Georg Büchner (Schiff)

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Georg Büchner
Die Georg Büchner im Stadthafen von Rostock
November 2011
Die Georg Büchner im Stadthafen von Rostock
November 2011
Schiffsdaten
Flagge Belgien Belgien
Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
andere Schiffsnamen
  • Charlesville
Schiffstyp Fracht- und Passagierschiff
Klasse Albertville
Rufzeichen DDVR
Heimathafen Rostock
Eigner DSR
Bauwerft J. Cockerill S. A., Hoboken
Baunummer 743
Stapellauf 12. August 1950
Verbleib Am 30. Mai 2013 gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 153,66 m (Lüa)
Breite 19,6 m
Tiefgang (max.) 8,4 m
Verdrängung 10,901 t
Vermessung 11.090,091 BRT (neue Vermessung ab 1971)
 
Besatzung 140
Maschinenanlage
Maschine 1 × doppeltwirkender Achtzylinder-Zweitakt-Dieselmotor, Burmeister & Wain-Cockerill
Maschinen­leistung 9.250 PS (6.803 kW)
Höchst­geschwindigkeit 17,5 kn (32 km/h)
Propeller 1 × Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 9.123 tdw
Zugelassene Passagierzahl 190 Ausbildungsplätze
Sonstiges
Registrier­nummern IMO-Nr: 5068863

Die Georg Büchner (ex Charlesville) war ein Fracht- und Ausbildungsschiff des VEB Deutsche Seereederei (DSR). Sie lag zuletzt im Rostocker Stadthafen und diente als Jugendherberge und Hotelschiff.[1]

Das Schiff lief 1950 bei J. Cockerill S.A. in Hoboken als Charlesville vom Stapel und wurde am 15. Februar 1951 abgeliefert. Das kombinierte Fracht- und Passagierschiff war letztes von fünf Schiffen der Albertville-Klasse und wurde von der Reederei Compagnie Maritime Belge (Lloyd Royal) S.A., Antwerpen, im Liniendienst zwischen Belgien und Belgisch-Kongo und Angola eingesetzt.[2]

Ausbildungsschiff in der DDR

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Die Charlesville ging am 5. Juli 1967 in Antwerpen an den VEB Deutsche Seereederei Rostock, und nach einigen Umbauten in der Mercantile-Werft Antwerpen im Juli und August wurde es im September 1967 als Fracht- und Ausbildungsschiff Georg Büchner in Dienst gestellt. Nach neuer Vermessung 1971 wurde das Schiff mit 11060 BRT / 3831 NRT und einer Tragfähigkeit von 9274 tdw angegeben. Nach betrieblichen Umstrukturierungen wurde sie ab dem 1. Januar 1974 bei dem VEB Deutfracht/Seereederei geführt.[2] Sie war bis 1977 im Liniendienst Cubalco nach Kuba und Mexiko eingesetzt. Mit der Außerdienststellung am 7. Juni 1977 wurde die Georg Büchner an die „Betriebsschule Flotte“ der DSR übergeben. Am 25. Juni 1977 lief das Schiff mit eigener Kraft nach Stettin zur Werft „Stocznia Remontowa Gryfia“, wo einen Tag später der Umbau zu einem stationären Schulschiff begann. Den neuen Liegeplatz in Rostock-Schmarl erreichte das Schiff am 31. August desselben Jahres. Dort erfolgte am 5. November 1977 die offizielle Einweihung als stationäres Ausbildungsschiff für die Reederei.

Nutzung nach der Wiedervereinigung

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Am 18. Juni 1990 erfolgte die Übertragung an die Deutsche Seereederei Rostock GmbH. Bereits ein dreiviertel Jahr später, am 15. März 1991, übernahm die Hansestadt Rostock das Schiff für den symbolischen Preis von einer D-Mark, um es vor der Abwrackung zu bewahren. Anschließend wurde sie als stationäres Ausbildungsschiff und Internat der Betriebsberufsschule „August Lütgens“ genutzt. 2003 wurde sie in den Rostocker Stadthafen verlegt. Der Förderverein Traditionsschiff e. V. hatte das Schiff von der Stadt übernommen, zum Hotelschiff umgebaut und bis Ende 2012 als Jugendherberge genutzt. Der Verein bekam allerdings finanzielle Probleme.[3]

Verkauf des Schiffes

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Ende 2012 wurde bekannt, dass der Trägerverein insolvent war und die Georg Büchner zur Deckung der Schulden verkauft werden sollte. Für den Erhalt des Schiffes wären circa fünf Millionen Euro notwendig gewesen.

