Venedig
Venedig | |
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Basisdaten | |
Provinz: | Venedig (VE) |
Region: | Venetien |
Einwohner: | 280.000, davon 64.000 in der Altstadt |
Höhe: | 0-1 m ü. NN |
Vorwahlen: | 0039 (Italien) - 041 (Stadt) |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Stadtgliederung: | 6 Municipalità. Die historische Altstadt ist in Sestieri aufgeteilt. |
Offizielle Website: | www.comune.venezia.it |
Bürgermeister: | Massimo Cacciari (Stand: 2006) |
Venedig [ital. Venezia [ ]) ist eine Stadt im Nordosten Italiens an der adriatischen Küste, Hauptstadt der Region Venetien und der Provinz Venedig.
] (Die Stadt ist eines der beliebtesten touristischen Ziele in Europa und ist auch für ihren Karneval bekannt. Auf der UNESCO-Liste der schützenswerten Kulturdenkmäler des Kontinents liegt Venedig auf Platz 1 - vor Český Krumlov in Südböhmen.
Lage und Stadtgliederung
Das historische Zentrum Venedigs liegt auf mehreren Inseln inmitten der Lagune von Venedig einige Kilometer nördlich der Mündung des Po. Am wichtigsten sind dabei die durch den Canal Grande (auf italienischen Karten oft auch als Canale Grande bezeichnet) in zwei Teile getrennte Hauptinsel und die durch den Canale della Giudecca von der Hauptinsel getrennte Giudecca. Auf dem Festland gehören die "hässlichen Schwestern" Mestre und Marghera dazu. Rund um die Lagune finden sich weitere Städte, unter anderem die Fischerstadt Chioggia, die auch den Übernamen "das kleine Venedig" trägt. Der Lido gehört politisch zur Stadt Venedig, ebenso Inseln wie Torcello, Murano, Burano, Sant'Erasmo und Vignole.
Das historische Zentrum der Stadt ist traditionell aufgeteilt in sechs Stadtteile: Cannaregio, San Polo, Dorsoduro (mit der Insel Giudecca), Santa Croce, San Marco and Castello (mit San Pietro di Castello und Sant'Elena).
Venedig ist eine Stadt im Wasser, sie wurde auf Millionen von Eichen- und Ulmenpfählen, die man in den sandigen und schlammigen Untergrund rammte, gebaut.
Geschichte und Kunstgeschichte
Zur Geschichte der Republik siehe den Hauptartikel Republik Venedig.
Was heute Venedig ist, entwickelte sich schon seit der späten Antike in Form verstreuter Siedlungen auf den Inseln der entstehenden Lagune. Der Name Venedig zeugt vom Volk der Veneter, das hier ansässig gewesen war.
Die Stadt wurde durch Flüchtlinge aus Oberitalien besiedelt, die sich vor der Invasion der Hunnen 452 und später der Langobarden 568 in den Sümpfen und auf den zahllosen Inseln der Brenta-Mündung verbargen. Die vor den Hunnen Flüchtenden sollen sich mit der Losung Veni etiam (etwa: "Auch ich bin (hierher) gekommen") gegrüßt haben. Von dieser Losung soll sich nach einer anderen gängigen Erklärung der Name Venedig ableiten.
Venedig trat die politische Nachfolge der Laguneninsel Torcello an, die als bedeutende Bischofsstadt aus noch unbekannten Gründen (Malaria?) von ihren Bewohnern in Richtung Venedig verlassen wurde und dabei eine Abgegangene wurde.
