Carl Stiehl
Carl Stiehl, auch Karl, vollständig Carl Johann Christian Stiehl (* 12. Juli 1826 in Lübeck; † 1. Dezember 1911 ebenda) war ein deutscher Musikpädagoge, Musikwissenschaftler, Dirigent und Musikbibliothekar.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stiehl war ein Sohn von Johann Jochim Diedrich Stiehl (* 9. Juli 1800 in Lübeck; † 27. Juni 1872 ebenda), der bei Matthias Andreas Bauck das Orgelspiel erlernt und 1835 dessen Nachfolger als Organist und Werkmeister der Jakobikirche wurde.[1] Heinrich Stiehl war sein Bruder. Carl Stiehl studierte in Weimar bei Johann Christian Lobe und folgte ihm nach Leipzig an das dortige Konservatorium, die heutige Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig.
Er war zunächst von 1848 bis 1858 in Jever als Lehrer für Orgel und Gesang sowie als Organist an der Stadtkirche tätig. In dieser Zeit dirigierte er auch die beiden im Großherzogtum Oldenburg sehr angesehenen Singvereine in Jever und im benachbarten Varel.[2] 1858 wurde er Organist an der St.-Michaelis-Kirche in Eutin und ab 1860 zugleich Hofkapellmeister am Eutiner Schloss. 1877 kehrte er nach Lübeck zurück. Hier gab er Gesangunterricht, leitete von 1878 bis 1901 als Musikdirektor die Singakademie und dirigierte die Konzerte des Musikvereins und in ihrer Nachfolge 1886 bis 1896 die Philharmonischen Konzerte. Im Nebenamt leitete er ab 1883 die Musikabteilung der Stadtbibliothek. 1891 verlieh ihm der Großherzog von Oldenburg für seine Musikgeschichte des Fürstentums Lübeck den Titel Professor.
Stiehls besondere Bedeutung liegt auf musikhistorischem Gebiet. Er erforschte und beschrieb die Musik- und Theatergeschichte Lübecks und entdeckte 1888 bei einer Studienreise nach Schweden die Bedeutung der Dübensammlung für die Überlieferung der Werke Dietrich Buxtehudes.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Organisten an der St. Marienkirche und die Abendmusiken zu Lübeck. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1886.
- Lübeckisches Tonkünstlerlexikon. Leipzig: Hesse 1887 (Digitalisat).
- Musikgeschichte der Stadt Lübeck : nebst einem Anhang: Geschichte der Musik im Fürstenthum Lübeck. Lübeck: Lübcke & Hartmann 1891.
- Katalog der Musik-Sammlung auf der Stadtbibliothek zu Lübeck. In: Julius Schubring: Einladung zu den auf den 23. und 24. März 1893 angeordneten öffentlichen Prüfungen und Redeübungen der Schüler des Katharineums zu Lübeck. Borchers, Lübeck 1893, S. [1]–[60] (Digitalisat).
- Geschichte des Theaters in Lübeck. Lübeck: Borchers 1902 (Digitalisat).
- (Hrsg.) Dietrich Buxtehudes Instrumentalwerke [Teils.] Sonaten für Violine, Gambe und Cembalo. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1903 (Denkmäler deutscher Tonkunst. Folge 1; 11).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Hennings: Musikgeschichte Lübecks I: Die weltliche Musik. Kassel und Basel: Bärenreiter 1951, S. 185f
- Wilhelm Stahl: Musikgeschichte Lübecks. Band II: Geistliche Musik. Kassel und Basel: Bärenreiter 1952
- Gaynor G. Jones: Stiehl, Carl [Karl] (Johann Christian), in: Grove Dictionary of Music and Musicians online
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Carl Stiehl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wilhelm Stahl: Musikgeschichte Lübecks. Band II: Geistliche Musik. Bärenreiter, Kassel / Basel 1952, S. 143.
- ↑ Franz Bader: Die Pflege der Musik in Jever. Festschrift zum fünfundsiebzigjährigen Jubiläum des Singvereins. Mettker & Söhne, Jever 1895, S. 58–67.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Stiehl, Carl |
ALTERNATIVNAMEN | Stiehl, Karl; Stiehl, Carl Johann Christian (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Musikpädagoge, Musikwissenschaftler, Dirigent und Musikbibliothekar |
GEBURTSDATUM | 12. Juli 1826 |
GEBURTSORT | Lübeck |
STERBEDATUM | 1. Dezember 1911 |
STERBEORT | Lübeck |