Oberdreis

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Wappen Deutschlandkarte
Oberdreis
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Oberdreis hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 38′ N, 7° 40′ OKoordinaten: 50° 38′ N, 7° 40′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Neuwied
Verbandsgemeinde: Puderbach
Höhe: 285 m ü. NHN
Fläche: 8,98 km2
Einwohner: 894 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 100 Einwohner je km2
Postleitzahl: 57639
Vorwahl: 02684
Kfz-Kennzeichen: NR
Gemeindeschlüssel: 07 1 38 052
Gemeindegliederung: 4 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Hauptstraße 13
56305 Puderbach
Website: oberdreis.de
Ortsbürgermeister: Ralf Engel
Lage der Ortsgemeinde Oberdreis im Landkreis Neuwied
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Karte

Oberdreis ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Neuwied im Norden von Rheinland-Pfalz. Die Gemeinde gehört der Verbandsgemeinde Puderbach an.

Geographie

Der Ort liegt ein wenig abseits der großen Verkehrsadern nordöstlich von Puderbach am Rande des Naturparks Rhein-Westerwald.

Zu Oberdreis gehören die Ortsteile Lautzert und Dendert sowie der Wohnplatz Guter Trunk Marie (Tonzeche).[2]

Oberdreis, Luftaufnahme (2016)

Bevölkerung

Statistik zur Einwohnerentwicklung

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Oberdreis, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[3]

Jahr Einwohner
1815 409
1835 496
1871 526
1905 485
1939 559
1950 666
1961 614
Jahr Einwohner
1970 732
1987 781
1997 949
2005 921
2011 871
2017 841

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Oberdreis besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem. Die zwölf Sitze im Gemeinderat verteilen sich auf zwei Wählergruppen.[4]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

In der Oberdreiser Ortsmitte befindet sich eine Kolbenpumpe aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Heute dient sie nur noch als Anschauungsstück und ist nicht mehr funktionstüchtig.

Bauwerke

Im Ortsteil Oberdreis steht eine evangelische Kirche, deren Grundsteinlegung auf die Zeit um das Jahr 1000 zurückgehen könnte. Die erste urkundliche Erwähnung datiert auf 1253. Während des dreißigjährigen Krieges wurde sie als Wehrkirche, davon zwischen 1633 und 1634 als Pferdestall verwendet. Die militärische Nutzung lässt sich auch heute noch an der erhöhten Position und der soliden Ummauerung erkennen. 1763 stürzte der Kirchturm ein, worauf zwischen 1792 und 1795 das Kirchgebäude im spätbarocken Stil fast komplett neu errichtet wurde. Einzig der Turmunterbau ist bis heute Zeuge des alten Gebäudes.

Unter Pfarrer Adam Deussen (1843–1884) wurde die Kirche renoviert und erhielt am 16. November 1845 eine eigene Orgel. 1900 fand eine von Kollekten finanzierte Instandsetzung statt. 1968 wurde die Kirche unter anderem um einen Altarraum erweitert und der Eingang von der Seite zum Turm hin verlagert. Eine weitere Renovierung folgte erst im Jahr 2002.[5]

Paul Deussens Grabstätte

Wenige Meter von der Kirche entfernt befindet sich das alte Pfarrhaus, welches um 1850 erbaut wurde. In ihm wuchs der 1845 in Oberdreis geborene Indologe Paul Deussen auf. Nach seinem Tod 1919 in Kiel wurde er auf dem Kirchhügel direkt beim Eingang der Kirche beerdigt, seine Grabstätte ist heute noch erhalten.