Als Außenposten des Byzantinischen Reiches, gelang es den Venezianern, im Gegensatz zu den übrigen oberitalienischen Städten, ihre Selbstständigkeit gegenüber dem Fränkischen bzw. dem Heiligen Römischen Reich zu bewahren. Außerdem profitierten sie davon, dass Byzanz angesichts der Invasionen von Langobarden, Franken, Slawen, Awaren, Persern und Arabern nicht in der Lage war, diesen Außenposten wirklich zu beherrschen. Im Gegenteil gelang es Venedig sehr erfolgreich zwischen den Kaiserreichen zu lavieren und äußerst günstige Handelsverträge zu erwirken, die ihm eine jahrhundertelange Monopolstellung im Handel zwischen Westeuropa und Byzanz sicherten. Schon früh unter Führung eines Dogen und seiner verschiedenen Ratsgremien, wie etwa des Kleinen und des Großen Rates, erreichte der venezianische Stadtadel eine Stabilisierung seiner Vorherrschaft in der Stadt durch Handelsprivilegien, Abschließung gegen aufsteigende Familien (1297) und die Einführung von Überwachungsgremien mit fast unbeschränkter Vollmacht (wie etwa dem Rat der Zehn).
Es bildete sich die Republik Venedig heraus, die sich im Lauf des 14. Jahrhunderts auch auf das Festland ausdehnte. Bereits im 10. Jahrhundert unterstützte die Stadt ihre einstige Herrin Byzanz gegen die in Süditalien eingefallenen Muslime. Der byzantinische Einfluss in der Stadt ist auch an vielen Bauten erkennbar, wie beispielsweise am Markusdom.
Im 9. Jahrhundert wurde der heilige Markus zum Schutzpatron erkoren, er gesellte sich zum heiligen Theodor. Die Säulen der beiden Heiligen befinden sich noch heute auf der Piazzetta, dem zum Meer weisenden Nebenplatz des Markusplatzes. In San Marco werden die Gebeine des heiligen Markus aufbewahrt, die der Legende zufolge von zwei venezianischen Kaufleuten, ein Buono di Malamocco und ein Rustico da Torcello aus Alexandria gestohlen wurden.
Dieser Akt zeugt bereits von einem gestiegenen Selbstbewusstsein. Durch ihre Beziehungen zu Byzanz konnte die Stadt in diesem Raum enorme wirtschaftliche Vorteile gewinnen. Seit sie ihre Flotte gegen die seldschukischen Türken eingesetzt hatte, gestand ihr Kaiser Alexios I. 1081 ein Handelsabkommen zu, das ihr das De-Facto-Monopol im Byzantinischen Reich gab.
Im Zuge der ersten Kreuzzüge und bedingt durch diese Handelsprivilegien, die sich auch in einem Kaufmannsviertel in der Hauptstadt niederschlugen, nahmen die Feindseligkeiten zwischen Venezianern und Byzantinern zu.
Anlässlich des Vierten Kreuzzuges nützte der Doge Enrico Dandolo die Gelegenheit, sich des reichen Konstantinopel zu bemächtigen, und "dirigierte" ihn um. 1204 wurde Konstantinopel erobert und geplündert; das neu entstandene Lateinische Kaiserreich wurde von Venedig dominiert - die Stadt hatte den ersten Höhepunkt ihrer Macht erreicht.
Zahllose geplünderte Kunstschätze gelangten von Byzanz in den Westen, so auch die bronzene Quadriga der Markuskirche. Aus diesem 'Coup' - der die Hauptursache für das bis heute andauernde misstrauische Verhältnis der orthodoxen Völker Osteuropas, insbesondere der Russen, gegenüber dem Westen war - folgte allerdings auch ein endloser Konflikt mit Genua, der Ursache für vier verheerende Kriege war. Im letzten Krieg eroberten die Genuesen 1381 das am Südrand der Lagune gelegene Chioggia, mussten aber letztendlich erfolglos abziehen. Während Genua den Handel über das Schwarze Meer zunehmend dominierte, herrschte Venedig im Levantehandel vor. Durch die Heirat von Caterina Cornaro mit dem letzten König von Zypern fiel die Insel nach dem Tod des Königs und auch des Thronfolgers an Venedig.
Seit dem Fall von Konstantinopel 1453 musste Venedig seine Positionen im östlichen Mittelmeer nach und nach den Osmanen überlassen, seine Bedeutung nahm auch in Folge der Verlagerung des Weltverkehrs auf den Atlantik immer mehr ab. Portugal entdeckte den Seeweg um Afrika nach Indien (Vasco da Gama), das Monopol Venedigs auf den Gewürzhandel mit den Gebieten der Levante ging verloren.
