Gastraphetes
Der Gastraphetes (von altgriechisch γαστραφέτης gastraphétēs, deutsch ‚Bauch-Schleuderer‘) war eine griechische Infanteriewaffe. Er zählt zu den antiken Vorläufern der späteren Armbrust.
Beschreibung und Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Aussehen und Handhabung des Gastraphetes wissen wir, da der griechische Ingenieur Heron von Alexandria im 3. Jh. v. Chr. einen detaillierten Plan der Waffe aufzeichnete, der bis heute erhalten blieb. Diese Waffe war die erste historisch belegte armbrustähnliche Handwaffe außerhalb des antiken Chinas. Es war ein Kompositbogen, der auf einem Holzschaft montiert war. Im Gegensatz zur späteren Armbrust hatte der Schaft des Gastraphetes allerdings eine weitere längs bewegliche Holzschiene. Der Bogen und der gebogene hintere Holzteil war am unteren Teil des Schafts angebracht, während die bewegliche obere Schiene zum Spannen diente. Dafür schob man sie nach vorne und hängte die Sehne ein. Dann stellte man das vorne herausragende Ende der Schiene auf den Boden und legte die hintere Stütze an den Oberkörper. Der Schütze konnte nun durch Druck nach unten die Holzschiene zurückschieben, bis sie mit der Sehne in einem Haltemechanismus einrastete. Jetzt konnte ein Pfeil eingelegt und der Schuss ausgelöst werden. Durch die Spanntechnik und den Haltemechanismus konnte wesentlich mehr Kraft zum Spannen der Gastraphetes eingesetzt werden, als es bei Bogenschützen der Fall war. Daher waren höhere Reichweiten und eine größere Durchschlagskraft möglich.
Es gibt auch Berichte antiker Schriftsteller, die von Gastraphetes berichten, die zwei Pfeile auf einmal abschießen konnten. Dafür waren dann in der oberen Schiene zwei Vertiefungen für die Pfeile eingelassen.[1] Der Gastraphetes erforderte nach Ansicht einiger Autoren aufgrund seiner Größe allerdings eine stützende Vorrichtung, z. B. einen in der Erde steckenden Pfahl.[2]
Außerdem war die Waffe aufgrund des komplexen Mechanismus sowohl deutlich aufwendiger in der Herstellung als auch erheblich schwerer als herkömmliche Bögen. Daher hat sie als Infanteriewaffe wohl keine große Verbreitung gefunden.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gastraphetes wurde im 4. Jh. v. Chr. in Griechenland erfunden. Wegen der oben genannten Gründe war sie in der Antike allerdings nie sonderlich von Bedeutung. Sie wurde manchmal auch in der römischen Armee verwendet, aber nur bei Verteidigungen von Lagern; v. a. wenn man auf den Feind warten musste, hatte der Gastraphetes den Vorteil, zum Spannunghalten keine weitere Kraft zu benötigen. Wichtig wurde die tragbare Armbrust erst nach dem Fall des Weströmischen Reiches: Man führte in den oströmischen Streitkräften ein verbessertes (und leichteres) Modell des Gastraphetes ein. Die Armbrust als solche wurde im Mittelalter beliebt und auch in Byzanz oft verwendet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Connolly: Die Griechischen Armeen. Tesslofverlag, Hamburg 1981, ISBN 3-7886-0181-7.
- Astrid Schürmann: Griechische Mechanik und antike Gesellschaft. Studien zur staatlichen Förderung einer technischen Wissenschaft. Verlag Steiner, Stuttgart 1991, ISBN 3-515-05853-2 (Boethius 27).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Roberto Sconfienza, Fabrizio Zannoni, Arbeit über historische Belagerungswaffen, Gastraphetes bei Archeofortificazioni ( vom 17. Mai 2005 im Internet Archive)
- Gastraphetes bei Mlahanas
- Schussversuche mit einem Nachbau (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Astrid Schürmann: Griechische Mechanik und antike Gesellschaft. Verlag Steiner, 1991, ISBN 978-3-515-05853-7, S. 66.
- ↑ Duncan Campbell: Greek and Roman Artillery 399 BC–AD 363. Osprey Publishing, Oxford 2003, ISBN 1-84176-634-8, S. 3 ff.