier. Ausstellungs-Katalog. – Schwerte: Kath. Akademie 1978. 22 S., Abb.
  • Günter Senge – Stadtlandschaft Ruhrgebiet. Ausstellungen in Herne, Dortmund und Oberhausen [1] (PDF).
  • Peter Wittenberg, Alexander von Knorre, Stadt Herne: Rückschau. Fünf Herner Künstler: Wilhelm Imhof, Heinrich Wurm, Edmund Schuitz, Robert Imhof und Günter Senge. Emschertal-Museum, Band 52, 1997.
  1. Schelsky, Helmut, Die skeptische Generation. Eine Soziologie der deutschen Jugend. Düsseldorf Diederichs Verlag 1957. Zusammenfassend von Odo Marquard in einem Gespräch erläutert – SWR2 Zeitgenossen odo marquard (Memento des Originals vom 30. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swr.de -: „… er (Schelsky) hat die skeptische Generation beschrieben als eine Generation die misstrauisch und zugleich zupackend in der Form gewesen ist, also Adorno hat das später Konkretismus genannt.“ Zum Konkretismus in philosophischer Hinsicht verbunden mit der Gefahr des Verlustes der geistigen, d. h. theoretischen Dimension: Theodor W. Adorno in ZEIT Online: Marginalien zu Theorie und Praxis 15. August 1969.
  2. Bärbel Senge, Der Maler Günter Senge, Stadtlandschaft Ruhrgebiet. Malerei und Zeichnungen, Herne 2003. S. 29. So auch Andreas Rossmann in: Horst Lang: … als der Pott noch kochte. Photographien aus dem Ruhrgebiet. Mit einem Text von Andreas Rossmann. Schirmer/Mosel München 2000. S. 11 „Die sechziger Jahre sind im Ruhrgebiet nicht so sehr eine Zeit des Aufbruchs, der Jugend- und der Studentenrebellion, als eine Phase des formativen Strukturwandels, der den Anfang vom Ende der Montanindustrie markiert und erst in den neunziger Jahren abgeschlossen wird.“.
  3. Bärbel Senge, Der Maler Günter Senge, Stadtlandschaft Ruhrgebiet. Malerei und Zeichnungen, Herne 2003. S. 29.
  4. „Es waren nicht die Zentren der Städte mit ihren öffentlichen Bauten, sondern die angrenzenden Gebiete und die Vororte, die ihn in der Gemengelage aus Wohnhäusern, Straßen, Brücken, Förder- und Kirchtürmen, Halden und Werbewänden faszinierten. Diese typischen, oft genug kaum wahrgenommenen gründerzeitlichen Siedlungshäuser mit ihrer Umgebung, den Hinterhöfen, den Trinkhallen und Eckkneipen, der direkt daran anschließenden Industriearchitektur, den Rohrleitungen, Schienensträngen, den vereinzelten Bäumen, Straßenlampen, Übergängen, Straßenschildern, Absperrungen, Litfasssäulen und sonstigen Details interessierten ihn stark.“ Alexander von Knorre, Günter Senge: Stadtlandschaft Ruhrgebiet, S. 10.
  5. Heinz-Norbert Jocks treffende Kurzcharakterisierung im Zusammenhang von Senges Ausstellungsbeteiligung im „Malkasten“ in Düsseldorf in der Westdeutschen Zeitung im November 1987: „Menschenleere Straßenzüge mit Verkehrsschildern, die – von kleineren Fabrikhallen unterbrochen – dem mit dem Aufkommen der Industrie verbundenen Traum von einer besseren Zeit widersprechen, verbreiten natürlich keine anheimelnde Atmosphäre. Wenn Günter Senge, der zur Zeit im Malkasten ausstellt, Details sprechen lässt, dann ist das eher die Ausnahme. Ihm dienen Einzelheiten allenfalls dazu, die Tristesse zu untermauern. Jede Übergenauigkeit vermeidend, reißt er mit dem Pinsel das an, was er wahrnimmt, und verleiht seinen Gefühlen beim Anblick der Großstadt Ausdruck. Auf die melancholische Grundstimmung kommt es ihm an. Grau überschattet die Farbe.“
  6. Olge Dommer, „Ein reiches Feld für interessante Entdeckungen“, Günter Senge: Stadtlandschaft Ruhrgebiet, S. 12.
  7. Peter Wittenberg; Alexander von Knorre; Stadt Herne: Rückschau. Fünf Herner Künstler, 1997, S. 11.
  8. Bernd Langmack Fotografie (1990–2015), Ein Stadtteil wird vernichtet. Abriss in Bruckhausen, Klartext Verlag, Essen 2015.
