Ender Çetin
Ender Çetin (geb. 1976 in Berlin-Spandau) ist ein deutscher Imam. Als einer der ersten Absolventen des Islamkollegs an der Universität Osnabrück zählt er zu den Vorreitern einer neuen Generation von Imamen, die in Deutschland ausgebildet wurden.[1]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ender Çetin wurde 1976 als Sohn türkischer Einwanderer in Berlin geboren und ist dort aufgewachsen. Er hat in Berlin Erziehungswissenschaften und im Fernstudium in der Türkei Islamische Theologie studiert.[2] Bis 2017 war er Vorsitzender der Şehitlik-Moschee der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Neukölln. Am Islamkolleg Deutschland in Osnabrück schloss er 2023 mit dem ersten Jahrgang in Deutschland die Ausbildung zum Imam ab.[1]
Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Çetin bringt aufgrund seiner Herkunft und Ausbildung eine gute Kenntnis der deutschen Lebenswirklichkeit und Sprache in seine Arbeit ein.[1] Er arbeitet als Seelsorger in Gefängnissen und ist in dem Schulprojekt Meet2Respect aktiv, wo er zusammen mit einem Rabbiner vor Schülern steht und für gegenseitiges Verständnis und Respekt wirbt.[1][3]
Kontroverse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Berliner Zeitung berichtete am 1. Oktober 2023 unter Berufung auf Lennart Pfahler (Journalist, Die Welt), dass Çetin im Jahr 2016 an einer türkisch-nationalistischen Demonstration gegen eine Resolution des Bundestags, in der die Massentötung von Hunderttausenden Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord eingestuft wurde, teilgenommen habe. Er sei dort vor einem Transparent, „Deutschlands Türken lehnen Vorwurf des Völkermords entschieden ab“, fotografiert worden.[4] Seine Ehefrau Pinar Çetin hatte sich öffentlich eindeutig gegen die Resolution geäußert, jedoch später „im Zuge eines kritischen Reflexionsprozesses ihre Ansichten geändert“ und ihr Bedauern darüber ausgedrückt. Das Ehepaar Çetin gab deswegen 2021 die Auszeichnung Band für Mut und Verständigung,[5] zurück.[6]
Im Juli 2024 geriet Ender Çetin in die Kritik, nachdem ein TikTok-Video veröffentlicht wurde, das ihn bei einem umstrittenen Fanmarsch türkischer Fußballfans in Berlin zeigte. In dem Video trug Çetin ein T-Shirt mit der Aufschrift Türk in Orchon-Runen, die mit der Ideologie der türkisch-rechtsextremen "Grauen Wölfe" in Verbindung gebracht wird.[7]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Cedric Rehman: Imam Ender Cetin aus Berlin: Die schwierige Jobsuche nach der Ausbildung, Berliner Zeitung, 3. Dezember 2023.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Teseo La Marca: Imame aus Deutschland: Einer der ersten im Islamkolleg Osnabrück ausgebildeten Imame im Interview. In: qantara.de. 19. März 2024, abgerufen am 27. März 2024.
- ↑ Über uns, Meet2Respect, abgerufen am 5. April 2024
- ↑ Nahostkonflikt: Imam und Rabbiner gehen gemeinsam in Schulklassen. In: deutschlandfunkkultur.de. 5. November 2023, abgerufen am 27. März 2024.
- ↑ Nathan Giwerzew: Kritik an Tagesschau-Beitrag: Vorzeige-Imam war auf Demo von Genozidleugnern. In: berliner-zeitung.de. 1. Oktober 2023, abgerufen am 22. April 2024.
- ↑ Website Bündnis für Mut und Verständigung.
- ↑ Gerd Nowakowski: Trat öffentlich mit Genozid-Leugnern auf:. Eklat um Preisträgerin nach Armenien-Aussagen. In: tagesspiegel.de. 9. März 2021, abgerufen am 22. April 2024.
- ↑ Vorzeige-Imam mit Extremisten-Shirt gefilmt – Ender Cetin. 7. Juli 2024, abgerufen am 16. Juli 2024.
Personendaten | |
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NAME | Çetin, Ender |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Imam |
GEBURTSDATUM | 1976 |
GEBURTSORT | Berlin-Spandau |