Nach dem Verlust von Zypern an das Osmanische Reich 1571 wurde dieses von der Heiligen Liga, bestehend aus Papst, Spanien und Venedig zwar besiegt Seeschlacht von Lepanto, doch der Sieg konnte den Verlust Zyperns sowie den weiteren machtpolitischen Niedergang Venedigs nicht aufhalten. Insel um Insel in der Ägäis ging an die Osmanen verloren, die Republik zog sich mehr und mehr in die Lagune zurück.
Mit dem Aufblühen der Länder Portugal, Spanien und schließlich England sowie Holland als neue Seemächte und der einhergehenden Entdeckung und Ausbeutung Amerikas waren die Tage Venedigs als dominierende See- und Handelsmacht gezählt.
In der Folge übernahm die Luxusindustrie (vor allem die Glasherstellung auf Murano) die Rolle des Levantehandels, ebenso der Tourismus. Venedig und Florenz waren die ersten Orte, die zum größeren Teil vom Tourismus lebten. Venedig konnte Dalmatien und zeitweilig den Peloponnes (unter dem Namen Morea) sowie einige griechische Inseln unter seiner Hoheit halten. Der Niedergang der Stadt im 18. Jahrhundert, zumal der ökonomische, wird in der jüngsten Forschung generell zumeist als Mythos behandelt; politisch war sie seitdem unbedeutender als vorher.
1797 verlor die Republik Venedig durch Napoleon ihre Selbstständigkeit und wurde 1815 ein Teil des Lombardo-Venezianischen Königreiches, das unter österreichischer Oberhoheit stand.
Im Revolutionsjahr 1848 (vgl. Märzrevolution) wurde nach verschiedenen Aufständen in weiten Teilen der ganzen Lombardei am 23. März 1848 unter Daniele Manin erneut eine Republik in Venedig ausgerufen, die über ein Jahr ihre Unabhängigkeit von Österreich behaupten konnte. Am 24. August 1849 wurde die Stadtrepublik von österreichischen Truppen blutig niedergeschlagen, nachdem davor in zwei kurzen Revolutionskriegen zwischen Österreich und Sardinien-Piemont auch die anderen revolutionären Unabhängigkeitsbewegungen in ganz Oberitalien erfolgreich unterdrückt worden waren.
In Folge der Niederlage Österreichs gegen Preußen im Deutschen Krieg von 1866, in dem das 1861 neu gegründete Königreich Italien Verbündeter Preußens war, kam Venedig gemäß dem Wiener Friedensvertrag vom 3. Oktober 1866 an Italien (vgl. auch Risorgimento).
Kunsthistorisch ist Venedig zur Zeit der Renaissance und des Barock von höchster Bedeutung: es war der "Gegenpol" zu Florenz und beherbergte viele Künstler wie Correggio, Giorgione, Giovanni Bellini, Tizian und später Tintoretto und Giovanni Battista Tiepolo. Der venezianische Stil ist dem Florentiner komplementär: während in Florenz mehr Wert auf Zeichnung und Komposition eines Bildes gelegt wurde, dominierten in Venedig Licht und Farbe. Man kommt allerdings nicht umhin zu konstatieren, dass das Seicento, also das 17. Jahrhundert, in Bezug auf die Kunst in Venedig eine weniger glückliche Zeit war.
Die Kunst, einen Gegenstand durch Farbe und Lichteffekte plastisch erscheinen zu lassen, wurde hier erfunden. So wurde auch ein großer Reichtum in der Farbpalette entwickelt. Dieser "Widerstreit" zwischen Florenz und Venedig lässt sich durch die ganze spätere abendländische Kunstgeschichte bis 1900 weiterverfolgen.
