Böhl (Böhl-Iggelheim)
Böhl Gemeinde Böhl-Iggelheim
| ||
---|---|---|
Koordinaten: | 49° 23′ N, 8° 18′ O | |
Höhe: | 105 m ü. NHN | |
Eingemeindung: | 7. Juni 1969 | |
Postleitzahl: | 67459 | |
Vorwahl: | 06324 | |
Lage von Böhl in Rheinland-Pfalz
| ||
Gesamtansicht von Böhl
|
Böhl ist einer von zwei Ortsteilen der Ortsgemeinde Böhl-Iggelheim im Rhein-Pfalz-Kreis in Rheinland-Pfalz. Bis 1969 war er eine selbständige Gemeinde.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Böhl liegt in der Oberrheinischen Tiefebene im nördlichen Teil der Ortsgemeinde und ist von landwirtschaftlich genutzter Flächen umgeben. Zum Ort gehören zusätzlich die Wohnplätze Buhilohof, Erlenhof, Ostergewannenhof und Steigerthof.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Böhl entstand mutmaßlich im siebten oder achten Jahrhundert als fränkische Gründung. Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes stammt von 780 in einer Urkunde des Klosters Lorsch als Buhilo.[2] 985 wurde der Ort Opfer des salischen Kirchenraubs. Böhl gehörte mit Iggelheim und Haßloch zu einer Gruppe von Reichsdörfern, die von Kaiser Ludwig dem Bayern ab 1330 an die Pfalzgrafen bei Rhein verpfändet wurden. Auch das Kloster Otterberg war im Ort begütert.[3]
Böhl und das benachbarte Iggelheim verblieben bis zum Ende des 18. Jahrhunderts unter kurpfälzischer Herrschaft, lediglich unterbrochen durch die Zugehörigkeit zum Herzogtum Pfalz-Zweibrücken von 1410 bis 1507. 1379 wurde Böhl von den Pfalzgrafen an die Grafen von Leiningen weiter verpfändet. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Böhl von durchziehenden Söldnerheeren (Spanier, Schweden) geplündert und teilweise niedergebrannt.[4] Bis zur französischen Revolution gehörte Böhl sowohl gleichzeitig zur Kurpfalz als auch zu Leiningen-Dagsburg.
Von 1798 bis 1814, als die Pfalz Teil der Französischen Republik (bis 1804) und anschließend Teil des Napoleonischen Kaiserreichs war, war Böhl in den Kanton Mutterstadt eingegliedert und besaß eine eigene Mairie. 1815 hatte der Ort 1200 Einwohner. Im selben Jahr wurde er Österreich zugeschlagen. Bereits ein Jahr später wechselte der Ort wie die gesamte Pfalz in das Königreich Bayern. Von 1818 bis 1862 gehörte er dem Landkommissariat Speyer an; aus diesem ging das Bezirksamt Speyer hervor. Ab 1886 war Böhl Bestandteil des neu geschaffenen Bezirksamt Ludwigshafen.
