Horoi

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Die so genannten Horoi (griechisch hóroi ‚Termini, Begriffe‘) oder pseudoplatonischen Definitionen sind eine aus der Antike überlieferte Sammlung von Definitionen einzelner Begriffe.

Nach Otto Apelt stellen sie sich „als ein wie durch Zufall zusammengewehter Haufe von Erklärungen sehr verschiedenen Ursprungs dar…Sie sind aus allen Ecken und Enden zusammengetragen.“[1] Leicht zugänglich sind sie samt Übersetzung bei Hans Günter Zekl[2], eine philologisch orientierte Studie hat Heinz Gerd Ingenkamp[3] vorgelegt.

Es besteht Konsens, dass die Horoi in der vorliegenden Form nicht von Platon stammen, Ingenkamps genaue Analyse endet aber mit dem Resultat, dass sie mit Sicherheit der Akademie entstammen und wahrscheinlich in die philosophiehistorisch interessante Übergangszeit vom alten Platon zum jüngeren Aristoteles und seiner Topik fallen oder da zumindest ihren Ursprung haben.[4]

Zumindest nach Diogenes Laertios sollen alle möglichen Leute Horoi bzw. Definitionen geschrieben haben , überliefert sind – aus der Zeit Platons – jedenfalls zwei weitere: die des Pseudo-Andronikos und des Pseudo-Aristoteles.[5] Beide haben ethische Bestimmungen zum Inhalt, vorrangig Definitionen von Tugenden.

Es handelt sich bei den Horoi um eine leicht chaotische und mit Sicherheit kompilierte[6] Sammlung verschiedener anzunehmender Vorgänger, also anderer akademischer Definitionssammlungen.[7] Mindestens folgende Themenbereiche sind Gegenstand mancher dieser Definitionen: Ethik, Erkenntnistheorie, Theologie, Politik. Der Wert der pseudoplatonischen Definitionen ist umstritten. Es finden sich Wiederholungen, auch erscheinen manche der Definitionen überflüssig.

Die Horoi stehen wohl in engem Zusammenhang mit der platonischen Methode der Dihairese, der Begriffseinteilung, die die Definition des gesuchten Begriffs zum Ziel hat.

Einzelnachweise

  1. Otto Apelt: Die stoischen Definitionen der Affekte und Posidonius. Beiträge zur Geschichte der griechischen Philosophie. Leipzig 1891, S. 336
  2. Aristoteles: Organon I und II: Kategorien / Lehre vom Satz. Felix Meiner, Hamburg 1958
  3. Heinz Gerd Ingenkamp: Untersuchungen zu den pseudoplatonischen Definitionen. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1967
  4. Heinz Gerd Ingenkamp: Untersuchungen zu den pseudoplatonischen Definitionen. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1967, S.109
  5. Heinz Gerd Ingenkamp: Untersuchungen zu den pseudoplatonischen Definitionen. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1967, S.6
  6. Heinz Gerd Ingenkamp: Untersuchungen zu den pseudoplatonischen Definitionen. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1967, S.111
  7. Heinz Gerd Ingenkamp: Untersuchungen zu den pseudoplatonischen Definitionen. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1967, S.110