Hochwasser
Die Gebäude Venedigs sind auf Holzpfählen erbaut, die in verschiedene Schichten von Ton und Sand eingerammt sind. Die Technik der "palificazione" hat sich, abgesehen von einer Mechanisierung, bis heute im Wesentlichen nicht geändert. Venedig ist oft von Hochwasser (Acqua Alta) bedroht. Auf dem Markusplatz steht im Schnitt inzwischen an etwa 100 Tagen im Jahr das Wasser. 1966 ereignete sich eine große Sturmflut. Der Meeresspiegel in der Lagune liegt heute 23 cm höher als noch zu Beginn des 20. Jhdts., teils wegen der inzwischen gestoppten Absenkung des Lagunenbodens durch Wasserentnahme und durch den allgemeinen Anstieg des Meeresspiegels. Diese Entwicklung bedroht die historische Bausubstanz der Stadt. Ein Schleusensystem an den Hafeneinfahrten soll die Stadt vor den wiederkehrenden Hochwassern schützen. Das seit Ende 2004 in Bau befindliche Projekt MOSE (modulo sperimentale elettromeccanico) besteht aus 79 Schleusentoren auf dem Meeresgrund, die ab einem Hochwasser von 110 cm über dem Normalpegel durch Druckluft aufgerichtet werden sollen. Die Fertigstellung ist für 2011 vorgesehen.
Kritiker führen gegen das Projekt an, dass der Meeresspiegel durch die weltweite Klimaerwärmung noch weiter steigen könnte und die Ökologie in der Lagunenstadt durch die Schleusen beeinträchtigt wird. In der Tat sind die zur Befriedigung der Bedürfnisse der Erdölindustrie (Industriehafen Porto Marghera) und des Fremdenverkehrs (Kreuzfahrtschiffe) immer weiter vertieften Hafeneinfahrten, darunter namentlich die nördliche bei Punta Sabbioni, das Hauptproblem.
Verkehr
Venedig ist vor allem eine Fußgängerstadt. Neben unzähligen Gassen, Gässchen, Sackgassen, Durchgängen und Uferstreifen, sowie Plätze und Plätzchen, die als "calli", "salizzade","rughe","liste", "rami" "sottoporteghi", "rio terrà" und "fondamente", sowie "campi" und "campielli" bezeichnet werden, gibt es auch eine "strada" (Strada Nova) und drei "vie" (Via 2 aprile, Via V.Emanuele und Via Garibaldi) in der Stadt. Nur der Markusplatz darf sich "piazza" nennen. Viele dieser Verkehrswege haben als Namen die Bezeichnung der ehemaligen, dort tätig gewesenen Berufe, bzw. Berufsvereinigungen (Scuole artigianali). Neben diesen Landverkehrswegen bilden für den Warentransport die rund 180 Kanäle das Rückgrat. Wasserbusse (vaporetti) wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt. Für ihren Betrieb zeichnet heute die städtische Verkehrsgesellschaft ACTV (Azienda del Consorzio Trasporti Veneziano) verantwortlich.
Nicht weniger wichtig als die vorgenannten Landverkehrswege sind die Verbindungen derselben, die rund vierhundert Brücken von Venedig.
Über die 3,6 km lange, sog Ponte della Libertà (Brücke der Freiheit) für KFZ und Eisenbahn ist die Altstadt an das Festland angebunden. Es bestehen zwei Hauptbahnhöfe: Venezia Santa Lucia als Kopfbahnhof auf der Insel sowie der Knotenbahnhof Venezia Mestre im gleichnamigen Festlandsstadtteil, dem sich westlich ein stillgelegter, aber noch für den örtlichen Güterverkehr benützter Rangierbahnhof anschließt.
Unter Bürgermeister Paolo Costa wurde zuletzt die Schaffung einer U-Bahn-Linie mit direktem Ausstieg auf dem Markusplatz und Murano forciert. Costas seit April 2005 amtierender Nachfolger, der Philosoph Massimo Cacciari, misst dem Projekt hingegen keine hohe Priorität bei, so dass mittelfristig nicht mit dem Bau einer Metro zu rechnen ist. Allerdings hat man mit dem Bau einer vierten Brücke über den Canal Grande begonnen, derzeit (2005) sind die Verankerungen an beiden Ufern zu sehen. Die Brücke wird die Piazzale Roma mit dem Uferstreifen (Fondamenta S.Lucia) östlich des Bahnhofs Santa Lucia verbinden.