Die Stadt Rostock hatte ein Vorkaufsrecht für das Schiff, lehnte aber ab. Die Kosten hätten sich angeblich auf 750.000 Euro belaufen, plus Folgekosten von etwa 25.000 Euro pro Monat. Stattdessen vermittelte die Stadt dem Verein einen Makler, um einen Käufer zu finden. Am 13. Dezember 2012 wurde ein Kaufvertrag mit der Argent Venture Limited von den Seychellen unterschrieben. Das Schiff sollte zu diesem Zeitpunkt für 900.000 Euro verkauft werden.[3]

Im Dezember 2012 wurde öffentlich, dass das Schiff im Januar 2013 nach Litauen geschleppt werden sollte. Man befürchtete, dass das Schiff dort verschrottet werden sollte.[4][5]

Nach einer Meldung der flämischen Vereinigung zur Rettung von maritimem Kulturgut „Watererfgoed Vlaanderen“ in Antwerpen hatten sich auch zwei belgische Unternehmer gefunden, die sich an der Rettung des letzten verbliebenen Kongoschiffes beteiligen wollten.[6] Diese konnten jedoch nicht genug Geld für das Schiff aufbringen.[7] Das Rostocker Amt für Denkmalschutz war allerdings vom Verkauf nicht vorher informiert, obwohl das Schiff seit 29. Oktober 2004 in der Denkmalliste des Landes Mecklenburg-Vorpommern enthalten war. Der Käufer von den Seychellen konnte das Bestehen und Instandhalten der Georg Büchner als Denkmal aber nicht garantieren. Mitte Februar 2013 meldete der Förderverein beim Amtsgericht Rostock die Insolvenz an. Ein Insolvenzverwalter wurde bestellt, der über den Kaufvertrag zu entscheiden hatte. Der wandte sich an das Amt für Denkmalschutz mit dem Ergebnis, dass der Kaufvertrag für ungültig erklärt wurde.[3]

Aufgrund ausbleibender Finanzierungszusagen hob die Stadt Rostock als untere Denkmalschutzbehörde den Denkmalschutz für die Georg Büchner am 14. Mai 2013 auf.[8][9]

Letzte Fahrt und Untergang

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Am 28. Mai 2013 wurde die Georg Büchner mit leichter Schlagseite nach Steuerbord vom polnischen Schlepper Ajaks mit Ziel Klaipėda aus dem Rostocker Hafen geschleppt.[10][7] Am Abend des 30. Mai 2013 sank die Georg Büchner in der Ostsee nördlich der Halbinsel Hela.[11]

Der Insolvenzverwalter des Trägervereins, Tobias Schulze, hatte das Schiff an die Argent Venture Limited von den Seychellen verkauft. Das Geld war auf einem Anderkonto bei einem Notar in Hamburg deponiert worden, mit Ablegen in Rostock galt das Schiff als verkauft. Medien berichteten von einer angeblichen Versicherungssumme von vier Millionen Euro, der offiziell widersprochen wurde.

Der Schlepper Ajaks wurde im Auftrag des Käufers von der Cuxhavener Otto Wulf GmbH & Co. KG[12] gechartert. Gegen 10:30 Uhr am 28. Mai 2013 lief die Ajaks mit der Georg Büchner im Schlepp aus Rostock aus. Die Bugsier 16 der Bugsier-, Reederei- und Bergungs-Gesellschaft in Rostock half der Ajaks, die Georg Büchner aus dem Hafen zu bringen, da die Ajaks nicht wendig genug zu sein schien. Vorher war das Schiff von mehreren Experten für seetüchtig erklärt worden. Mehrere Schwachstellen waren ausgemacht worden, wie Kühlwasserleitungen, die korrodiert sein konnten, durchgerostete Nieten, die sich hätten lösen können und auch die Bullaugen auf Wasserlinie. Letztere waren in den Rumpf gebrannt worden, als das Schiff als Wohnschiff genutzt wurde. Allerdings seien diese akribisch abgedichtet und genau begutachtet worden.[13]

Der Kurs der Ajaks wurde per AIS aufgezeichnet. So kann nachvollzogen werden, dass sie auf dem Weg zum Zielhafen Memel nah an der polnischen Küstenlinie blieb, Richtung Südosten fuhr und dann am Ort der Havarie einen Zickzackkurs beschrieb.

