Brunn am Gebirge
Marktgemeinde Brunn am Gebirge
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Mödling | |
Kfz-Kennzeichen: | MD | |
Fläche: | 7,26 km² | |
Koordinaten: | 48° 6′ N, 16° 17′ O | |
Höhe: | 221 m ü. A. | |
Einwohner: | 12.301 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 1694 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 2345 | |
Vorwahlen: | 0 22 36 | |
Gemeindekennziffer: | 3 17 04 | |
NUTS-Region | AT127 | |
UN/LOCODE | AT BAG | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Franz Anderle-Platz 1 2345 Brunn am Gebirge | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister | Andreas Linhart (SPÖ) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (37 Mitglieder) |
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Lage von Brunn am Gebirge im Bezirk Mödling | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Brunn am Gebirge ist eine Marktgemeinde mit 12.301 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Mödling in Niederösterreich.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort liegt an den östlichsten Ausläufern der nördlichen Kalkalpen sowie an dem Staffelbruch des Wiener Beckens (Thermenlinie). Eine Bohrung beim Felsenkeller, somit nahe dem Gebirgsrand, erreichte dennoch erst bei 231,4 m wieder das Grundgebirge. Das belegt, dass das Gebirge in diesem Gebiet sehr steil zum Wiener Becken absinkt.[1] Brunn liegt südlich von Perchtoldsdorf und der Wiener Stadtgrenze an der Südbahn, sodass ein Teil des Ortes am Abhang des Wienerwaldes und der andere Teil schon im Wiener Becken ist. Diese Grenze stellt sich in der Natur ca. mit der Südbahn dar. Brunn am Gebirge ist eine Katastralgemeinde und die einzige Ortschaft, die aber über die Siedlungen Am Wolfsholz und Heidesiedlung verfügt.
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Perchtoldsdorf | Wien | Vösendorf |
Gießhübl | Wiener Neudorf | |
Maria Enzersdorf |
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Siedlungsreste der Jungsteinzeitlichen Bandkeramischen Kultur (älteste Phase) in der Flur Wolfsholz belegen, dass das Gebiet bereits ca. 5500 v. Chr. bewohnt war[2]. Diese stellen eine der ältesten bekannten bäuerlichen Siedlung Österreichs dar, aber die Besiedlung war natürlich nicht kontinuierlich.
In einigen Publikationen wird vermutet, dass die ehemalige römische Wasserleitung zum Legionslager Vindobona u. a. mit Wasser aus Brunn gespeist worden sein könnte.[3] Konkrete Funde oder andere Belege gibt es dafür jedoch nicht.
Awarengräber, die in Mödling gefunden wurden, lassen darauf schließen, dass auch zu dieser Zeit das Gebiet bewohnt war. Aufgrund von Ausgrabungen nimmt man an, dass es zur Römerzeit hier eine Veteranensiedlung gab.
Etwa um 1000 dürfte das heutige Ortszentrum entstanden sein. Es nannte sich Prun oder Brun, was so viel wie Brunnen bedeutet. Urkundlich wurde Prunni im 12. Jahrhundert in einer Schenkungsurkunde erstmals erwähnt. Um 1500 stand in Brunn eine Mauer rund um den Ort, die 300 Jahre lang hielt.
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Volkszählung | 1971 | 1981 | 1991 | 2001 | 2011 |
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Einwohner | 7.080 | 7.975 | 8.573 | 9.422 | 11.196 |
Biertradition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Brautradition in Brunn am Gebirge begann bereits 1790 in Form einer Kleinbrauerei. 1847 wurde die 19 ha große Brunner-Brau-Aktien-Gesellschaft gegründet, die zu einer der größten der damaligen Monarchie aufstieg. Über 200 Beschäftigte brauten mehr als 200.000 hl pro Jahr in den verschiedensten Sorten. 1929 wurde die Brunner Brauerei an die Brau Union verkauft, an deren Liesinger Brauerei angegliedert und hörte auf, als eigenes Unternehmen zu existieren. Ein paar Versatzstücke im Brauereimuseum im Brunner Heimathaus zeugen noch aus dieser Zeit.[5]
Ab 2010 besaß Brunn jedoch mit der Bierzauberei eine kleine Spezialitätenbrauerei.
Auf Grund einer privaten Idee der damaligen Gemeindewirte wurde der „Brunner Bierkirtag“ zweimal wiederaufgelegt.[6]
2012 fand auf dem Gelände des Business Park Campus21 „Niederösterreichs größtes Oktoberfest“ statt, welches jedoch nichts mit Brunner Bier zu tun hatte, sondern von einem österreichischen Bierkonzern gesponsert wurde.