Venedig verfügt über zwei Flughäfen: Flughafen Venedig (Marco Polo) und den von Billigfluggesellschaften angeflogenen Flughafen Venedig (Treviso).
Die Autofahrer werden mit großer Wahrscheinlichkeit ihr Auto auf der Insel Tronchetto parkieren müssen, da die Parkhäuser auf der Piazzale Roma immer überbelegt sind.
Wasserversorgung
Da Venedig durch die Lage in der Lagune keinen festen wasserführenden Grund unmittelbar unter sich hat, war man gezwungen, das Trinkwasser über die Sammlung von Regenwasser in Zisternen und Brunnen zu gewinnen. Lange Trockenperioden führten jedoch immer wieder zu großen Problemen bei der ausreichenden Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser.
In diesen Zeiten war man gezwungen, unter großem Kostenaufwand vom Fluss Seriola Wasser herbei zu schaffen. Der Transport des Wassers oblag der Zunft der Acquaroli, die mit ihren Holzbooten, den burchi, das Trinkwasser in die Stadt brachten.
Die Republik veranlasste aus diesem Grunde des öfteren die Bohrung von artesischen Brunnen, die aber alle nicht sehr erfolgreich verliefen. Eine Zeitlang dachte man daran, vom Fluß Sile ein Aquädukt in die Stadt hinein zu bauen, doch ließ man auch dieses Projekt nach langem Hin und Her wieder fallen.
Im Jahre 1830 fand in Vicenza ein Naturalistenkongress statt und die dort geführten Diskussionen führten dazu, dass man die Möglichkeit, Venedig mit ausreichend Trinkwasser zu versorgen, ernsthaft ins Auge zu fassen begann. Man entschloss sich zu einer Bohrung bis zu 300 Metern Tiefe und hoffte, dort auf Wasserströme zu stoßen, die aus den Alpen kamen. Als man in 20 Metern Tiefe noch immer auf keine festen Schichten stieß, gab man den Versuch auf. Auch einem nochmaligen Versuch, einige Jahre später, den Untergrund zum Zwecke der Errichtung von artesischen Brunnen zu sondieren, war kein Erfolg beschieden.
Im Jahre 1848 entschloss sich die mit der Wassersuche betraute Gesellschaft, auf der Riva Ca' di Dio zu einer Bohrung bis zu rund 170 Metern Tiefe. Als man nach 145 Metern auf eine starke Wasserader stieß, war man derart euphorisch, dass man noch weiter bohrte und dadurch die erste starke Wasserader beschädigte und unbrauchbar machte.
Die immer größer werdenden Probleme der Trinkwasserversorgung führten zu ungezählten Gesprächen, Vorschlägen, Plänen und auch Streitigkeiten unter den Verantwortlichen.
Der Vorschlag des Londoner Unternehmens Ritterbant & Dalgairns, eine Wasserleitung von der Seriola in die Stadt hinein zu verlegen, stieß im Jahre 1875 auf positiven Widerhall. Allerdings musste man die Seriola von Moranzani bis zur Brenta bei Strà verlängern, damit sie auch das Wasser dieses Flusses führe. Am 31. Juli 1885 wurde die neue Wasserleitung in Betrieb genommen und bescherte Venedig eine ausreichende Versorgung mit Trinkwasser.
Ritterbant & Dalgairns erstellte darauf einen weiteren Plan zur besseren Wasserversorgung und man schloss am 2. Mai 1889 einen Vertrag mit der Stadt, der im März 1891 durch die Inbetriebnahme einer neuen, sublagunaren Leitung erfüllt wurde. 1897 wurde Murano, 1900 die Giudecca, der Lido und andere kleine Inseln der Lagune an die Wasserleitung angeschlossen.
