Kerker
Kerker (von lat. carcer, Gefängnis) ist die alte Bezeichnung für Strafanstalt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Österreich wurde die bis 1974 im Strafgesetz vorgesehene Kerkerstrafe durch das Strafgesetzbuch abgeschafft und durch die allgemeine Freiheitsstrafe ersetzt.
Synonyma
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Betzekämmerchen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Betzekämmerchen waren von außen einsehbare Räume in öffentlichen Gebäuden, die in erster Linie der Zurschaustellung des Delinquenten und nicht seiner Inhaftierung dienten. Dieser verbüßte – dem Spott der Passanten ausgesetzt – so eine nicht entehrende Strafe für das Begehen leichterer Delikte.
Karzer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff Karzer ist ebenfalls eine Ableitung von lat. carcer, bezeichnet aber den (leichten) Arrest, der bis Anfang des 20. Jahrhunderts an Universitäten für Studenten verhängt werden konnte.
Verlies
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Verlies war im Mittelalter ein burg- oder stadteigener Kerker, meist in fensterlosen Kellerräumen oder im untersten Teil einer Festung (Kasematten) oder eines Turmes (Bergfrieds). Oft war es nur durch die Decke über eine einzige Öffnung, ein sogenanntes Angstloch, erreichbar und mitunter so eng, dass die Gefangenen sich nicht hinlegen konnten. Die Haft in einem solchen Kerker war eine Form der Folter und kam nicht selten der Todesstrafe gleich. Das niederdeutsche Wort Verlies ist mit „verlieren“[1] verwandt und gelangte im 18. Jahrhundert in die Schriftsprache. Eine frühere Bedeutung ist „Verlust“ (niederl. verlies) und später „sich verlieren, verloren gehen, für andere unsichtbar werden“. In England und Frankreich war analog hierzu die Bezeichnung Oubliette (von frz. oublier, „vergessen“) gebräuchlich.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Daniel Burger: In den Turm geworfen. Gefängnisse und Folterkammern auf Burgen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. In: Burgenbau im späten Mittelalter II. Hrsg. von der Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern in Verbindung mit dem Germanischen Nationalmuseum (= Forschungen zu Burgen und Schlössern, Bd. 12), Berlin und München (Deutscher Kunstverlag) 2009, S. 221–236. ISBN 978-3-422-06895-7.
- Joachim Zeune: Verliese, Gefängnisse und Folterkammern. In: Burgen in Mitteleuropa. Ein Handbuch. Bd. 1: Bauformen und Entwicklung. Hrsg. von der Deutschen Burgenvereinigung, Darmstadt 1999, S. 314–315.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Kerker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- BGBl. Nr. 422/1974 der Republik Österreich (Strafanpassungsgesetz) (erfordert Cookies)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Duden – Herkunftswörterbuch, Mannheim: Dudenverlag 2001 3. Aufl. Band 7 S. 892f.