Die Jury
Die Jury (Originaltitel: A Time to Kill) ist ein Roman des US-amerikanischen Autors John Grisham aus dem Jahr 1989, der sich rasch zu einem Bestseller entwickelte. Die deutsche Übersetzung von Andreas Brandhorst erschien erstmals 1992 bei Heyne, München. Allein in diesem Verlag brachte es das Buch bis 2007 auf insgesamt 44 Auflagen.
Inhalt
In der fiktiven Kleinstadt Clanton im amerikanischen Bundesstaat Mississippi wird die schwarze zehnjährige Tonya Hailey von zwei betrunkenen, weißen Männern, Billy Ray Cobb und James „Pete“ Williard, brutal vergewaltigt. Als die beiden Männer zu einer ersten Anhörung in das Gerichtsgebäude geführt werden, erschießt sie Tonyas Vater, Carl Lee Hailey.
Das Gerichtsverfahren, das daraufhin gegen Carl Lee Hailey eingeleitet wird, gerät zum Sensationsprozess. Als Schwarzer, der es wagt, im amerikanischen Süden Lynchjustiz an den weißen Peinigern seiner Tochter zu üben, erwartet ihn das Todesurteil. Der junge Anwalt Jake Brigance übernimmt diesen Fall. Er wird von seinen Freunden Lucien Wilbanks und Harry Rex Vonner, beide selbst Anwälte, und später auch der Jurastudentin Ellen Roark unterstützt. Da der Fall klar ist: Carl Lee hat die Morde minutiös vorbereitet und ist klar identifiziert worden, ist der Prozess eine Herausforderung für die Verteidigung. Die einzige Möglichkeit Carl Lee zu retten ist es, Carl Lee als unzurechnungsfähig erscheinen zu lassen. Das soll der Jury als Feigenblatt dienen, um die Selbstjustiz von Carl Lee nicht zu ahnden.
Der arrogante Staatsanwalt Rufus Buckley versucht den Fall zu instrumentalisieren, um seine politische Karriere anzukurbeln. Er nutzt seine Kontakte und schüchtert den vorsitzenden Richter Omar "Ichabod" Noose ein. Noose weist in der Folge Jake’s Antrag ab, den Fall in einem anderen Bezirk zu verhandeln. In Ford County muss sich Carl Lee daher vor einer Jury aus zwölf weißen Geschworenen verantworten.
Billy Rays Bruder Freddy schwört Rache und tritt mit dem Ku Klux Klan in Verbindung, der die Verhandlung als Chance zur Selbstdarstellung nutzen will. Kurz darauf versucht der KKK ein Bombenattentat auf Jakes Haus zu verüben, das aufgrund eines anonymen Informanten, der sich "Micky Maus" nennt, verhindert werden kann. Jake schickt seine Frau und seine Tochter aus der Stadt, um sie zu schützen, und wird selber von der Polizei bewacht. Danach wird der Mann von Jakes Sekretärin Ethel Twitty angegriffen und zusammengeschlagen. Er stirbt im Krankenhaus an seinen Verletzungen. In den Vorgärten potentieller Geschworener werden Holzkreuze verbrannt, um diese einzuschüchtern. Am ersten Verhandlungstag liefern sich KKK und schwarze Demonstranten eine Straßenschlacht, nachdem Stump Sisson, der „Great Dragon“ des KKK, von einem Molotowcocktail getroffen und getötet wird. In der Folge fordert Sheriff Walls Verstärkung durch die State Police an, und der Bürgermeister ruft die Nationalgarde in die Stadt, um für Ordnung zu sorgen, was Jake wiederum nicht unbedingt missfällt, da ihm das aggressive Umfeld des Prozesses auf jeden Fall Munition für die zweite Instanz liefert.
Der KKK lässt jedoch nicht locker: Ein Scharfschütze schießt auf Jake, trifft aber dank der vorherigen Warnung von "Micky Maus" nur einen der ihn eskortierenden Soldaten. Dann wird Ellen Roark auf dem Nachhauseweg entführt,. Nachdem ihr die Haare geschoren wurden, wird sie im Wald zurückgelassen, wo sie „Micky Maus“ rettet. Der Vorsitzende der Jury wird eines Nachts mit einem Messer bedroht. Später wird Jakes Haus in Brand gesetzt. Schließlich foltern und ermorden die KKK-Mitglieder „Micky Maus“, einen von Jakes frühere Mandanten, da sie ihn als den Verräter identifiziert haben.
Jake hält trotz der massiven Einschüchterungsversuche am Fall fest. Er kann den von der Staatsanwaltschaft einberufenen Psychologen diskreditieren, indem er aufzeigt, dass dieser noch nie einen Angeklagten als unzurechnungsfähig eingestuft hat.
Am Tag der Urteilsverkündung versammeln sich zehntausende schwarze Demonstranten in der Stadt. Von der aufgebrachten Menschenmenge eingeschüchtert trauen sich die meisten Geschworenen nicht, Carl Lee zu verurteilen. Ein einstimmiger Freispruch wird aber erst durch ein Gedankenexperiment einer Geschworenen erreicht: Sie bittet die anderen Geschworenen innig sich vorzustellen, Tonya und Carl Lee Hailey wären weiß, die Vergewaltiger schwarz gewesen. Carl Lee wird schließlich freigesprochen, da er zum Tatzeitpunkt unzurechnungsfähig gewesen sei.
Verbindung zu anderen Romanen
Zwei der Hauptfiguren aus Die Jury tauchen in Grishams Roman Die Liste aus dem Jahr 2004 wieder auf. Harry Rex Vonner ist der erste Einheimische, der ein Freund von Willie Traynor, dem Protagonisten, wird. Lucien Wilbanks tritt ebenfalls in der Liste auf, diesmal allerdings als Widersacher und Anwalt der des Mordes verdächtigten Familie Padgitt.
Außerdem taucht Harry Rex Vonner in dem Roman Der Richter auf. Auch hier ist er als Scheidungsanwalt der Stadt Clanton, Mississippi, vertreten.
Jake Brigance, Lucien Wilbanks, Harry Rex Vonner sowie Richter Reuben V. Atlee treten im Roman Die Erbin, der zeitlich ca. 4 Jahre nach den Ereignissen von Die Jury angesiedelt ist, ebenfalls zusammen wieder auf.
Weiterhin findet Reuben V. Atlee, der Namensgeber des Romans Der Richter, Erwähnung im Roman.
Im Buch "Die Kammer" wird der Fall als der berühmteste Prozess Clantons erwähnt.
Verfilmung
Das Buch wurde unter demselben Namen Die Jury im Jahr 1996 mit Matthew McConaughey, Sandra Bullock, Samuel L. Jackson, Kevin Spacey, Donald Sutherland und Kiefer Sutherland verfilmt. Regisseur des Films war Joel Schumacher.
Literatur
- John Grisham: Die Jury, Heyne München 1992, ISBN 3-453-06118-7