Am 18. Juli 1911 riss ein Schiff das Hauptrohr der Wasserleitung auf und binnen kürzester Zeit war das gesamte Trinkwasser durch das eingedrungene Brackwasser untrinkbar geworden. Aufwändige Reparatur- und Reinigungsarbeiten beseitigten den Schaden nur unzureichend, so dass 1912 mit den Arbeiten zum Bau einer neuen Wasserleitung begonnen wurde, die aber durch die Ereignisse des Ersten Weltkrieges unterbrochen wurden. Nach Kriegsende erfolgte jedoch sehr rasch die Fertigstellung. Die neue Leitung verlief über eine Länge von über 20 Kilometern von Sant´Ambrogio (Scorzé) bis nach S. Giuliano am Rande der Lagune. Eine doppelte Leitung, die teilweise am Lagungengrund verläuft, führte Venedig aus den Sant`Ambrogioquellen endlich ausreichend Trinkwasser zu.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden, nicht zuletzt durch die Erfordernisse des zunehmenden Massentourismus, am Festland laufend neue Quellen erschlossen und Wasserleitungen verlegt, so dass heute die Stadt eine Wasserversorgung gleich einer am Festland liegenden Stadt hat.
Kultur
Architektur
Profanbauten
Ein Palast wird im allgemeinen in Venedig als Casa (abgekürzt Ca′) bezeichnet. In der öffentlichen Wahrnehmung gab es nur drei Paläste, die als solche bezeichnet wurden: den Dogenpalast (Palazzo Ducale), den Bischofspalast, sowie die Residenz des Patriarchen von Grado. Von den sogenannten byzantinischen Palästen gibt es heute nur noch wenige, und diese sind im 19. Jahrhundert weitgehend verändert worden. Viel alte Substanz ist noch an der Ca' da Mosto (am Canal Grande nordwestlich der Rialtobrücke) erhalten. Die dekorativen Details des Komplexes Loredan und Farsetti, heute Rathaus und Kommunalverwaltung, entstammt weitgehend dem 19. Jahrhundert. Dennoch lässt sich die Fassadenkomposition einer typischen "casa-fondaco" (abgeleitet vom arabischen "funduq" = Lagerraum) noch klar ablesen: eine Arkadenreihe im Erdgeschoss, welche zum Ein- und Ausladen von Waren geeignet war und ein ebenfalls durchgehend aufgerissener Piano Nobile. Im Grundriss äußert sich dies in einem zentralen Saal, der sich zur Fassade T-förmig erweitert.
Im Verlaufe der Gotik wurden die Saalproportionen steiler, und der T-förmige Grundriss wurde zugunsten eines leicht L-artigen, später nur noch geraden durchgehenden Saales aufgegeben. Der sogenannte "gotico fiorito" (keine Übersetzung sinnvoll) verwendet im 15. Jahrhundert an manchen Architekturen am Canal Grande Maßwerk, welches sich vom Dogenpalast herleitet. Der größenmäßig bedeutendste Bau ist die Ca' Foscari an der ersten Biegung des Canal Grande. Für die Ca'd'Oro ("Goldenes Haus") wurde kürzlich eine farbige Bemalung in Blau und Gold nachgewiesen. Bilder, insbesondere von Vittore Carpaccio und Gentile Bellini, lassen eine intensive Polychromie der gotischen Architektur erkennen.
Bedeutende Häuser des 16. Jahrhunderts sind vor allem die beiden Paläste Mauro Codussis, die Ca' Vendramin und der Pal. Corner Spinelli, ersterer mit einem Rückgriff auf einen T-förmigen Saal. Was den Profanbau angeht, so konnte, ganz im Gegensatz zum Sakralbau, Andrea Palladio in Venedig nie Fuß fassen. In seinen "Quattro Libri" sind zwar Entwürfe für die Ca'Corner della Ca' Granda und den Palazzo Grimani überliefert, doch war die konservative Haltung der Venezianer in Bezug auf die architektonische Gestaltung Ihrer Heimatstadt hier nicht zu überwinden. Eben die nach Entwurf von Jacopo Sansovino entstandene Ca' Corner, ein am Canal Grande gelegener Palast der Familie Cornaro, ist ein epochemachender Bau der Hoch-Renaissance mit einen quadratischen Innenhof nach römischem Vorbild. Ein anderer bedeutender Architekt des Cinquecento (also des 16. Jahrhunderts), Sebastiano Serlio, konnte manche seiner Vorstellungen in Kooperation mit dem Patrizier Francesco Zeno bei dessen neu zu errichtendem Palazzo verwirklichen.
