Ludwig II. (Hessen-Darmstadt)
Ludwig II. von Hessen und bei Rhein (* 26. Dezember 1777 in Darmstadt; † 16. Juni 1848 ebenda) war von 1830 bis 1848 Großherzog von Hessen und bei Rhein.
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ludwig war der älteste Sohn von Landgraf Ludwig X. von Hessen-Darmstadt (1753–1830), ab 1806 als Ludewig I. Großherzog von Hessen, und Luise (1761–1829), Tochter des Prinzen Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt.
Ludwig heiratete am 19. Juni 1804 in Karlsruhe Prinzessin Wilhelmine von Baden (1788–1836), Tochter des Erbprinzen Karl Ludwig von Baden. Aus dieser Ehe gingen offiziell sieben Kinder hervor, von denen allerdings zwei schon früh starben. Drei Söhne und eine Tochter überlebten ihn:
- Ludwig III. (1806–1877), Großherzog von Hessen und bei Rhein
- ⚭ 1. 1833 Prinzessin Mathilde von Bayern (1813–1862)
- ⚭ 2. 1868 (morg.) Magdalene Appel (1846–1917), „Freifrau von Hochstädten“ 1868
- Karl (1809–1877)
- ⚭ 1836 Prinzessin Elisabeth von Preußen (1815–1885)
- Elisabeth (1821–1826)
- Alexander (1823–1888), nennt sich später Battenberg
- ⚭ 1851 Gräfin Julia Hauke (1825–1895), 1851 „Gräfin Julie von Battenberg“, ab 1858 „Fürstin von Battenberg“
- Marie (1824–1880)
- ⚭ 1841 Zar Alexander II. von Russland (1818–1881)
Es wird kolportiert, Elisabeth, Alexander und Marie stammten aus einer außerehelichen Beziehung seiner Gemahlin mit dem Großherzoglichen Oberhofstallmeister August Ludwig von Senarclens-Grancy und seien von Ludwig II. als eigene Kinder anerkannt worden. Obwohl die illegitime Filiation eine gewisse Wahrscheinlichkeit aufweist, ist sie nicht sicher und beruht weder auf einer schriftlichen Unterlage noch auf einer mündlichen Erklärung.
Ausbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Erbprinz studierte seit 1795 an der Universität Leipzig.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor Regierungsantritt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Prinz lebte bis zu seinem Regierungsantritt meist zurückgezogen in Darmstadt. 1804 vertrat er seinen Vater bei der Kaiserkrönung Napoleons I. in Paris. Nachdem sein Vater 1806 Großherzog geworden war, trug Ludwig den Titel eines „Erbgroßherzogs“. Ludwig wohnte dem Erfurter und dem Wiener Kongress bei. Zur Krönung von Ludwig XVIII. weilte er nochmals in Paris.
Aufgrund der Verfassung des Großherzogtums Hessen von 1820 war Prinz Ludwig bis zu seinem Amtsantritt als Großherzog 1830 Mitglied der Ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen. Er nahm an deren Sitzungen teil, ohne großes Engagement zu zeigen. Eine Ausnahme war sein Versuch, die oktroyierte März-Verfassung von 1820 gegen Änderungen (die spätere Dezember-Verfassung von 1820) durch die Landstände zu verteidigen.[1]
Für die Regierungsgeschäfte zeigte er kaum Interesse, obwohl die jeweils leitenden Minister, zunächst Karl Ludwig Wilhelm von Grolman, dann Karl du Thil, sich bemühten, ihn einzubinden und brieflich ständig zu informieren.[2] Seit 1823 war Ludwig Mitglied des Staatsrats.
Nach Regierungsantritt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach seinem Regierungsantritt am 6. April 1830 provozierte seine Forderung nach Übernahme seiner ansehnlichen Schulden auf die Staatsschuldentilgungskasse einen ersten Konflikt mit den Ständen. Wegen seiner zunehmend reaktionären Ausrichtung dauerten seine Konflikte mit den Ständen seine ganze Regierungszeit über an. Kurz nach seiner Regierungsübernahme kam es in Oberhessen zu Aufständen, die durch seinen Bruder, Prinz Emil, niedergeschlagen wurden. Prinz Emil war auch die im Hintergrund bestimmende Figur, zusammen mit dem Ministerpräsidenten Karl du Thil.[3]
Regierungsverzicht und Tod
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Den Ereignissen der Märzrevolution war er nicht gewachsen. Er übertrug deshalb am 5. März 1848 seinem Sohn, Ludwig III., die Mitregentschaft.