Nach dem Bericht des Seeamtes von Gdingen wurde der Vessel Traffic Service Danziger Bucht am 30. Mai um 18:25 Uhr vom Kapitän des Schleppers Ajaks darüber informiert, dass die von ihm geschleppte Georg Büchner starke Schlagseite habe und zu sinken begonnen hätte. Die Position war zu diesem Zeitpunkt etwa sieben Seemeilen nordnordöstlich vom Kap von Rozewie. Das Krängen des Schiffes habe angeblich schon am Morgen begonnen. Um 19:30 Uhr wurde der Schiffsverkehrsservice der Danziger Bucht darüber informiert, dass wegen des fehlenden Auftriebs der Georg Büchner die Schleppleinen durchtrennt worden seien. Etwa um 20:25 Uhr sei das Schiff dann 8,6 Seemeilen vom Kap von Rozewie entfernt[14] gesunken. Nach den Vermessungsarbeiten des polnischen Schiffes Arctowski wurde die korrekte Position auf die Koordinate 54,93367° N, 18,52855° OKoordinaten: 54° 56′ 1,2″ N, 18° 31′ 42,8″ O festgelegt. Die Wassertiefe wird an der Stelle auf 37 Meter geschätzt. Die Meerestiefe fällt, ungewöhnlich für die sonst flache Ostsee, in der Region bis zu 100 Meter ab, was Spekulationen über einen möglichen Versicherungsbetrug zusätzlichen Auftrieb gab.[15] Am 4. Juni 2013 wurden erste Bilder vom Wrack auf dem Grund der Ostsee im Internet veröffentlicht.[16]

Der Leiter des Seeamtes in Gdingen, Andrzeja Królikowski, erklärte, dass die Unterlagen zur Überführung unvollständig gewesen seien; sie hätten zudem mehrere Eigner ausgewiesen.[17] Das gesunkene Schiff müsse gehoben werden, da der Abstand zwischen Wasseroberfläche und den Aufbauten nur 14,5 Meter beträge. Das Gebiet wurde am 11. Juni 2013 für den Schiffsverkehr und für Taucher gesperrt.[18] Die Bergungskosten werden auf 25 Mill. Euro geschätzt.

Schon im Juli 2013 hat die polnische Untersuchungskommission ihre Untersuchung eingestellt. Dazu hieß es, dass der Untergang der Georg Büchner nicht als Seeunfall im Sinne des Imo Casualty Investigation Code zu klassifizieren ist, da die Büchner nicht als Seeschiff angesehen werden konnte. Tatsächlich war sie in keinem deutschen Schiffsregister mehr eingetragen, besaß kein Schiffszertifikat und wurde auch in Rostock als Landeinrichtung behandelt. Im Abschlussbericht heißt es auch, dass die Besatzung der Ajaks für den Untergang nicht verantwortlich sei: Befestigung, Ausrüstung, Geschwindigkeit, Route und Vorgehen bei der Havarie seien korrekt gewesen. In Rostock gab es währenddessen keine Untersuchung oder Verfahren zum Verdacht des Versicherungsbetrugs.[19] Vom Verkaufserlös von 900.000 Euro erhielt die Stadt angeblich 90.000.[20]

Die Charlesville konnte 248 Fahrgäste in einer Klasse befördern und hatte 140 Mann Besatzung. Als Georg Büchner konnte sie bis zu 190 Matrosenlehrlinge und 20 Ausbilder aufnehmen. Zur Stammbesatzung gehörten 50 Mann.

Als Antrieb hatte das Schiff einen Zweitakt-Schiffsdieselmotor mit 9250 PS Leistung, der als doppeltwirkender Dieselmotor mit acht Zylindern ausgeführt war. Mit dieser Leistung wurden bis zu 17,5 kn Geschwindigkeit erreicht. Die Hauptmaschine wurde von der Maschinenfabrik des Cockerill-Konzerns in Seraing unter Lizenz von Burmeister & Wain, Kopenhagen hergestellt.

