Die Encholirium-Arten wachsen als ausdauerndekrautige Pflanzen. Sie bilden kräftige, sprossbürtige Wurzeln. Sie wachsen stammlos oder kurzstämmig und sind durch seitliche Kindel horstbildend.
In einer dichten, ausgebreiteten, grundständigen Rosette stehen die Laubblätter zusammen. Die einfachen, relativ dicken Blattspreiten sind linealisch und laufen in eine scharfe Spitze aus. Die Blattränder sind sehr hart und dornig gesägt. Meist ist die Blattunterseite weiß beschuppt.
Endständig wird ein sehr kräftiger Blütenstandsschaft gebildet. Die einfachen oder selten verzweigten, traubigenBlütenstände sind bis zu 2 Meter lang. Es sind Blütenstiele vorhanden.
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und dreizählig mit doppelter Blütenhülle (Perianth). Es sind drei Kelchblätter vorhanden. Die drei Kronblätter sind gelb oder grünlich-gelb. Es sind zwei Kreise mit je drei fertilenStaubblättern vorhanden. Die Basis der Staubfäden ist nicht verwachsen, dies unterscheidet die Gattung Encholirium von der Gattung Dyckia. Drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen. Der zylindrische, gerade Griffel endet in einer dreilappigen Narbe.
Eine Besonderheit stellt die Beobachtung dar, dass Encholirium glaziovii, ein Synonym von Encholirium subsecundum, von einer Fledermaus-Art der Lonchophyllinae, Lonchophylla bokermanni bestäubt wird, auch von Encholirium vogelii wird eine Fledermausbestäubung auf Grund des Blütenbaues erwartet. Der überwiegende Teil der Arten in der Familie der Bromeliaceae wird durch Vögel bestäubt.[1]
Durch R. C. Forzza wurden 2005 einige bisherige Arten zu Synonymen meist von Encholirium spectabileMartius ex Schultes f. in Revisão taxonômica de Encholirium Mart. ex Schult. & Schult. f. (Pitcairnioideae - Bromeliaceae) in Boletim de botánica, Departamento de Botánica, Instituto de Biociencias, Universidade de São Paulo. São Paulo, Volume 23, Issue 1, S. 1–49. Nicht für alle diese Taxa sind alle Autoren gefolgt.[4]
Encholirium bildet mit Deuterocohnia und Dyckia eine monophyletische Gruppe, sie gehen also auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück. Sie gehören zur Unterfamilie Pitcairnioideae innerhalb der Familie Bromeliaceae.
Alle Encholirium-Arten kommen nur in Brasilien vor. Im Bundesstaat Minas Gerais sind die meisten Arten beheimatet. Sie gedeihen nur in sonnigen Bereichen zwischen Felsen in Höhenlagen von 15 bis zu 2000 Meter, meist jedoch 900 bis 1500 Meter.
Es gehörten bis 2005 etwa 42, seit 2021 etwa 37[5][4][6] Arten in die Gattung Encholirium:
Encholirium anteroiP.J.Braun, Esteves & R.Esteves Pereira: Wurde 2020 aus dem nordöstlichen Teil des brasilianischen Bundesstaates Goias erstbeschrieben[4]
Encholirium ascendensLeme: Diese 2010 erstbeschriebene Art gedeiht auf Felsen nur in Höhenlagen von etwa 715 Meter im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais vor.[4]
Encholirium belemiiL.B.Sm. & R.W.Read: Diese 1990 erstbeschriebene Art kommt nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais vor.[4]
Encholirium biflorum(Mez) Forzza: Diese 2005 erstbeschriebene Art kommt nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais vor.[4]
Encholirium brachypodumL.B.Sm. & R.W.Read: Sie bildet direkt auf blanken Felsen große Bestände, aber in kleinen Gebieten nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[4]
Encholirium bracteatumP.J.Braun & Esteves: Sie wurde 2017 aus dem westlichen Teil des brasilianischen Bundesstaates Bahia beschrieben.[4]
