Bernard Cerquiglini
Bernard Cerquiglini (* 8. April 1947 in Lyon) ist ein französischer Sprachwissenschaftler.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bernard Cerquiglini ist Professor der Linguistik an der Universität Paris VII. Er ist Direktor des Institut national de la langue française. Seine Publikationen und Untersuchungen umspannen ein weites Feld der Sprachforschung, unter anderem kritische Untersuchungen zur Textkritik.
In seinem polemischen Essay Éloge de la variante (1989)[1] argumentiert Cerquiglini, dass Variantenbildung ein grundlegendes Kennzeichen der handschriftlich überlieferten Literatur ist.[2] Cerquiglinis Hauptthese ist, dass Varianten und Varianz zentrale Aspekte des mittelalterlichen Textes sind und dass Bearbeiter von modernen Editionen aus diesem Grund mit den Texten nicht angemessen umgehen, wenn sie Varianz als etwas ansehen, was es zu beseitigen gilt.[3] Dieses Buch von Cerquiglini hat die ›New Philology‹ angeregt, deren Arbeiten ihrerseits dazu geführt habe, variante Fassungen von mittelalterlichen Texten differenzierter zu betrachten und „die Variante als Objekt der Interpretation stärker zu berücksichtigen“, so Christa Jansohn und Bodo Plachta in einem Vorwort von 2005.[4] In ihrem Review der englischen Ausgabe des Werks zeigt sich Melinda Menzer 2001 enttäuscht darüber, dass Cerquiglini zwar eine spannende Art vorstelle, in der mittelalterliche Texte gelesen werden können, dass er aber nicht zeige, wie Varianz tatsächlich Bedeutung produziert.[3]
Seit etlichen Jahren präsentiert Bernard Cerquiligni auf dem internationalen französischen Fernsehsender TV5 Monde kurze, etwa 2 Minuten andauernde Sendungen mit dem Titel „Merci professeur !“, in der er Phänomene in der französischen Sprache kommentiert, z. B. was die Herkunft und die Entwicklung bestimmter Wörter und Phrasen betrifft; diese fußen meist auf Fragen von Betrachtern dieser Sendung, die von seiner aus dem Off sprechenden Mitarbeiterin Marie Dauphin, oft in Reimform, eingeführt werden. Cerquiligni zeigt sich bei kritischen Fragen mitunter versöhnlich, vor allem im Hinblick auf sprachliche Entwicklungen in der frankophonen Welt, also dem Französischen außerhalb Frankreichs, und ruft mit dem Slogan „Enrichissons-nous, parlons francophone !“ (dt. „Bereichern wir uns, lasst uns frankophon sprechen!“) am Ende zur Akzeptanz außerfranzösischer Begriffe in Frankreich auf. Mitunter „ärgert“ er sich aber auch humoristisch über Begriffe; diese Folgen werden mit dem Slogan „Ne craignons pas d'être puristes – à bon escient du moins !“ eingeleitet, zu Deutsch etwa „Schrecken wir nicht davor zurück, puristisch zu sein – zumindest, wenn es einen guten Grund dafür gibt!“
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1993: Komtur des Ordre des Arts et des Lettres[5]
- 2013: Offizier der Ehrenlegion[6]
- 2013: Assoziiertes Mitglied der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique[7]
- Ritter des Ordre national du Mérite[8]
- Komtur des Ordre des Palmes Académiques[8]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kurzbiografie auf Fatrazie.com (französisch)
- Melinda Menzer: In Praise of the Variant: A Critical History of Philology. (Rezension), Bryn Mawr Review of Comparative Literature, Volume 2, Number 2, Spring 2001, in englischer Sprache
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die englische Ausgabe von Éloge de la variante erschien in einer Übersetzung von Betsy Wing als In praise of the variant: A critical history of philology bei der Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999.
- ↑ M. J. Driscoll, "The words on the page: Thoughts on philology, old and new" (open access), in: Creating the medieval saga: Versions, variability, and editorial interpretations of Old Norse saga literature, edited by Judy Quinn & Emily Lethbridge. Syddansk Universitetsforlag, Odense 2010, pp. 85–102.
- ↑ a b Melinda Menzer, In Praise of the Variant: A Critical History of Philology. ( des vom 8. September 2006 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Rezension), Bryn Mawr Review of Comparative Literature, Volume 2, Number 2, Spring 2001
- ↑ Christa Jansohn und Bodo Plachta: „Vorwort“, in: Varianten – Variants – Variantes. Herausgegeben von Christa Jansohn und Bodo Plachta. Editio / Beihefte ; 22. Niemeyer, Tübingen 2005, ISBN 3-484-29522-8, S. 1–6.
- ↑ Archives nationales: Archives du Bureau du Cabinet du ministre de la Culture. Ordre des arts et lettres (1962-2000). (PDF) S. 81, abgerufen am 2. Dezember 2021 (französisch).
- ↑ Légifrance: Décret du 29 mars 2013 portant promotion et nomination. Abgerufen am 2. Dezember 2021 (französisch).
- ↑ Membre associé: Bernard Cerquiglini. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 24. August 2023 (französisch, mit Link zum Curriculum vitae (PDF)).
- ↑ a b Bernard Cerquiglini. In: EducPros. Abgerufen am 2. Dezember 2021 (französisch).
Personendaten | |
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NAME | Cerquiglini, Bernard |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 8. April 1947 |
GEBURTSORT | Lyon |
- Romanist
- Sprachwissenschaftler (Romanistik)
- Hochschullehrer (Paris VII Diderot)
- Oulipo
- Mitglied der Ehrenlegion (Offizier)
- Träger des französischen Nationalverdienstordens (Ritter)
- Träger des Ordre des Arts et des Lettres (Komtur)
- Träger des Ordre des Palmes Académiques (Komtur)
- Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften und Schönen Künste von Belgien
- Franzose
- Geboren 1947
- Mann