Garbenheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Garbenheim
Stadt Wetzlar
Wappen von Garbenheim
Koordinaten: 50° 34′ N, 8° 32′ OKoordinaten: 50° 33′ 58″ N, 8° 31′ 42″ O
Höhe: 165 m ü. NN
Fläche: 7,76 km²[1]
Einwohner: 2241 (31. Dez. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 289 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Eingemeindet nach: Lahn
Postleitzahl: 35583
Vorwahl: 06441
Karte
Lage von Garbenheim in Wetzlar

Garbenheim ist ein Stadtteil der mittelhessischen Kreisstadt Wetzlar mit ca. 2200 Einwohnern. Der Stadtteil liegt nahe der Wetzlarer Kernstadt südlich der Lahn.

Südwestlich der Ortschaft befindet sich der Wetzlarer Bismarckturm, der bis zu seinem Umbau Garbenheimer Warte genannt wurde.

Erstmals wurde der Ort im Jahr 776 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch erwähnt.

Die Ritter von Garbenheim, ein niederadliges Geschlecht, stellten die Burgmannen der Reichsburg Burg Kalsmunt. Das Dorf bildete zusammen mit Atzbach und Dorlar einen Gerichtsbezirk, der zu den Besitztümern der Grafen von Nassau-Weilburg gehörte.[3]

Als Wetzlar im 18. Jahrhundert Sitz des Reichskammergerichts war, fand die ländliche Idylle Garbenheims bei Goethe Anerkennung, der hier gerne ausgedehnte Spaziergänge machte. Er verewigte das Dorf unter dem literarischen Namen Wahlheim in seinem Werk Die Leiden des jungen Werthers.

Infolge des Wiener Kongresses wurde die Bürgermeisterei Atzbach, zu der Garbenheim zählte, im Jahr 1816 preußisch.[3] 1866 zerstörte ein Großbrand weite Teile des Dorfes. Die Kirche, das Pfarrhaus, 40 Wohnhäuser, mehrere Scheunen und Ställe brannten völlig aus. Doch bereits im Jahr 1883 wurde in Garbenheim eine neue Kirche fertiggestellt.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 1. Januar 1977 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde im Zuge der hessischen Gebietsreform kraft Landesgesetz in die neugegründeten Stadt Lahn eingegliedert.[4] Dort wurde sie ein Teil des Stadtbezirks Wetzlar. Seit der Auflösung von Lahn am 1. August 1979 gehört Garbenheim als Stadtteil zur Stadt Wetzlar.[5] Für Garbenheim wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung gebildet.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Garbenheim angehört(e):[7][8]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Garbenheim 2043 Einwohner. Darunter waren 129 (6,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 375 Einwohner unter 18 Jahren, 840 zwischen 18 und 49, 405 zwischen 50 und 64 und 223 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 930 Haushalten. Davon waren 315 Singlehaushalte, 258 Paare ohne Kinder und 261 Paare mit Kindern, sowie 72 Alleinerziehende und 24 Wohngemeinschaften. In 210 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 627 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung

Garbenheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
391
1840
  
440
1846
  
468
1852
  
507
1858
  
490
1864
  
516
1871
  
563
1875
  
587
1885
  
636
1895
  
717
1905
  
846
1910
  
952
1925
  
1.101
1939
  
1.400
1946
  
1.792
1950
  
1.889
1956
  
1.939
1961
  
1.972
1967
  
2.080
1970
  
2.054
1990
  
2.193
1998
  
2.259
2005
  
2.198
2009
  
2.157
2011
  
2.043
2015
  
2.113
2020
  
2.241
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: ;[7] nach 1977: Einwohnerzahlen Stadt Wetzlar[10]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1961: 1494 evangelische (= 75,76 %) und 419 katholische (= 21,25 %) Einwohner
• 2017: 958 evangelische (= 43,4 %), 363 katholische (= 16,4 %), 887 konfessionslose und sonstige (= 40,2 %) Einwohner[11]

Staatsangehörigkeit

Quelle: Stadt Wetzlar[10]
• 2005: 1998 Deutsche, 151 Nichtdeutsche (7,0 %) davon 74 Frauen und 77 Männer
• 2012: 1941 Deutsche, 156 Nichtdeutsche (7,4 %) davon 75 Frauen und 80 Männer
• 2015: 1906 Deutsche, 207 Nichtdeutsche (9,8 %) davon 102 Frauen und 105 Männer
• 2017: 1884 Deutsche, 324 Nichtdeutsche (14,7 %) davon 153 Frauen und 161 Männer

Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 gab es für den Ortsbeirat Garbenheim die folgenden Ergebnisse.[12] Zum Vergleich die Wahlergebnisse der vorhergehenden Wahlperioden.[13]