Encholirium ctenophyllumForzza & Zappi: Diese 2011 erstbeschriebene Art kommt nur auf Felsen im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais vor.[4]
Encholirium diamantinumForzza: Diese 2012 erstbeschriebene Art kommt nur in Höhenlagen zwischen 810 und 1170 Meter im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais vor.[4]
Encholirium disjunctumForzza: Sie gedeiht einzeln oder in kleinen Gruppen in Höhenlagen von etwa 300 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Goiás.[4]
Encholirium eddie-estevesiiLeme & Forzza: Sie wurde 2002 aus dem brasilianischen Bundesstaat Goiás erstbeschrieben. Sie bildet große Bestände auf Kalkfelsen des „Parque Estadual de Terra Ronca“.[4]
Encholirium fragaeForzza: Sie wurde 2015 aus dem brasilianischen Bundesstaat Bahia erstbeschrieben und gedeiht lithopytisch in Höhenlagen von etwa 580 Metern.[4]
Encholirium gracileL.B.Sm.: Sie gedeiht mit vielen Exemplaren direkt auf dem Felsen in den brasilianischen Bundesstaaten Espirito Santo sowie Minas Gerais.[4]
Encholirium heloisae(L.B.Sm.) Forzza & Wanderley (Syn.: Encholirium sazimaeRauh): Sie wurde 1989 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht auf steinigen Böden über Sandstein.[4]
Encholirium irwiniiL.B.Smith: Sie gedeiht auf felsigen Ufern von Fließgewässern in Höhenlagen von etwa 900 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[4]
Encholirium josinoi-narcisaeP.J.Braun & Esteves: Sie wurde 2018 aus dem nordöstlichen Teil des brasilianischen Bundesstaates Goias erstbeschrieben[4]
Encholirium kranzianumLeme & Forzza: Sie wurde 2015 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben und gedeiht terrestrisch in Höhenlagen von etwa 720 Metern.[4]
Encholirium longiflorumLeme: Sie gedeiht im Cerrado oder im Übergangsgebieten zur Caatinga in den brasilianischen Bundesstaaten Minas Gerais sowie Bahia.[4]
Encholirium luxorL.B.Sm. & R.W.Read (Syn.: Encholirium piresianumL.B.Sm. & R.W.Read): Sie gedeiht direkt auf Felsen in den brasilianischen Bundesstaaten Goias, Minas Gerais sowie im Bundesdistrikt Distrito Federal do Brasil.[4]
Encholirium magalhaesiiL.B.Sm. (Syn.: Encholirium crassiscapumE.Gross, Encholirium suzannaeRauh): Sie gedeiht im sogenannten Campo, Cerrado und auf Felsenhängen in Höhenlagen von etwa 1350 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[4]
Encholirium maximumForzza & Leme: Sie wurde 2002 aus dem brasilianischen Bundesstaat Bahia erstbeschrieben. Sie gedeiht immer direkt auf Felsen.[4]
Encholirium nibertiiP.J.Braun & Gastaldi: Wurde 2021 aus der Serra do Cabral im brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais erstbeschrieben[4]
Encholirium pedicellatum(Mez) Rauh: Sie gedeiht in felsigen Gebieten, bevorzugt auf Böden über Sandstein nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[4]
Encholirium pierre-brauniiEsteves: Sie wurde 2017 aus dem westlichen Teil des brasilianischen Bundesstaates Bahia erstbeschrieben[4]
Encholirium pulchrumForzza, Leme & O.B.C.Ribeiro: Diese 2012 erstbeschriebene Art kommt nur in Höhenlagen von etwa 830 Metern im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais vor.[4]
Encholirium reflexumForzza & Wanderley: Sie wurde 2001 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie wurde bisher nur im Bergbaugebiet von Cadeia do Espinhaco und gedeiht in Beständen immer direkt auf Felsen.[4]
Encholirium scrutor(L.B.Sm.) Rauh (Syn.: Encholirium carmineoviridiflorumRauh, Encholirium inermeRauh): Sie gedeiht meist in dichten Beständen in felsigen Gebieten, auf Böden über Sandstein nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[4]