  • Claus Rothe: Deutsche Ozean-Passagierschiffe. 1919 bis 1985. In: Bibliothek der Schiffstypen. transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1987, ISBN 3-344-00164-7, S. 34, S. 147.
  • Deutsche Reedereien Band 23 VEB Deutsche Seereederei Rostock. Autorenkollektiv Verlag Gert Uwe Detlefsen ISBN 3-928473-81-6, S. 197/198.
  • Robert Rosentreter: Schiffskrimi um MS GEORG BÜCHNER, in: Schiff Classic/Schiff & Zeit 78, Nr. 2/2013, S. 58–61.
  • Ostsee-Zeitung Rostock: MS Georg Büchner – vom Stapellauf bis zum Untergang, Verlag Redieck & Schade, Rostock 1. November 2013. S. 112, erh. über Ostsee-Zeitung
Commons: Georg Büchner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Jugendherberge Jugendgästeschiff Rostock (Memento vom 27. Oktober 2011 im Internet Archive)
  2. a b Chronologische Listung ID: „5068863“. (Registrierung notwendig). In: Miramar Ship Index. Abgerufen am 1. Oktober 2009 (englisch).
  3. a b c Ende eines Traditionsschiffes: Der mysteriöse Untergang der „Georg Büchner“. In: Spiegel Online. 7. Juni 2013, abgerufen am 8. Juni 2013.
  4. NDR.de vom 11. Dezember 2012, Georg Büchner wird verschrottet, aufgerufen am 6. Januar 2013
  5. Rettung für die "Georg Büchner"? | NDR.de - Nachrichten - Mecklenburg-Vorpommern. 30. Dezember 2012, archiviert vom Original am 3. Dezember 2016; abgerufen am 10. April 2021.
  6. Rettung für das Kongoschiff in Sicht (Memento vom 27. Januar 2013 im Internet Archive) FLANDERNINFO.BE, abgerufen am 25. Januar 2013
  7. a b „Georg Büchner“: Abschied von Rostock. In: NDR.de. 28. Mai 2013, archiviert vom Original am 7. Juni 2013; abgerufen am 28. Mai 2013.
  8. Denkmalschutzrechtliche Genehmigung musste erteilt werden. In: rathaus.rostock.de. 14. Mai 2013, archiviert vom Original am 19. Juni 2013; abgerufen am 11. April 2021.
  9. Jetzt protestieren auch die Briten. In: das-ist-rostock.de. 24. Mai 2013, archiviert vom Original am 9. Juni 2013; abgerufen am 3. Juni 2013.
  10. Eckhard-Herbert Arndt: „Georg Büchner“ tritt die letzte Reise an. In: Täglicher Hafenbericht vom 28. Mai 2013, S. 15
  11. Pascal Wepner: MS Georg Büchner vor Danzig gesunken! Siehe Absatz "Die Polnischen Behörden melden". In: schiffe-und-kreuzfahrten.de. 31. Mai 2013, abgerufen am 11. April 2021: „Polish Navigational Warning No 087, 30. Mai 2013 19:04 UTC“
  12. Otto Wulf GmbH & Co. KG
  13. Europäisches Segel-Informationssystem. Seenotfälle. Archiv Mai 2013. Skandal um "Georg Büchner" findet Ende auf dem Meeresgrund. In: esys.org. Peter O. Walter, abgerufen am 10. April 2021.
  14. das-ist-rostock.de (31. Mai 2013): Renate Gundlach: Nach stundenlangem Kippen aufgegeben. (Memento vom 8. Juni 2013 im Internet Archive)
  15. Info (Memento vom 7. Juni 2013 im Internet Archive) auf ndr.de
  16. Nurkowanie, wyjazdy i wyprawy nurkowe, kursy nurkowania Warszawa, Sandomierz ALPHA-DIVERS » Wrak „Georg Buchner” – galeria zdjęć podwodnych. In: alpha-divers.pl. 2013, archiviert vom Original am 22. September 2020; abgerufen am 11. April 2021 (polnisch).
  17. Polen fahnden nach Eigner der „Georg Büchner“. in: Ostsee-Zeitung vom 11. Juni 2013.
  18. Seeamt verbietet Schiffsverkehr am „Büchner“-Wrack. in: Ostsee-Zeitung vom 12. Juni 2013.
  19. Still ruht die See über der "Georg Büchner" (Memento vom 5. Juni 2014 im Internet Archive) auf das-ist-rostock.de
  20. Der Hafenkapitän redet Tacheles (Memento vom 27. Mai 2014 im Internet Archive) auf das-ist-rostock.de