Osseten

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Ossetin zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Die Osseten sind eineVolksgruppe im Kaukasus. Sie umfaßt rund 800.000 Menschen (nach Joshua-Projekt). Die Mehrzahl lebt in der russischen Republik Nordossetien-Alanien (einer Verwaltungseinheit der Russischen Föderation). In der georgischen autonomen Region Südossetien leben nach Krieg und Abwanderung nur etwa 40.000 Osseten.

Geschichte

Die Osseten stammen von den Alanen ab, einem Stamm der iranischen Sarmaten. Sie wanderten im 6. Jahrhundert in den Kaukasus ein. 921 entstand das alanische Erzbistum. Im 13. Jahrhundert wurde ihr Reich von den Tataren und Mongolen zerstört. Die verbliebenen Alanen zogen sich in die Berge zurück, wovon heute noch zahlreiche Verteidigungs- und Wohntürme zeugen.

Das moderne Volk der Osseten hat in dieser Zeit seinen Ursprung. Sie lebten damals im Norden des Kaukasushauptkamms. Ab dem 16. Jahrhundert breitete sich der Islam unter dem ossetischen Adel aus. Dieser war an einer engeren Verflechtung mit dem kabardinischen und balkarischen Adel interessiert. 1774 trat Ossetien freiwillig dem Russischen Reich bei.

Die Besiedelung des heutigen Südossetien durch Osseten begann erst im 18. Jahrhundert.

Sprache

Das Ossetische gehört zur iranischen Gruppe der indogermanischen Sprachfamilie. Es unterteilt sich in zwei Hauptdialekte, das westossetische Digoron und das ostossetische Iron (mit dem Tual-Dialekt Südossetiens).

Die eigentlich richtigere Bezeichnung Ossisch für die Sprache der "Ossen" ist weniger geläufig als die vom benachbarten Georgischen abgeleitete Form "Ossetisch". (Georgisch "-eti" bedeutet als Endung einfach nur "Land"; "Oss-eti" heißt also "Land der Ossen")

Religion

70 % der Osseten sind orthodoxe Christen, 30% sind Muslime. Die Nordosseten sind mehrheitlich Muslime, die Südosseten sind mehrheitlich christlich.

Kultur

Die ossetische Kultur gehört der iranischen Kultur an.

Musik

Der derzeit wohl berühmteste lebende Ossete ist der russische Meisterdirigent Waleri Abissalowitsch Gergijew.

Literatur

Unabhängigkeitsbestrebungen

  • 1990 Unabhängigkeitserklärung Südossetiens - die Autonomie wird darauf von der georgischen Regierung aufgehoben: Der Konflikt eskaliert zu einem Krieg.
  • Dieser wird erst 1992 beigelegt. Im Verlauf des Krieges flohen 20.000 Osseten und 100.000 Georgier aus der Region.

Nach Meyers Lexikon

Vorlage:Meyers ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890

Osseten, ein zum indogermanischen Stamm (und zwar zur iranischen Gruppe desselben) gehörendes Volk im Kaukasus, bewohnt (1873: 110,914 Köpfe stark) verschiedene Thalschluchten und Bergwände nördlich und südlich von der Zentralkette des Gebirges, da, wo der Paß von Daryal als einzige natürliche Straße dasselbe spaltet, im Norden vorzugsweise im Thal des Terek, im Süden bis zu den Quellen des Rion sich ausdehnend. Westlich von Wladikawkas bewohnen sie eine Ebene, welche von der Kabarda durch eine Reihe von Bergen getrennt wird.

Sie selbst nennen sich Iron (gleichbedeutend mit Iran); der Name Osseten stammt vom georgischen Ossethi, womit das von den Os oder Osen bewohnte Land bezeichnet wird.

Über ihren Ursprung und ihre Verwandtschaft mit andern Stämmen sind viele Theorien aufgestellt worden. Nach einigen hängen sie mit den Osiliern des Ptolemäos zusammen, welche an der Mündung des Tanais (Don) ihre Sitze hatten, nach andern (Klaproth, Kohl, Koch) mit den Alanen, nach Vivien Saint-Martin mit den Asen, die nach Skandinavien auswanderten; nach noch andern sollen sie die reinsten Repräsentanten der Arier und nächste Verwandte der Germanen oder auch der Perser sein, wogegen Pfaff behauptet, daß sie mit Semiten vermischt seien. Daß vielfache Mischungen stattgefunden haben, zeigt das Auftreten brauner und schwarzer Augen und Haare unter der meist blondhaarigen und blauäugigen Bevölkerung.

Kultur

Doch stehen die Osseten ihrem Äußern nach weit hinter andern Völkern des Kaukasus zurück; namentlich sind die Frauen, auf denen alle Last der häuslichen Arbeiten ruht, meist klein und von grobem und stumpfem Gesichtsausdruck. Die Kleidung besteht in einem kurzen Hemd, mitunter Beinkleider und einem tscherkessischen Überrock von grobem Tuch. Als Fußbekleidung dienen Schuhe, die aus Bindfaden und Riemen geflochten sind, im Winter Filzstiefel; den Kopf bedeckt eine einfache Filzmütze. Sie bereiten aus Gerste ein bierähnliches Getränk, das sie aus Steinkrügen trinken.

Ihre Wohnungen sind entweder aus Holz gebaut, deren Dächer mit. Steinen beschwert sind, oder in den Hochthälern steinerne Türme.

Religion

Die höchsten geschätzten Bauten sind die alten 4–5 m hohen achteckigen Gräber, Sappads, die zuweilen förmliche Nekropolen bilden. Ihre Religion, die sie je nach den Verhältnissen wechselten, ist ein seltsames Gemisch von Mohammedanismus, Christentum, zu dem sie sich früher bekannten, und heidnischen Gebrauchen. Tempel und öffentlichen Gottesdienst haben sie nicht.

Sprache

Die Sprache der Osseten zeichnet sich durch altertümliche Anlage aus, indem sie sich an das Persische und andre iranische Sprachen anschließt, und zerfällt in mehrere Mundarten, von denen die von Südossetien (Dsauscher Dialekt) durch v. Rosen (Lemgo 1846) und die beiden wichtigsten von Nordossetien, die tagaurische und digorische Mundart, von Sjögren (Petersb. 1844) grammatisch behandelt worden sind. Vgl. auch Hübschmann, Etymologie und Lautlehre der ossetischen Sprache (Straßb. 1886).

Geschichte

Die Osseten waren in älterer Zeit ein mächtiges Volk, welches unter einem Oberhaupt einen großen Teil des Kaukasus und die ebenen Steppengegenden bis zum Don und zur Wolga innehatte. Batu Khan trieb im 13. Jahrh. die Osseten aus den Ebenen der jetzigen Kabarda in das hohe Gebirge des Kaukasus, wo sie sich in den Felsenthälern anbauten. Timur Lenk besiegte die Osseten und setzte einen Emir über sie. Später wurden sie noch mehr aus den niedrigen Gebirgen verdrängt, besonders durch die Tscherkessen, die sich an ihrer Statt in den beiden Kabardas niederließen.

Den erobernden Russen haben sie niemals irgend welchen Widerstand entgegengesetzt, obwohl sie im Besitz der wichtigsten Paßübergänge über den Kaukasus waren. Früher liebten sie es, als Söldner in den Dienst der Byzantiner, Georgier und Perser zu treten.

Siehe auch