Café Zapata

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Café Zapata, 2008

Das Café Zapata existierte von 1990 bis 2011 im Kunsthaus Tacheles im Berliner Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks. Als Underground-Club, Künstler-Bar und mit großem Skulpturenpark im Hinterhof des Gebäudes prägte es die Berliner Nachwende-Szene mit. Als zunächst spontan betriebene Gastronomie und Kulturstätte in der besetzten Kaufhausruine, die ab 1998 einen Mietvertrag erhielt und 2011 geräumt wurde, steht das Zapata exemplarisch für diese Zeit und den Wandel der Stadt.

Des Kunsthaus Tacheles entstand ab 1990 in einer besetzten Kaufhausruine. Insbesondere Künstler nutzten den letzten, noch nicht abgerissenen Gebäudeteil der ehemaligen Friedrichstraßenpassage an der Oranienburger Straße im damaligen Ost-Berlin für Ausstellungen, Ateliers und Werkstätten. Das Café Zapata wurde im Mai 1990 von Peter Poynton, einem australischen Studenten auf der Durchreise, zwischen Mauerfall und deutscher Wiedervereinigung im Erdgeschoss gegründet.

Nach einem Überfall von rechtsradikalen Hooligans auf das Café Zapata im Juni 1990 mit mehreren Verletzten[1][2][3] erlebte es starke und auch internationale Solidarität von Künstlern, Musikern und Theatergruppen. Das Zapata und das Tacheles wurden verstärkt wahrgenommen und etablierten sich als alternativer Kunst- und Kulturort bis in die 2010er Jahre.

„Das Tacheles ist die letzte Künstler-Festung in der aufgemotzten Mitte Berlins. In der von Nutten, Bullen und Touristen gespickten Oranienburgerstraße kehrt man gerne ein, ins Zapata im Tacheles, wo sieben Tage in der Woche außergewöhnliches Programm geboten wird. […] Bis heute seit 20 Jahren spuckt der Riesendrache echtes Feuer über die Köpfe der Gäste, der an der langen schwarzen Bar über Trinker und Ausschenker wacht. Rammstein hat hier am Anfang seiner Karriere nicht nur einmal gespielt“, schrieb zum Beispiel der Clubguide.[4]

1992 musste das Café Zapata, nun unter der Leitung des Künstlers Ludwig Eben, unter Druck der Behörden konzessioniert werden. Der professionelle Veranstaltungs- und Gastronomiebetrieb entwickelte sich zu einem wichtigen finanziellen Standbein für das Tacheles insgesamt. Durch die vom Zapata generierten Einnahmen ergab sich zum Beispiel eine gewisse Verhandlungsfreiheit mit dem damaligen Investor der Immobilie, der Fundus-Gruppe. Der Verein des Kunsthauses Tacheles konnte einen zehnjährigen Vertrag zu einer Monatsmiete von einer Mark (umgerechnet rund 50 Eurocents) pro Quadratmeter ab 1. Januar 1998 abschließen. Begünstigt durch die Vertragssicherheit wurde das Café Zapata renoviert und ausgebaut.

Zu Ebens Projekten gehörte seit 1993 auch der Skulpturenpark auf der Freifläche hinter dem Tacheles-Gebäude. Mit Förderung des Berliner Senats wurden Altlasten wie Asbest und andere Giftstoffe aufwendig entsorgt. Der Schrott war aber auch Material für neue Skulpturen insbesondere aus Metall. Auch Betonblöcke oder auch ein Pfosten vom ehemaligen Todesstreifen wurden als Kunstmaterial wiederverwendet.[5][6]

Letztendlich konnte sich das Café Zapata nicht dem Jahre andauerndem Verwertungsdruck der Immobilie durch internationale Investoren, Banken und etlichen Räumungsversuchen entziehen.[7][8][9] Hinzu kamen interne Streitigkeiten zwischen zwei maßgeblichen Parteien innerhalb des Tacheles. 2003 scheiterte der Tacheles e. V. mit einem Räumungsbeschluss gegen das Zapata; Eben warf dem Verein seinerseits Vertragsbruch vor.[10][11][12]

Am 5. April 2011 schloss das Café Zapata „mit seinem feuerspeienden Tresendrachen“.[13] Seit seiner Eröffnung traten dort rund 2000 Bands auf. Es gab u. a. Konzerte von Test Department, Götz Widmann, Samavayo und The Soundtrack of Our Lives. Dazu kamen Elektro-DJs, Techno-Partys und Label Nights.[14] Es gab um die 250 Ausstellungen, zahlreiche Lesungen, beispielsweise mit Howard Marks, und Kunstaktionen.

Einzelnachweise

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  1. Frank Willmann: Hooligans in der DDR: „Danach zogen wir brandschatzend durch Ostberlin“. In: Die Zeit. 25. Mai 2016, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 21. Oktober 2019]).
  2. Die HausbesetzerInnenbewegung in Ost-Berlin, Teil2. In: telegraph Ausgabe 10/1995. Abgerufen am 21. Oktober 2019.
  3. Pfingsten in Ostberlin – Neue Überfälle von Nazis und Hooligans. In: Faschisten in der DDR und antifaschistischer Widerstand. Juli 1990, abgerufen am 21. Oktober 2019.
  4. Zapata im Tacheles Berlin. In: clubguideberlin. Abgerufen am 21. Oktober 2019.
  5. Klaus Hartung, Vincent Kohlbecher: Gestalten im Übergang. In: Die Zeit. Nr. 49/1993, 3. Dezember 1993, S. 45 ff.
  6. Claudia Wuttke: Verirrte Zeichen, leere Hülsen. Aufgeräumt: Neue Skulpturen im Hinterhof des Tacheles. In: Der Tagesspiegel. Berlin 1. Juni 1993.
  7. Nina Apin: Künstlerhaus Tacheles vor dem Aus: Kultur-Ballermann gegen Geld-Goliath. In: Die Tageszeitung. 28. Januar 2010, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 21. Oktober 2019]).
  8. Sven Becker, Sebastian Erb, Wiebke Hollersen: HAUPTSTADT: Kultur gegen Kapital. In: Spiegel Online. Band 35, 30. August 2010 (spiegel.de [abgerufen am 21. Oktober 2019]).
  9. Räumung im Tacheles gescheitert. In: Frankfurter Rundschau. 21. Juli 2010, abgerufen am 21. Oktober 2019.
  10. Nina Apin: Kunsthaus vor dem Aus: Tacheles an der Oranienburger. In: Die Tageszeitung. 17. Januar 2008, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 21. Oktober 2019]).
  11. Krach im Tacheles: Café Zapata soll geräumt werden. In: Der Tagesspiegel. 12. Dezember 2003, abgerufen am 21. Oktober 2019.
  12. Sören Brinkmann: Berlin – Was wird aus dem Tacheles? Das legendäre Kunsthaus zwei Jahre nach der Räumung. In: Deutschlandfunk Kultur. 26. August 2014, abgerufen am 21. Oktober 2019.
  13. Café-Besitzer: So lief der Tacheles-Deal. In: B.Z. 6. April 2011, abgerufen am 21. Oktober 2019.
  14. Voltage Musique Night. In: Resident Advisor. 19. November 2010, abgerufen am 21. Oktober 2019.

Koordinaten: 52° 31′ 33″ N, 13° 23′ 19,2″ O