Edo-Wiemken-Denkmal
Das Edo-Wiemken-Denkmal ist ein von 1561 bis 1564 geschaffenes Grabmal für Edo Wiemken den Jüngeren, den letzten männlichen Regenten der Herrschaft Jever. Das denkmalgeschützte Grabmal steht in der evangelisch-lutherischen Stadtkirche am Kirchplatz in Jever und befindet sich im Besitz des Landes Niedersachsen.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Edo-Wiemken-Denkmal steht im historischen Chor der Stadtkirche von Jever, den Edo Wiemkens Tochter Maria von Jever in eine Grabkapelle umwandeln ließ, damit dort von 1561 bis 1564 das Grabmal für ihren Vater entstehen konnte. Das von Heinrich Hagart geschaffene Grabmal gilt als bedeutendes Zeugnis niederländischer Bau- und Schnitzkunst der Renaissance. Hagart war ein Schüler von Cornelis Floris II., einem bekannten Antwerpener Architekten und Bildhauer, dessen sogenannter Florisstil von seinen Schülern und Nachfolgern nicht nur in den Niederlanden, sondern auch nach Dänemark und über die Küstenländer der Ostsee, Norddeutschland, bis weit nach Süddeutschland verbreitet wurde.[2]
Das Grabmal überstand zwei Brände der Stadtkirche in den Jahren 1728 und 1959,[3][4] da es früher nicht direkt zugänglich war, sondern sich hinter einer geschlossenen Steinwand befand.[5] Die Steinmauer wirkte wie eine Brandmauer und rettete beide Male das Denkmal vor den Flammen.
Beim Wiederaufbau der Stadtkirche 1962–1964 wurde der ehemalige Chor in den neuen Kirchenbau einbezogen, indem man das neue Kirchengebäude vor den alten Chorteil setzte und die ursprüngliche Steinmauer durch eine Glastrennwand ersetzte, so dass das Grabmal heute während der Öffnungszeiten der Stadtkirche zu sehen ist.
Im Jahr 2011 wurde das Edo-Wiemken-Denkmal 450 Jahre alt und wartet nach dieser langen Zeit auf eine dringend anstehende Sanierung. Das Grabmal weist inzwischen Risse in den Alabasterfiguren, bröckelndes Holz, rostige Metallanker und Absackungen über der Krypta auf. Ein weiteres Problem ist die Feuchtigkeit im alten Chorraum. Die Kosten für die Sanierung werden auf rund 800.000 EUR geschätzt. Alternativ ist eine Übertragung der Nutzungsrechte vom Land auf den Zweckverband Schlossmuseum denkbar, denn dann könnten vom Zweckverband Fördermittel der Europäischen Union beantragt werden.[1]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Grabmal besteht aus einem aus weißem Marmor gefertigten Sarkophag mit reichen Verzierungen, der inmitten eines großen, achteckigen, zweigeschossigen Baldachins aus Holz steht. Auf dem auf Löwenfüßen stehenden Sarkophag liegt die überlebensgroße Gestalt des Häuptlings Edo Wiemken des Jüngeren in seiner Rüstung. Das Ganze wird von mehreren weiblichen Säulenfiguren, sogenannten Karyatiden, getragen. Die Figuren symbolisieren die Gerechtigkeit, die Weisheit, die Hoffnung, die Liebe, den Frieden und den Krieg. Der Sarkophag enthält nicht die sterblichen Überreste Edo Wiemkens, sondern ist genau genommen ein Kenotaph. Die sterblichen Überreste des Häuptlings wurden in einer Kammer unter dem Grabmal beigesetzt.
Besichtigungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Grabmal ist während der Öffnungszeiten der Stadtkirche durch eine Glastrennwand zu besichtigen. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Jever bietet jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat kostenlose fachkundige Führungen durch die Stadtkirche und das Edo-Wiemken-Denkmal an.[6]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Carl Ahmels: Über die Renaissance-Kunstdenkmäler unter Maria von Jever und ihre Entstehung. In: Oldenburger Jahrbuch für Altertumskunde und Landesgeschichte, Kunst und Kunstgewerbe 1916/17. Oldenburger Verein für Altertumskunde und Landesgeschichte (Hrsg.), Druck und Verlag von Gerhard Stalling, Oldenburg i. O. 1916, S. 249 ff. (Digitale Bibliothek, abgerufen am 15. März 2019).
- Hans Saebens, Christel Matthias Schröder: Die Kirchen des Jeverlandes. Verlag C. L. Mettcker & Söhne, Jever 1956, S. 12, 26 f.
- Günter Müller: Die alten Kirchen und Glockentürme des Oldenburger Landes. Kayser-Verlag, Oldenburg 1983, S. 84 ff.
- Bernhard Schönbohm, Enno Schönbohm (bearb.): Die Stadtkirche und die St.-Annen-Kapelle in Jever. Nr. 227 in der Reihe DKV-Kunstführer. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2007 (8. Auflage), ISBN 978-3-422-02043-6, S. 8 ff.
- Christoph Hinz: Grotesken und Eulen auf uralten Säulen. In: Jeversches Wochenblatt. 2. Februar 2018, S. 2.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Edo-Wiemken-Denkmal. Ev.-luth. Kirchengemeinde Jever, archiviert vom am 9. Oktober 2013 .
- Denkmalatlas Niedersachsen: Beschreibung und Erläuterungen zum Denkmal
- Hanke Tammen: Das Edo-Wiemken Grabmal. Projekt zur Erforschung und Restaurierung. In: Schlossmuseum Jever, Forschung. Schlossmuseum Jever, abgerufen am 24. Juni 2023.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b nwz-online: Warten auf Post aus Hannover ( vom 14. Oktober 2011 im Internet Archive), abgerufen am 20. August 2012.
- ↑ Floris, Cornelis II. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 12: Fiori–Fyt. E. A. Seemann, Leipzig 1916, S. 123 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Portale. Ev.-luth. Kirchengemeinde Jever, archiviert vom am 9. Oktober 2013 .
- ↑ Edo-Wiemken-Denkmal. Ev.-luth. Kirchengemeinde Jever, archiviert vom am 9. Oktober 2013 .
- ↑ Stadtkirche Jever – Hinweistafel im Vorraum zum Grabmal.
- ↑ Stadtkirche und Edo-Wiemken-Denkmal, abgerufen am 15. März 2019.
Koordinaten: 53° 34′ 25,6″ N, 7° 54′ 3,7″ O