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heute ist nur mehr ein kleiner Teil der Bevölkerung im Weinbau tätig, deren Weingärten an den Hängen des Wienerwaldes liegen. Der Großteil ist in Industriebetrieben und Handelsbetrieben, die sich im Industriegebiet sowie im Campus 21 angesiedelt haben, sowie in Wien tätig. Im Osten von Brunn haben Gewerbebetriebe ihren Standort, so die Pumpenfirma Flowserve und auch die österreichische Niederlassung von Scania ist in Brunn ansässig. In Brunn eröffnete Hornbach im August 1996 seine erste Österreich-Filiale.[7]
Fernwärme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Brunn ist im dicht verbauten Gebiet fast vollständig mit biogener Fernwärme, welche im Biomasseheizkraftwerk Mödling erzeugt wird, aufgeschlossen. Sowohl die öffentlichen Gebäude wie Schulen und Ämter oder Gewerbe- und Industriebetriebe als auch großvolumige Wohnbauten werden mit dieser Fernwärme versorgt.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwischen Brunn und Perchtoldsdorf liegt die Wiener Außenringautobahn A 21. Auch zur Südautobahn gibt es eine günstige Verbindung.
Brunn hat gemeinsam mit Maria Enzersdorf eine Haltestelle an der Südbahn, die auf Brunner Gemeindegebiet liegt, aber den Namen Brunn-Maria Enzersdorf (Brunn-Ma. Enzersdorf) trägt. Im Jahr 1998 wurde der vorhandene Bahnhof in eine unbesetzte Haltestelle der ÖBB umgewandelt. Der aus dem Jahr 1862 stammende Bau, dem der Abriss drohte, wurde von der Gemeinde Brunn erworben und revitalisiert.[8]
Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Versorgung der Marktgemeinde Brunn am Gebirge mit Strom erfolgt durch die Wien Energie. Die Gasversorgung der Marktgemeinde ist durch die EVN gewährleistet. Aufgrund des geringen Anteils der Eigenversorgung mit Trinkwasser (ca. 2–5 %) liefern der Wasser-Leitungs-Verband der Triestingtal- und Südbahngemeinden sowie die EVN zusätzliches Trinkwasser an die Gemeinde.
Altlasten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Brunn am Gebirge befanden sich im Bereich des Goldtruhenbaches die Standorte von drei teerverarbeitenden Betrieben, einer Lackfabrik und einer Glasfabrik. Eine Verzinkerei im selben Bereich ist heute noch in Betrieb. Im untersuchten Bereich in der Umgebung des Goldtruhenbaches wurden großflächig Verunreinigungen des Untergrundes durch Teeröl festgestellt, die sich auf einer Länge von ca. 750 m und einer Fläche von ca. 100.000 m² erstrecken und vom Norden im Bereich der Verzinkerei über den Bereich der Lackfabrik und der Dachpappenfabrik Goldtruhenweg hinaus bis weit in den Süden reichen. Diese Verunreinigungen wurden im Altlastenatlas aufgenommen und stellen teilweise eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.[9]
Öffentliche Einrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Gemeinde gibt es fünf Kindergärten,[10] zwei Volksschulen und eine Mittelschule.[11]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gliedererhof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im „Gliedererhof“ lebte Rudolf Steiner bis zu seiner Berufung nach Weimar als Herausgeber der Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes in der Weimarer Ausgabe (Sophien-Ausgabe). Dort schrieb er auch die Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften in Joseph Kürschners National-Literatur sowie die Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung.
Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Brunner Kirche hat einen bemerkenswerten Grundriss, der Ähnlichkeiten mit dem von Rudolf Steiner entworfenen ersten Goetheanum, einem monumentalen Holzbau in Dornach im Kanton Solothurn in der Schweiz, aufweist. Sie soll von den Baumeistern des Wiener Stephansdoms errichtet worden sein.
Jugendstilreihenhäuser
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Jugendstilreihenhäuser in Brunn gelten als das einheitlichste Ensemble im Stil der Wiener Secession. Die 10 Reihenhäuser in der Franz Keim-Gasse wurden ab 1902 von dem Architekten Sepp Hubatsch errichtet.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Söhne und Töchter der Gemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Marian Schirmer (1650–1705), Abt des Stiftes Heiligenkreuz 1693–1705
- Anton von Kenner (1871–1951), Maler
- Marianne Wulf (1878–1944), Schauspielerin
- Hubert Marischka (1882–1959), Librettist
- Hans Gál (1890–1987), Komponist
- Franz Ruhm (1896–1966), Fernsehkoch beim ORF
- Otto Mauer (1907–1973), Priester, Kunstsammler und Mäzen
- Agnes Niegl (1913–2008), Lehrerin und Ministerialbeamtin
- Helga Markowitsch (* 1944), kaufmännische Angestellte, Mitglied des Bundesrates und Bürgermeisterin
Mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Theo Braun (1922–2006), Maler und Grafiker, lebte und starb in Brunn