Bis ins 18. Jahrhundert bleibt man der tradierten dreigeteilten Gebäudetypologie des Palastbaus weitgehend treu. Die letzten Großbauten, heute allesamt museal genutzt und zu diesem Zwecke nicht immer sorgfältig genug umgebaut, sind die Ca' Pesaro, die Ca' Rezzonico und der Palazzo Grassi. Neben dem opulenten Barock des Architekten Baldassare Longhena, der sich in den erstgenannten Gebäuden niederschlug, sind auch neoklassische, "antibarocke" Tendenzen unter Antonio Diedo und dem Architekten Andrea Tirali festzustellen.
Ein interessantes Bauwerk ist der Palazzo dei Camerlenghi, ehemals venezianisches Finanzministerium, kurz nach der Rialto-Brücke. Dieser weist fünf Fassadenseiten auf. Das Kuriosum ist aber nicht die Anzahl der Fassaden, sondern der Umstand dass man, vor jeder Seite stehend, auf den Canal Grande blicken kann.
Sakrale Bauten
(in Arbeit)
Museen
Die wichtigsten Museen Venedigs sind:
- Gallerie Dell'Accademia
- Palazzo Ducale
- Galleria G. Franchetti alla Ca' d'Oro
- Ca' Rezzonico - Museo del Settecento veneziano
- Museo Correr
- Ca' Pesaro - Galleria Internazionale d'Arte Moderna
- Palazzo Grassi
- Peggy-Guggenheim-Museum
Musik und Theater
Seit der Barockzeit ist Venedig eines der wichtigsten Zentren der abendländischen Musik, der Oper und des Theaters. Im nach Brandkatastrophen mehrfach wiederaufgebauten barocken Teatro La Fenice finden ganzjährig Symphoniekonzerte statt, die Opernsaison dauert von Dezember bis Juni.
Biennale
Die Biennale von Venedig gilt als eine der wichtigsten internationalen Kunstausstellungen und wird seit 1895 alle zwei Jahre - bei mehrjährigen Unterbrechungen in den Kriegsjahren - zwischen Juni und November veranstaltet. Mittlerweile findet eine Unterteilung in Kunst, Musik, Tanz, Theater, Film und Architektur statt. Die Kunstbiennale findet in den ungeraden, die Architekturbiennale in den geraden Jahre statt. Die Filmfestspiele sowie das Festival für Musik, Tanz und Theater finden jährlich statt.
Die seit 1932 Ende August/Anfang September stattfindenden Filmfestspiele gelten als das älteste und, neben dem Filmfestival Cannes und der Berlinale, als eines der drei bedeutendsten Filmfestivals weltweit.
Bildung
Von den zahlreichen Bildungseinrichtungen der Stadt ist besonders die Universität Venedig erwähnenswert.