Encholirium subsecundum(Baker) Mez (Syn.: Encholirium subsecundum sensu L.B.Sm., Encholirion glazioviiMez, Encholirium glazioviiMez): Sie gedeiht direkt auf Felsen oder auf felsigen Untergrund in Höhenlagen von etwa 1000 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[4]
Encholirium spectabileMartius ex Schultes f. (Syn.: Encholirium bahianumL.B.Sm. & R.W.Read, Encholirium densiflorumUle, Encholirium harleyiL.B.Sm. & R.W.Read, Encholirium hoehneanumL.B.Sm., Encholirium lutziiL.B.Sm., Encholirium paraibaeL.B.Sm. & R.W.Read, Encholirium patensL.B.Sm., Encholirium rupestreUle): Sie gedeiht auf Felsen in Nordost-Brasilien.[4] Der Typstandort Ilha do Fogo konnte 2018 nach fast zwei Jahrhunderten erneut aufgesucht werden.[7]
Encholirium splendidumForzza: Sie wurde 2015 aus dem brasilianischen Bundesstaat Bahia erstbeschrieben und gedeih lithopytisch in Höhenlagen von etwa 470 Metern.[4]
Encholirium subsecundum(Baker) Mez non L.B.Sm.: Sie gedeiht auf Felsen in Höhenlagen von 1200 bis 1400 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[4]
Encholirium virideP.J.Braun & Esteves: Sie wurde 2017 aus dem nordwestlichen Teil des brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben.[4]
Encholirium viridicentrumLeme & O.B.C.Ribeiro: Sie wurde 2014 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht einzeln oder in Gruppen von wenigen bis einigen Exemplaren, die manchmal dichte Bestände bilden, direkt auf Felsen von Quarzit-Aufschlüssen in Höhenlagen von etwa 1280 Metern in der „Campos Rupestres“-Vegetation.[4]
Encholirium vogeliiRauh: Sie gedeiht in Höhenlagen von etwa 1480 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[4]
Werner Rauh: Bromelien - Tillandsien und andere kulturwürdige Bromelien. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-6371-3.
Lyman B. Smith, R. J. Downs: Flora Neotropica, Monograph 14, Part 1, Pitcairnioideae (Bromeliaceae), Hafner Press, New York, 1974. Encholirium ab S. 191
Eric J. Gouda, Derek Butcher, Kees Gouda: Encyclopaedia of Bromeliads, Version 4, 2018. In „Species Index“ oder „synonyms“ auf Encholirium klickenzuletzt eingesehen am 31. März 2021 zuletzt eingesehen am 28. Juli 2013 (Abschnitte Systematik mit Verbreitung der Arten.)
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Ivan Sazima, Stefan Vogel & Marlies Sazima: Bat pollination of Encholirium glaziovii, a terrestrial bromeliad, In: Plant Systematics and Evolution, Volume 168, Numbers 3–4, 1989, S. 167–179: doi:10.1007/BF00936097
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Jason R. Grant: An Annotated Catalogue of the Generic Names of the Bromeliaceae.In: The Marie Selby Botanical Gardens, 1998. (Herkunft der Gattungsnamen in der Familie der Bromeliaceae in englischer Sprache) online.
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Eric J. Gouda, Derek Butcher (fortlaufend updated): A List of Accepted Bromeliaceae Names.online, University Botanic Gardens, Utrecht. zuletzt eingesehen am 31. März 2021
↑P. J. Braun, B. Gonçalves Brito: Xeromorphic Bromeliads from Brazil (II): Encholirium spectabile at the Type Locality. In: Die Bromelie, 2018, Heft 3, S. 108–113.
Marcelo Mattos Cavallari, Rafaela Campostrini Forzza, Elizabeth Ann Veasey, Maria Imaculada Zucchi, Giancarlo Conde Xavier Oliveira: Genetic Variation in Three Endangered Species of Encholirium (Bromeliaceae) from Cadeia do Espinhaço, Brazil, Setected using RAPD Markers. In: Biodiversity and Conservation, Volume 15, Number 14, 2006, S. 4357–4373. doi:10.1007/s10531-005-3741-5