Erich Wurzer
Erich Wurzer (* 26. Februar 1913 in Suhl; † 26. November 1986 ebenda) war ein deutscher Bildhauer.
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Großvater Wurzers war Kunstmaler, sein Vater Stuckateur in Suhl. Bei ihm absolvierte Wurzer eine Ausbildung zum Steinmetz und Stuckateur. 1931 legte er die Meisterprüfung ab. Von 1929 bis 1932 studierte Wurzer an der Kunstgewerbeschule Erfurt, von 1933 bis 1939 an der Akademie der Bildenden Künste München und 1942/1943 an der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste Weimar. Bis 1945 nahm er dann als Soldat der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft arbeitete er in Suhl als freischaffender Bildhauer. Dabei betonte er von Anfang dezidiert seine antifaschistische Haltung. „Durch meine Plastiken vor allem will ich zeigen, wess’ Geistes Kind ich bin und wo ich politisch hingehöre.“ 1948 schuf Wurzer aus Werkstein ein Denkmal für die antifaschistischen Widerstandskämpfer aus Suhl-Heinrichs, das auf dem dortigen Friedhof steht.[1]
In der Folgezeit fertigte Wurzer, zumeist als Auftragsarbeiten, vor allem Plastiken für den öffentlichen Raum, Kleinplastiken und Porträtbüsten von Persönlichkeiten, die in der DDR politisch oder aus anderen Gründen als Vorbilder galten, u. a. Artur Becker, Friedrich Fröbel, Juri Gagarin, Lenin, Philipp Müller, Wilhelm Pieck, Fritz Sattler, Ernst Thälmann und Konstantin Ziolkowski.
Mehrere dieser Werke gingen nach der deutschen Wiedervereinigung verloren oder wurden zerstört. Als Auftragsarbeiten der Deutschen Hochschule für Körperkultur Leipzig schuf Wurzer einige Plastiken zu Themen des Sports.[2] Wie Arbeiten weiterer namhafter Künstler wurden Kleinplastiken Wurzers ab 1957 von der Wallendorfer Porzellanmanufaktur als preiswerte Porzellanfiguren reproduziert.[3]
Wurzer gehörte seit dessen Gründung dem Verband Bildender Künstler der DDR (VBK) an. Obwohl er einer der wichtigsten bildenden Künstlern des Bezirks Suhl war, ist er nach der deutschen Wiedervereinigung, auch wegen seiner demonstrativen Identifikation mit dem Staat der DDR, weitgehend in Vergessenheit geraten.
Wurzer starb nach langer, schwerer Krankheit.
Ehrungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1963: Max-Reger-Preis
- 1982: Ehrenmitglied des VBK
- 1972: Kunstpreis des Deutschen Turn- und Sportbunds DTSB
- 1984: Vaterländischer Verdienstorden in Gold
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Werke im öffentlichen Raum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht (Stele, Rochlitzer Porphyr, 1956, Stadtpark Suhl)[4]
- Der Mahner (Statue; Denkmal für die Opfer des Faschismus, 1958; Rathenaupark Bad Salzungen)[5]
- Kämpfer gegen Faschismus (Reliefwand, 1963; seit 1978 im Stadtpark Suhl)[6]
- Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus aus der Ilmenauer Arbeiterbewegung (1972; Stadtpark Ilmenau; Entwurf mit Wolfgang Rommel)
- Bär mit Ball (Kunststein, gegossen, um 1972; Berlin, Spielplatz Traberweg)[7]
Statuetten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Große Wäsche (Sitzfigur, Terrakotta, getönt, um 1958)[8]
- Wasserscheue (Bronze, Höhe 61 cm, 1967)[9]
- Am Schwebebalken (1971/1972)[10]
- Morgengymnastik (Bronze, 1972)[11]
Baugebundenes Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Figurengruppe am Giebeldreieck über dem Haupteingang des damaligen Kulturhauses in Suhl (um 1957)
Ausstellungen (mutmaßlich unvollständig)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelausstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1983: Suhl, Galerie im Steinweg (mit Werner Schwarz)
Ausstellungsbeteiligungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1958/1959, 1962/1963 und 1972/1973: Dresden, Vierte, Fünfte und VII. Kunstausstellung der DDR
- 1971, 1975, 1979 und 1984: Suhl, Bezirkskunstausstellungen
- 1971: Berlin, Altes Museum („Das Antlitz der Arbeiterklasse in der bildenden Kunst der DDR“)
- 1974: Erfurt („Kunst für uns“)
- 1975: Wanderausstellung „Kleinplastik und Grafik“
- 1976: Karl-Marx-Stadt, Städtische Museen („Jugend und Jugendobjekte im Sozialismus“)
- 1977: Leipzig, Messehaus am Markt („Kunst und Sport“)
- 1979: Berlin, Altes Museum („Jugend in der Kunst“)
- 1981: Dresden, Ausstellungszentrum am Fučík-Platz („25 Jahre NVA“)
- 1986/1987: Suhl („Das sicher sei, was uns lieb ist“. Ausstellung zum 40. Jahrestag der Gründung der Grenztruppen der DDR)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wurzer, Erich. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 1057/1058
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Störfix: Deutsch: Gedenkstätte für antifaschistische Widerstandskämpfer aus Suhl-Heinrichs auf Friedhof. 2014, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Gerhard Lehmann: Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig. 1950–1990. Meyer & Meyer Verlag, Aachen, 2007; u. a. S. 386
- ↑ Künstler und ihre Figuren Modelle für Wallendorf – Wallendorfer Moderne. Abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ HCS-Content GmbH Germany: Suhl/Zella-Mehlis: Eine Haltung der Menschlichkeit – inSüdthüringen. Abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Baustart im Rathenaupark. Abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Störfix: Deutsch: Suhl, Stadtpark Denkmal „Kämpfer gegen den Faschismus“, von Erich Wurzer. September 2014, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Bär mit Ball – Bildhauerei in Berlin. Abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Helmut; Wurzer Seifert: Große Wäsche. 1962, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Gerhard; Wurzer Döring: Wasserscheue. März 1967, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Wurzer, Erich: Am Schwebebalken. 1971, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Waltraud; Wurzer Rabich: Morgengymnastik. 1972, abgerufen am 2. September 2022.
Personendaten | |
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NAME | Wurzer, Erich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bildhauer |
GEBURTSDATUM | 26. Februar 1913 |
GEBURTSORT | Suhl |
STERBEDATUM | 26. November 1986 |
STERBEORT | Suhl |