Persönlichkeiten
Dogen
Kulturelles und gesellschaftliches Leben
- Domenico Alberti, Komponist und Botschafter, hier geboren
- Tomaso Albinoni, Komponist
- Jacopo de'Barbari, Maler und Kupferstecher
- Giovanni Bellini, Maler
- Bernardo Bellotto, Maler
- Giovanni Battista Bononcini, Komponist, starb hier
- Faustina Bordoni, Sängerin
- Lord Byron, englischer Dichter
- Giovanni Antonio Canale, genannt Canaletto, Maler
- Vittore Carpaccio, Maler
- Rosalba Carriera, Malerin
- Giacomo Casanova, Reisender, Gelehrter, Schriftsteller und Liebhaber
- Francesco Cavalli, Komponist
- Bartolomeo Colleoni, Söldnerführer
- Francesco Colonna, Schriftsteller
- Gasparo Contarini, Theologe, Kardinal und Diplomat
- Giovanni Croce, Komponist
- Vincenzo Maria Coronelli, Kartograph
- Andrea Gabrieli, Komponist
- Antonio Caldara, Komponist
- Luigi Ferrari, Bildhauer
- Andrea Gabrieli, Komponist
- Giovanni Gabrieli, Komponist
- Baldassare Galuppi, Komponist
- Silvestro Ganassi, Komponist und Instrumentenbauer
- Giorgione, Maler
- Carlo Goldoni, Komödiendichter
- Giovanni Legrenzi, Komponist, starb hier
- Donna Leon, US-amerikanische Schriftstellerin
- Antonio Lotti, Komponist
- Lorenzo Lotto, Maler
- Bruno Maderna, Komponist und Dirigent
- Gian Francesco Malipiero, Komponist
- Daniele Manin, radikaldemokratischer Revolutionär
- Benedetto Marcello, Komponist
- Claudio Monteverdi, Komponist
- Luigi Nono, Komponist
- Marco Polo, Forschungsreisender
- Jacopo Riccati, Mathematiker
- Paolo Sarpi, Theologe und Historiker
- Giovanni Battista Tiepolo, Maler
- Jacopo Tintoretto, Maler
- Tizian (Tiziano Vecellio), Maler
- Antonio Vivaldi, Komponist
- Richard Wagner, Komponist, starb hier
- Ermanno Wolf-Ferrari, Komponist
Venezianische Päpste
Neben vielen anderen bedeutenden Personen stellte Venedig auch eine Reihe von Päpsten.
Papstname | Zeitraum Pontifikat | bürgerlicher Name, vormalige Funktion |
Gregor XII. | 1406- 1415 | Angelo Correr, Bischof von Olivolo |
Eugen IV. | 1431- 1447 | Gabriele Condulmer, Bischof von Siena |
Paul II. | 1464 – 1471 | Pietro Barbo, Bischof von Vicenza und Padua |
Alexander VIII. | 1689 – 1691 | Pietro Ottoboni, Bischof von Brescia |
Clemens XIII. | 1758 – 1769 | Carlo Rezzonico, Bischof von Padua |
Pius X. | 1903 - 1914 | Giuseppe Sarto, Patriarch von Venedig |
Johannes XXIII. | 1958 – 1963 | Angelo Giuseppe Roncalli, Patriarch von Venedig |
Johannes Paul I. | 1978 | Albino Lucani, Patriarch von Venedig |
Galerie
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...Postkarten-Motiv
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Blick über die Dächer Venedigs, von einer Dachterrasse am Campo Santa Margherita
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Venedig, Canal Grande
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Venedig, San Giorgio Maggiore
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Venedig, Canal Grande
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Venedig
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Venedig
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Venedig
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Gondel - typisch für Venedig
Siehe auch: Galerie im Artikel über Canaletto
Literatur
- Peter Feldbauer und John Morrissey: Weltmacht mit Ruder und Segel. Venedig 800-1600, Essen 2004. ISBN 3-88400-419-0
- Richard Goy: Stadt in der Lagune. Leben und Bauen in Venedig, Stuttgart 1998. ISBN 3-89660-030-3
- Norbert Huse: Venedig. Von der Kunst, eine Stadt im Wasser zu bauen, München 2005. ISBN 3-40652-746-9
- Lothar Müller: Casanovas Venedig. Ein Reiselesebuch. Berlin 1998. - ISBN 3-80311-170-6
- Gerhard Rösch: Venedig. Geschichte einer Seerepublik, Stuttgart 2000. ISBN 3-17-014547-9
- Wolfgang Wolters: Architektur und Ornament, München 2000. ISBN 3-406-45906-4
Weblinks
- Offizielle Seite der Stadt, englisch und italienisch
- Architektur in Venedig: Paläste
- Branson De Cou: Handkolorierte Glas-Dias von Venedig 1920 bis 1941
(The De Cou Archive, University of California, Santa Cruz) - Tagebucheinträge Goethes über seinen Aufenthalt in Venedig (aus Johann Wolfgang von Goethes "Italienische Reise")
- Linkkatalog zum Thema Italienische Seiten bei curlie.org (ehemals DMOZ)