Iodtrichlorid

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Strukturformel
Struktur von Iodtrichlorid
Allgemeines
Name Iodtrichlorid
Andere Namen

IODINE TRICHLORIDE (INCI)[1]

Summenformel
  • ICl3 (Monomer)
  • (ICl3)2 (Dimer)
Kurzbeschreibung

rotbraune Kristalle mit stechendem Geruch[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 865-44-1
EG-Nummer 212-739-8
ECHA-InfoCard 100.011.582
PubChem 70076
Wikidata Q419622
Eigenschaften
Molare Masse 233,26 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

3,12 g·cm−3 [2]

Schmelzpunkt

33 °C[2]

Siedepunkt

77 °C (Zersetzung)[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 290​‐​314​‐​335
P: 280​‐​301+330+331​‐​304+340​‐​305+351+338[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Iodtrichlorid ist eine ätzende Interhalogenverbindung, die aus Iod und Chlor besteht. Diese wurde zuerst 1814 von Humphry Davy dargestellt.[4]

Emil von Behring experimentierte mit zahlreichen Chemikalien, um ein Mittel gegen die Diphtherie zu finden. Bei einigen seiner Versuchstiere gelang ihm eine Heilung der Diphtherie mit Iodtrichlorid – wenn auch unter gravierenden Nebenwirkungen. Im Blut dieser geheilten Tiere fand von Behring anschließend das Antitoxin gegen das Diphtherietoxin, mit dem zum ersten Mal eine Behandlung des echten Krupps mit einem akzeptablen Nebenwirkungsspektrum möglich wurde. Er legte hiermit den Grundstein für die passive Immunisierung.[5][6]

Gewinnung und Darstellung

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Iodtrichlorid entsteht, wenn man Chlor auf Iodchlorid einwirken lässt.[3]

Iodtrichlorid bildet im Unterschied zu anderen Interhalogenen ein Dimer, (ICl3)2. Dabei sind die Bindungswinkel sowie die Bindungslängen nicht identisch (vgl. obere Abbildung).[4] Iodtrichlorid riecht stechend und bildet gelbe Nadeln, die an der Luft zerfließen. Es löst sich gut in Alkohol, Ether und Benzol.[3]

Mit Wasser reagiert Iodtrichlorid zu Iodchlorid, Salzsäure und Iodsäure.[4]

Iodtrichlorid kann man in der präparativen organischen Chemie sowohl zur Iodierung als auch zur Chlorierung, beispielsweise für Aromaten, einsetzen.[3]

Einzelnachweise

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  1. Eintrag zu IODINE TRICHLORIDE in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 18. September 2021.
  2. a b c d e Datenblatt Iodtrichlorid bei Merck, abgerufen am 5. April 2011.
  3. a b c d Bernd Dill, Fred Robert Heiker, Andreas Kirschning (Hrsg.): Römpp Chemie Lexikon. 9. Auflage, Band 3, Georg Thieme Verlag, 1992, ISBN 978-3-13-734809-2, S. 2019.
  4. a b c A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1, S. 459.
  5. J. Simon: Emil Behring's Medical Culture: From Disinfection to Serotherapy. In: Med Hist. 51. Jahrgang, Nr. 2, 2007, S. 201–218, PMC 1871706 (freier Volltext).
  6. Behring, Emil: Untersuchungen über das Zustandekommen der Diphtherie-Immunität bei Thieren, in: Deutsche Medicinische Wochenschrift 50, 1890, S. 11.