- Jakob Fuchs (1911–1944), Kommunist und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, arbeitete in Brunn
- Albert Huttary (1908–1978), Kommunist und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, arbeitete in Brunn
- Franz Bernhard von Keeß (1720–1795), Jurist und Dirigent
- Franz Georg von Keeß (1747–1799), Jurist und Rechtswissenschaftler in Wien
- Franz Keim (1840–1918), Schriftsteller, lebte und starb in Brunn
- Horst Friedrich Mayer (1936–2003), Journalist beim ORF, lebte und ist begraben in Brunn
- Rudolf Steiner (1861–1925), Publizist, Esoteriker, Vortragsredner, lebte von 1882 bis 1887 in Brunn (siehe Gedenkstätte im Gliedererhof)
- Günther Thömmes (* 1963), deutscher Braumeister und Autor historischer Romane, lebt seit 2003 in Brunn
- Ernst Vlcek (1941–2008), Schriftsteller, lebte und starb in Brunn
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gemeinderat besteht aus 37 Mitgliedern und setzt sich seit der Gemeinderatswahl 2020 aus Mandaten der folgenden Parteien zusammen:[12]
- 16 SPÖ
- 11 ÖVP
- 5 Die Grünen
- 3 NEOS
- 1 FPÖ
- 1 Wir Brunner zu 100 Prozent (WIR)
Partnergemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Brand-Nagelberg (Waldviertel, Niederösterreich)
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Brunn fand seit 2007 (bis 2014 jährlich,[13] seither auch in anderen Veranstaltungsformaten) das Internationale Brunner Boogie Woogie-Piano & Blues-Festival statt.[14] Unter anderem wirkten Künstler wie Stella Jones, Michael Pewny, Dana Gillespie, Vince Weber, Axel Zwingenberger, Mojo Blues Band, Al Cook, Martin Pyrker, Little Willie Littlefield, Angela Brown, Silvan Zingg, Peter Rapp mit.[13] 2023 erlebte die Veranstaltung, am Gelände des „Bruno Hauptplatzes“ (Franz Weiss-Platz), eine Wiedergeburt als Summertime Blues & Boogie-Woogie Party im neuen Rahmen, u. a. mit Ladyva.[15]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Zeiller: Brunn. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Provinciarum Austriacarum. Austria, Styria, Carinthia, Carniolia, Tyrolis … (= Topographia Germaniae. Band 10). 3. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1679, S. 13 (Volltext [Wikisource]).
- Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Wienerwald. 7 von 34 Bänden. 1. Band: Achau bis Furth. Mechitaristen, Wien 1832, S. 134 (Brunn am Gebirge – Internet Archive – 2., ganz unveränderte Auflage).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Brunn am Gebirge in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
- 31704 – Brunn am Gebirge. Gemeindedaten der Statistik Austria
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Franz Toula: Die Tiefbohrung bis 600 m Tiefe auf dem Gebiete der Fabrik chemischer Produkte und zwar der Holzverkohlungs-Industrie-Aktien-Gesellschaft in Liesing bei Wien. In: Nova Acta. Abhandlungen der Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher. Band C, Nr. 3. Halle 1914. S. 56.
- ↑ Peter Stadler, Nadezhda Kotova (Hrsg.): Early Neolithic Settlement Brunn am Gebirge, Wolfsholz Site 2 in Lower Austria and the Origin of the Western Linear Pottery Culture (LPC). Weißbach, Beier&Beran 2010.
- ↑ Heinz Gerstbach: Die Römische Wasserleitung durch Hietzing nach Vindobona. Siedlungen zur Römerzeit im Bezirk Hietzing und römische Straßen in seiner Umgebung. In: Fenster in die Vergangenheit. Lokalgeschichtliche Schriftenreihe des 13. Wiener Gemeindebezirkes – Hietzing. Ausgabe 10. Hrsg. Bezirksmuseum Hietzing, Wien 2022. ISSN 1560-7461 (falsche ISSN), ZDB-ID 2285373-X. S. 74.
- ↑ Bevölkerungsentwicklung von Brunn am Gebirge. (PDF)
- ↑ Buch-Dokumentation: Die Geschichte der Brunner Brauerei – 1790 bis 1930 – Eine Spurensuche von Dipl. Braumeister Günther Thömmes. Selbstverlag, Dezember 2010.
- ↑ brunnamgebirge.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2023. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ 20 Jahre Hornbach in Österreich meinbezirk.at, 31. August 2016, abgerufen am 2. Juli 2017.
- ↑ Ein Bahnhof mit neuer Nutzung ( vom 25. Oktober 2007 im Internet Archive) in der Broschüre NÖ gestalten – Ausgabe 112.
- ↑ Altlast N87: Teerölverunreinigung Brunn auf altlasten.gv.at.
- ↑ Kindergärten in NÖ. NÖ Landesregierung, abgerufen am 29. Oktober 2020.
- ↑ Schulensuche. In: Schulen online. Abgerufen am 23. September 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Brunn am Gebirge. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 9. Februar 2020.
- ↑ a b Internationales Brunner Blues & Boogie Festival. In: boogie-online.de. 2014, abgerufen am 21. August 2023.
- ↑ Summer Time Blues und Boogie Woogie in Brunn. In: meinbezirk.at. 31. Juli 2023, abgerufen am 21. August 2023.
- ↑ Summertime Blues & Boogie-Woogie Party 18. August 2023 (abgerufen am 5. Oktober 2023).