Desiderativ

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Desiderativ bezeichnet in der Sprachwissenschaft eine Aktionsart des Grundverbs, die den Wunsch, die Aktion des Verbs auszuführen, ausdrückt. Eine ähnliche Funktion erfüllt der Optativ, der aber im Gegensatz zum Desiderativ einen Modus des Verbs darstellt.

Desiderative sind Verben, die aus Grundverben oder anderen Basen durch morphologische Derivation gebildet werden.

Bedeutung für die Sprachentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Futurform der Töchter der indogermanischen Ursprache könnte sich aus einer Kombination des Desiderativs mit dem Konjunktiv entwickelt haben.

Im Sanskrit werden Desiderative durch Anhängen von sa und Vorstellen einer Verdopplungssilbe (Reduplikationssilbe) gebildet, die aus dem ersten Konsonanten des Wortstamms (eventuell verändert) und einem Vokal besteht. Dieser Vokal ist gewöhnlich ein i, wenn allerdings ein u im Wortstamm enthalten ist, dann wird auch ein u in die Vorsilbe dupliziert. Es kommt auch vor, dass dabei der Vokal des Wortstamms verändert wird.

Wortstamm Bedeutung Desiderativ Bedeutung
nayati er führt nínīṣati er möchte führen
pibati er trinkt pípāsati er möchte trinken
jivati er lebt jíjīviṣati er möchte leben

Im Latein werden Desiderativa vom PPP-Stamm abgeleitet, wobei zu diesem das Suffix -ur tritt und das Derivat der i- Konjugation angehört.[1]

Wortstamm Bedeutung PPP Desiderativ Bedeutung
edere essen es- esurire essen wollen, hungrig sein
petere erreichen petit- petiturire erreichen wollen
mori sterben mortu- morturire sterben wollen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Leo Spitzer: Über das Futurum cantare habeo. In: Aufsätze zur romanischen Syntax und Stilistik. Niemeyer, Tübingen 1967, S. 173–180