1928 hatte Böhl 2430 Einwohner, die in 459 Wohngebäuden lebten. Sowohl die Katholiken als auch die Protestanten besaßen jeweils eine eigene Pfarrei vor Ort.[5] Seit 1939 ist der Ort Bestandteil des Landkreises Ludwigshafen am Rhein, der seit 2004 Rhein-Pfalz-Kreis heißt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Böhl innerhalb der französischen Besatzungszone Teil des damals neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz. Im Zuge der ersten rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform wurde Böhl am 7. Juni 1969 mit der Nachbargemeinde Iggelheim zur neuen Ortsgemeinde Böhl-Iggelheim zusammengelegt.[6]
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ab 1840 existierte vor Ort eine Synagoge, die den Novemberpogromen von 1938 zum Opfer fiel. Die in Böhl lebenden Juden wurden in Haßloch beigesetzt.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „Von Schwarz und Blau geteilt, belegt mit einem roten Herzschild, darin ein goldener Großbuchstabe B, oben ein rotbewehrter und -bezungter goldener Löwe, unten drei rotbewehrte silberne Adler.“ | |
Wappenbegründung: Der Löwe weist auf die einstige Zugehörigkeit zur Kurpfalz hin und der Adler auf diejenige zu den Leiningern |
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor Ort existieren insgesamt 35 Objekte, die unter Denkmalschutz stehen, darunter das frühere Empfangsgebäude des Bahnhofs, der Wasserturm und ein Fachwerkhaus in der Kirchenstraße.[7]
Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1847 besitzt Böhl an seinem südöstlichen Siedlungsrand einen Bahnhof an der Bahnstrecke Mannheim–Saarbrücken, die aus der 1849 vollendeten Pfälzischen Ludwigsbahn hervorging. In den ersten Jahren seines Bestehens trug er die Bezeichnung Böhl, die später in Böhl-Iggelheim abgeändert wurde. Außerdem führt der Salier-Radweg durch den Ort. Zwei Kilometer nordwestlich des Siedlungsgebiets verläuft die Bundesautobahn 65, die für kurze Zeit die Gemarkung des Ortes streift.
Außerdem befindet sich im Ort eine Grundschule. Mit Palatia Böhl existiert im Ort außerdem ein Fußballverein.
1927 eröffnete die Bezirkssparkasse Ludwigshafen am Rhein in Böhl eine Annahmestelle für Spareinlagen. Von 1930 bis 1934 entstand die Wasserversorgung des Ortes, deren Kernstück der markante Wasserturm ist. Am südlichen Siedlungsrand befindet sich außerdem ein Gewerbegebiet.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Söhne und Töchter des Ortes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Walter Hauck (1910–1991), Konzert- und Opernsänger
- Johannes Zehfuß (* 1959), Politiker (CDU)
- Jean-Christophe Cholet (* 1962), französischer Jazzmusiker
Personen, die vor Ort gewirkt haben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Seiblin (1529–1591), Jurist und Diplomat im Dienste des Hochstifts Worms, besaß in Böhl ein Gut mit Zehntanteil
- Johann Karl Baumann (~1714–1794), Orgelbauer, errichtete die Orgel in der örtlichen Kirche
- Johann Valentin Metz (1745–1829), katholischer Priester, leitete von 1786 bis 1803 die örtliche Pfarrei
- Johannes Kriebitzsch (1857–1938), Glasmaler, stattete die protestantische Kirche 1909 mit Glasgemälden aus
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022. S. 156 (PDF; 3,3 MB).
- ↑ Karl Josef Minst [Übers.]: Lorscher Codex (Band 4), Urkunde 2085 – Reg. 11. In: Heidelberger historische Bestände - digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 38, abgerufen am 28. Januar 2016.
- ↑ Jürgen Keddigkeit, Michael Werling, Rüdiger Schulz und Charlotte Lagemann: Otterberg, St. Maria. Zisterzienserabtei Otterburg. In: Jürgen Keddigkeit, Matthias Untermann, Sabine Klapp, Charlotte Lagemann, Hans Ammerich (Hg.): Pfälzisches Klosterlexikon. Handbuch der pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden, Band 3: M–R. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Kaiserslautern 2015. ISBN 978-3-927754-78-2, S. 524–587 (538).
- ↑ Erhard Nietzschmann: Die Freien auf dem Lande. Ehemalige deutsche Reichsdörfer und ihre Wappen. Melchior, Wolfenbüttel 2013, ISBN 978-3-944289-16-8, S. 20.
- ↑ Ortschaftenverzeichnis für den Freistaat Bayern. In: daten.digitale-sammlungen.de. Abgerufen am 25. März 2016.
- ↑ Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 160 (PDF; 2,8 MB).
- ↑ Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Rhein-Pfalz-Kreis. Mainz 2024, S. 5 ff. (PDF; 6,5 MB).