Difelikefalin

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Strukturformel
Allgemeines
Freiname Difelikefalin[1]
Andere Namen
  • 4-Amino-1-(D-phenylalanyl-D-phenylalanyl-D-leucyl-D-lysyl)piperidin-4-carbonsäure
  • CR-845
Summenformel C36H53N7O6
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 1024828-77-0
  • 1024829-44-4 (Acetat)
PubChem 24794466
ChemSpider 44208824
DrugBank DB11938
Wikidata Q21098992
Arzneistoffangaben
ATC-Code

V03AX04

Wirkmechanismus

κ-Opioidrezeptor(KOR)-Agonist

Eigenschaften
Molare Masse 679,85 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Difelikefalin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der selektiven κ-Opioidrezeptor-Agonisten mit Wirkung im peripheren Nervensystem. Er ist angezeigt zur Behandlung von mäßigem bis schwerem Juckreiz im Zusammenhang mit einer chronischen Nierenerkrankung (sog. urämischer Pruritus) bei Erwachsenen, die sich einer Hämodialyse („Blutwäsche“) unterziehen müssen. Die Verabreichung erfolgt intravenös. Die Zulassung erfolgte im August 2021 in den USA (Name: Korsuva, Vifor Pharma) und im April 2022 in der EU (Name: Kapruvia).

Chemisch handelt es sich um ein synthetisch hergestelltes Oligopeptid.

Difelikefalin ist ein Oligopeptid und besitzt mehrere chirale Zentren, so dass theoretisch 15 weitere Isomere (Diastereomere und ihr Enantiomer) im Syntheseprozess entstehen könnten.[3]

Arzneilich wird der Wirkstoff in Form des Essigsäuresalzes Difelikefalinacetat (1:x, mit 1,0[4] ≤ x ≤ 2,0) eingesetzt. Die lyophylisierte Substanz ist ein weißes bis fast weißes, sehr hygroskopisches Pulver, das sich leicht in Wasser löst.[5][3]

Difelikefalin wirkt als ein selektiver Agonist an den κ-Opioidrezeptoren (KOR) und weist aufgrund seiner starken Hydrophilie nur eine geringe ZNS-Gängigkeit auf. Es aktiviert somit vornehmlich die KOR auf peripheren sensorischen Nervenzellen und Immunzellen. Opioidrezeptoren sind für ihre Beteiligung an der Modulation von Juckreizsignalen und Entzündungsprozessen bekannt. An µ- und δ-Opioidrezeptoren ebenso wie an einer Reihe von weiteren Rezeptoren, Ionenkanälen oder Transportern ist Difelikefalin nicht aktiv.[3] Durch die kaum vorhandene ZNS-Gängigkeit werden mit einer zentralen Wirkung assoziierte unerwünschte Effekte wie Atemdepression, Übelkeit und Erbrechen, Sedierung oder kognitive Beeinträchtigungen unterdrückt, ebenso ist ein Abhängigkeitspotential nicht zu erwarten.[6]

Therapeutische Verwendung

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Das zugelassene Anwendungsgebiet umfasst die die Behandlung von mäßigem bis schwerem Pruritus im Zusammenhang mit einer chronischen Nierenerkrankung bei erwachsenen Hämodialysepatienten (urämischer Pruritus, chronic kidney disease-associated pruritus, CKD-aP). Difelikefalin soll nur in Hämodialyse-Zentren zur Anwendung kommen und wird im Anschluss an eine Hämodialyse als intravenöse Injektion verabreicht.[7]

Die häufigsten in den klinischen Studien erkannten Nebenwirkungen waren Benommenheit (Somnolenz) und Empfindungsstörungen der Haut (Parästhesien).[7]

Sozialrechtliche Aspekte

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Nach Einschätzung des IQWiG und der AkdÄ ist der Zusatznutzen nicht belegt. Der G-BA folgte der IQWiG-Einschätzung.[8] Dadurch wird das Medikament einer Festbetragsgruppe zugeordnet und der Hersteller kann keine Preise mit den gesetzlichen Krankenkassen aushandeln.

Korsuva (USA), Kapruvia (EU)

Einzelnachweise

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  1. INN Recommended List 75. World Health Organisation (WHO), 9. März 2016.
  2. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. a b c Assessment report Kapruvia (Procedure No. EMEA/H/C/005612/0000). (PDF) ema.europa.eu, 24. Februar 2022.
  4. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Difelikefalinacetat: CAS-Nr.: 1024829-44-4, PubChem: 91864509, ChemSpider: 64853867, DrugBank: DBSALT003191, Wikidata: Q111784943.
  5. Label Korsuva. (PDF; 0,4 MB) Vifor (International) Inc, August 2021.
  6. D. Chalmers: New and Emerging Analgesics. Peripheral kappa agonists. In: R. S. Sinatra, J. S. Jahr, J. M. Watkins-Pitchford: The Essence of Analgesia and Analgesics. Cambridge University Press, 2010. S. 490 f. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. a b Kapruvia: EPAR – Product Information. (PDF) ema.europa.eu, 28. April 2022.
  8. Difelikefalin (Kapruvia®) – frühe Nutzenbewertung. akdae.de, Arzneiverordnung in der Praxis vom 28. April 2023; abgerufen am 28. April 2023