Parteien und Wählergemeinschaften %
2021
Sitze
2021
%
2016
Sitze
2016
%
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 45,1 3 51,5 4 50,3 4 40,4 3
FW Freie Wähler 25,1 2 30,6 2 37,5 2 39,4 3
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 19.3 1 17,9 1 12,2 1 14,9 1
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 10,5 1 0 0 5,3 0
Gesamt 100,0 7 100,0 7 100,0 7 100,0 7
Wahlbeteiligung in % 49,4 48,3 49,5

Ortsvorsteherin ist Ingeborg Koster (SPD). Seine Stellvertreter ist Timo Kleinhans (FW).[13]

Wappen von Garbenheim
Wappen von Garbenheim
Blasonierung: „In Rot eine goldene Garbe, in der Mitte belegt mit drei schmalen schwarzen Balken.“[14]

Das am 19. Juni 1953 amtlich genehmigte[15] Wappen nimmt „redend“ auf den Ortsnamen Bezug, zugleich aber auf den alten eingesessenen Ortsadel, die längst ausgestorbenen Herren von Garbenheim, die im 14. Jahrhundert einen von drei Balken geteilten Schild mit Garben geführt haben. Der Ort, der bis 1585 in gemeinschaftlich hessisch-nassauischem Besitz und dann ganz nassauisch war, hat keine Bildsiegel geführt.

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Garbenheim hat eine Anschlussstelle an die vierstreifige Bundesstraße 49.

Der Stadtteil wird durch die Stadtbuslinie 17 der Wetzlarer Verkehrsbetriebe angefahren. Der ehemalige Bahnhof befindet sich im Westen des Ortes. Er wurde mit der Stilllegung der Bahnstrecke Lollar–Wetzlar für den Personenverkehr geschlossen; DB Cargo stellt dort seit Februar 2007 Güterzüge für Mittelhessen zusammen.

Nördlich des Stadtteils befindet sich das Segelfluggelände Garbenheimer Wiesen des Wetzlarer Verein für Luftfahrt.

Öffentliche Einrichtungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Garbenheim befinden sich die örtliche Freiwillige Feuerwehr, eine Grundschule und ein Kindergarten. Außerdem ist ein Stadtteilbüro eingerichtet.

In der Kreisstr. ist seit Ende 2016 eine Gemeinschafts-Unterkunft des Lahn-Dill-Kreises untergebracht.

Die evangelische Dorfkirche ist am Goetheplatz im historischen Ortskern gelegen. Dort finden auch kath. Gottesdienste statt.

Industrie und Handel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ort existieren mehrere kleine und mittlere Gewerbebetriebe. Es gibt auch eine Postagentur im Lebensmittelmarkt Süt Market.

Direkt gegenüber steht ein EC-Geldautomat der Firma cardpoint in Kooperation mit der Sparkasse Wetzlar.

Früher war der Eisenerzbergbau in der Grube Philippswonne prägend für Garbenheim. Das Bergwerk bestand von 1833 bis 1925.

Commons: Garbenheim – Sammlung von Bildern
  • Stadtteil: Garbenheim. Stadt Wetzlar
  • Garbenheimer Chronik. (PDF) Stadt Wetzlar, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar);.
  • Garbenheim, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).

Anmerkungen und Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  4. Abtrennung der Justiz (standesherrliches Justizamt Atzbach).
  5. 1849: Endgültige Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Wetzlar) und Verwaltung.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik – Geographische Angaben und Gemarkungsflächen 2018. (PDF;) Abgerufen am 6. Juni 2022.
  2. Bevölkerungsstatistik – Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit. (Excel) Abgerufen am 6. Juni 2022.
  3. a b Stadt Wetzlar: Geschichte Garbenheims (Memento vom 21. Juli 2006 im Internet Archive)
  4. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330-28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,3 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 346 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. Hauptsatzung. (PDF; 84 kB) § 1. In: Webauftritt. Stadt Wetzlar, abgerufen im Februar 2024.
  7. a b Garbenheim, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. a b Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 18 und 56, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  10. a b Webauftritt der Stadt Wetzlar (aus webarchiv): 2005 (PDF); 2006 (PDF); 2009 (PDF); 2012 (PDF); 2015 (PDF); 2017 (PDF) Abgerufen im Januar 2019.
  11. Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit 2017. (PDF) In: Webauftritt. Stadt Wetzlar, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im Januar 2019.
  12. Ortsbeiratswahl Garbenheim. In: Votemanager. Stadt Wetzlar, abgerufen im Februar 2024.
  13. a b Ortsbeirat Garbenheim, Stadt Wetzlar. Abgerufen im Februar 2024.
  14. Karl Ernst Demandt, Otto Renkhoff: Hessisches Ortswappenbuch. C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee 1956, S. 190.
  15. Genehmigung zur Führung eines Wappens an die Gemeinde Garbenheim im Landkreis Wetzlar, Reg.-Bez. Wiesbaden vom 19. Juni 1953. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1953 Nr. 27, S. 591, Punkt 740 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,2 MB]).