  9. „Nichts ist, wie es war.“, s. Museum unter Tage (Memento des Originals vom 29. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.situation-kunst.de in Bochum Situation Kunst.
  10. Günter Karhof, Ein Maler und sein Revier. Erinnerungen auf dunklem Grund. Günter Senge (1927–1994) und die Magie der abgebildeten Orte. In: "Standorte. Jahrbuch Ruhrgebiet 2003/2004", Klartext Verlag Essen 2004, S. 72–77.
  11. Wieland Schmied, Neue Sachlichkeit und Magischer Realismus in Deutschland 1918–1933, Hannover 1969. Ende der 60er Jahre las Senge in dem Buch und strich auf Seite 13 an: „Den Blick zu richten auf das Hier und Heute, darum ging es, den Blick aus dem Fenster und auf den Alltag und den Asphalt vor dem Haus, den Blick auf die Gasse … Gosse, Fabrikhalle, Schiffswerft, Operationssaal, Bordell. . Auch wenn er manchmal nur in einen Schrebergarten oder auf ein Bahnwärterhäuschen oder das Glück im Winkel fallen sollte oder hängenblieb an der Wäscheleineperspektive des Hinterhofmilieus.“ auch Seite 14: „…, wie eben die Realisten der zwanziger Jahre wieder angeknüpft haben an die Frührenaissance, an die altdeutsche Malerei und die Klassizisten, an David, Ingres, aber auch an die deutsche Romantik, an Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge.“.
  12. „Denn eine wesentliche Bedeutung dieser Arbeit liegt nicht in der Dokumentation, sondern in der Interpretation der Stadtlandschaft Ruhrgebiet, die ihn berührte. Es ist diese eigenartige Stille, Tristesse und Melancholie, die von seinen Bildern ausstrahlt, Die Zeit scheint eingefroren, so wie die ganze Situation im Bild. Meist sind es auch trübe Winteransichten, und die entlaubten Bäume machen den Blick auf die Architekturen frei, die unter einem Grauschleier liegen, … Die vertrauten Motive aus der Stadtlandschaft des Ruhrgebiets sind Teil unseres kollektiven Gedächtnisses. Auf den Bildern Senges erscheinen sie wie Chiffren rätselhaft, schwermütig und entrückt.“ Michael Dückershoff Bochum, Künstlerporträt: Günter Senge, in: industrie-kultur, Magazin für Denkmalpflege, Landschaft, Sozial-, Umwelt- und Technikgeschichte, Klartext Verlag, Ausgabe 2 | 2003, S. 32.
  13. Das Motiv und die Symbolik des Schleiers, die die geheimnisvolle Poesie der Bilder Senges bestimmen, sind der künstlerische Gewinn seiner Gemälde. Wie für Goethe so wäre der Schleier auch für Senge das „offenbare Geheimnis“, hinter dessen „Andeutungen das Lebendige um so deutlicher sichtbar“ wird. (H.-K. Jung: Das Motiv des Schleiers in den dichterischen Werken Goethes, TU Berlin 2004, S. 3) Senge dürfte es so erlebt haben, wie es Goethe in den Maximen und Reflexionen (Nr. 1168) ausgedrückt hat: „Wem die Natur ein offenbares Geheimnis zu enthüllen anfängt, der empfindet eine unwiderstehliche Sehnsucht nach ihrer würdigsten Auslegerin, der Kunst.“ Senges Bilder eignen sich, sie als Inbilder des Ganzen zu verstehen. Seine Landschaftsbilder entsprechen den Forderungen, die Schiller 1794 in seiner Rezension der Gedichte Matthissons für die damals noch umstrittene Landschaftsmalerei aufstellt.
  14. Caspar David Friedrich: Äußerung bei Betrachtung einer Sammlung von Gemälden von größtenteils noch lebenden und unlängst verstorbenen Künstlern. Verschollenes Skript von etwa 1830. Zitiert nach: Sigrid Hinz (Hrsg.): Caspar David Friedrich in Briefen und Bekenntnissen. Henschel-Verlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1968.
  15. „Hier im Revier“ Der Ruhrgebietsmaler Günter Senge. Fernsehen WDR Dortmund, 4. März 1992.
  16. a b Zukunft Herne e.V., Kulturamt der Stadt Herne (Hrsg.): Herner Künstlerhandbuch '95. Herne, 1995, S. 116