Nach seinem kurz darauf erfolgten Tod wurde Großherzog Ludwig II. zunächst in der landgräflichen Gruft in der Stadtkirche Darmstadt bestattet, im Jahre 1910 wurde sein Sarg in das Alte Mausoleum im Park Rosenhöhe überführt.
Vorfahren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ludwig VIII. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1691–1768) | |||||||||||||
Ludwig IX. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1719–1790) | |||||||||||||
Charlotte von Hanau-Lichtenberg (1700–1726) | |||||||||||||
Ludwig I. Großherzog von Hessen und bei Rhein (1753–1830) | |||||||||||||
Christian III. von Pfalz-Zweibrücken (1674–1735) | |||||||||||||
Karoline von Pfalz-Zweibrücken (1721–1774) | |||||||||||||
Karoline von Nassau-Saarbrücken (1704–1774) | |||||||||||||
Ludwig II. Großherzog von Hessen und bei Rhein | |||||||||||||
Ludwig VIII. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1691–1768) | |||||||||||||
Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt (1722–1782) | |||||||||||||
Charlotte von Hanau-Lichtenberg (1700–1726) | |||||||||||||
Luise Henriette Karoline von Hessen-Darmstadt (1761–1829) | |||||||||||||
Christian Karl Reinhard von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (1695–1766) | |||||||||||||
Maria Luise Albertine zu Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (1729–1818) | |||||||||||||
Katharina Polyxena von Solms-Rödelheim (1702–1765) | |||||||||||||
Anmerkung: Aufgrund von interfamiliären Heiraten sind Landgraf Ludwig VIII. und seine Frau Charlotte gleich zweifache Ur-Großeltern von Ludwig II.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Siegfried Büttner: Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System. Historischer Verein für Hessen, Darmstadt 1969.
- Eckhart G. Franz: Ludwig II., Großherzog von Hessen und bei Rhein. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 397 (Digitalisat).
- Eckhart G. Franz (Hrsg.): Haus Hessen. Biografisches Lexikon. (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission N.F., Bd. 34) Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-88443-411-6, Nr. HD 65, S. 338–339 (Eckhart G. Franz).
- Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 182.
- Johann Wilhelm Christian Steiner: Ludwig II. Großherzog von Hessen und bei Rhein. Darmstadt 1848.
- Johann Wilhelm Christian Steiner: Die Geschichte der Regierung Ludwig II, Grossherzogs von Hessen und bei Rhein. Seligenstadt 1849.
- Philipp Walther: Ludwig II., Großherzog von Hessen und bei Rhein. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 557–559.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hessen und bei Rhein, Ludwig II. Großherzog von. Hessische Biografie. (Stand: 15. März 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Ludwig I. | Großherzog von Hessen 1830–1848 | Ludwig III. |
Personendaten | |
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NAME | Ludwig II. |
ALTERNATIVNAMEN | Ludwig II. von Hessen und bei Rhein |
KURZBESCHREIBUNG | Großherzog von Hessen-Darmstadt |
GEBURTSDATUM | 26. Dezember 1777 |
GEBURTSORT | Darmstadt |
STERBEDATUM | 16. Juni 1848 |
STERBEORT | Darmstadt |
- Großherzog (Hessen)
- Freimaurer (18. Jahrhundert)
- Freimaurer (19. Jahrhundert)
- Freimaurer (Deutschland)
- Mitglied der Ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen
- Familienmitglied des Hauses Hessen (Linie Darmstadt)
- Ritter des Schwarzen Adlerordens
- Träger des Hausordens vom Weißen Falken (Großkreuz)
- Ludwig I. (Hessen-Darmstadt)
- Luise Henriette Karoline von Hessen-Darmstadt
- Ludwig II. (Hessen-Darmstadt)
- Deutscher
- Geboren 1777
- Gestorben 1848
- Mann