Alte Ölmühle

Am Mühlbach, der wenige Meter weiter in den Dreisbach fließt, befindet sich eine historische Ölmühle, in der unter anderem Bucheckern der umgebenden Buchen gemahlen wurden. Die Ölmühle ist heute nicht mehr in Betrieb, aber dank ihrer Lage und der traditionellen Fachwerkbauweise (Eichenfachwerk) eine der Oberdreiser Sehenswürdigkeiten. Die Mühle wurde früher "Owerdresser Ollichsmill" genannt und ist ungefähr 300 Jahre alt. Sie diente früher der Familie Paul Schumann für die Ölgewinnung aus Raps, Rübsen, Bucheckern, Sonnenblumen und Leinsamen. Das Öl wurde für Haushalts- und Stalllaternen oder auch für Bergsmannslampen benutzt. Die stempelbetriebene Keilpresse, der Königsstuhl und der Kollergang sind noch gänzlich erhalten. Das Wasserrad wurde vom Wasser des Dreisbaches angetrieben. Das Wasserrad trieb dann den Kollergang an; dort wurde dann das Mahlgut zerquetscht, danach auf einem Ofen erwärmt und schließlich von einer Keilpresse ausgepresst. Aus sechs Pfund Ölfrüchten wurde ein Liter Öl. Bei einem Arbeitsgang(Geschläg) wurden 60 Pfund Mahlgut verarbeitet. Der dabei entstandene Ölkuchen(Treber) konnte als Viehfutter verwendet werden. Bei seiner Stilllegung begann das Gebäude zu verfallen. Späterhin restaurierte es dann der Inhaber. 1980 wurden Dach und Inneneinrichtung restauriert, drei Jahre später wurde dann ein neues metallisches Wasserrad gebaut. Außerdem wurde der Kennel am Wasserrad mehrmals erneuert, um die Sehenswürdigkeit zu erhalten.[6]

Der sogenannte Oberdreiser „Backes“

Neben dem ehemaligen Feuerwehrhaus befindet sich der sogenannte „Backes“, ein Backhaus in Fachwerkbauweise. Hier wird alle zwei Wochen nach traditioneller Weise auf Sauerteigbasis Brot für den Eigenbedarf gebacken. Dafür wird zuerst der Steinofen durch ein Holzfeuer geheizt, dann die Glut entfernt und die Brote auf dem heißen Stein gebacken.

Siehe auch Liste der Kulturdenkmäler in Oberdreis

Freizeit

Ein speziell beschilderter Radwanderrundweg „Rund um Oberdreis“ führt in rund 14 Kilometern durch die Ortsteile und führt dabei auch in die beiden Landkreise Altenkirchen und den Westerwaldkreis.[7]

Naturdenkmäler

Beilstein im Oberdreiser Wald

Zu den wichtigsten und ehrwürdigsten Naturdenkmälern des Kreises Neuwied gehört der Beilstein in Oberdreis. Vor einigen Jahren wurde an der Nordseite des Vulkankegels noch Basalt gebrochen. Heute ist der Beilstein nicht mehr direkt an das Wegenetz angeschlossen, sondern liegt einige Meter abseits. Während er von einer Seite einfach zu besteigen ist, kann sich an der gegenüberliegenden Seite abgeseilt werden.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die nächste Autobahnanschlussstelle ist Neuwied an der Bundesautobahn 3. Der nächstgelegene ICE-Halt ist der Bahnhof Montabaur an der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main. Der nächstgelegene Bahnhof ist der Bahnhof Altenkirchen (Westerw), über welchen man mit Umstieg im Bahnhof Au (Sieg) den Knotenpunktbahnhof Köln Hauptbahnhof erreicht, von welchem aus Verbindungen nach ganz Deutschland sowie die umliegenden Länder bestehen.

Erneuerbare Energien

Photovoltaikanlage im Oberdreiser Wald

Die Gemeinde Oberdreis ist seit 2011 an einer 5,6 Hektar großen Photovoltaikanlage beteiligt. Diese wurde von 2010 an im Oberdreiser Gemeindewald auf der verfüllten Fläche der von der Ortsgemeinde betriebenen Erddeponie errichtet und leistet circa 3 Megawatt Peakleistung. Der Gemeindeanteil beträgt circa 700 kWpeak, welches ungefähr dem Stromverbrauch von 170 Haushalten entspricht.[8]

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Friedrich Jakob Schmitthenner (1796–1850) war Germanist und Staatswissenschaftler, Politiker und Hochschullehrer.
  • Paul Deussen (1845–1919) war ein deutscher Philosophie-Historiker, Indologe und Sanskrit-Gelehrter. Er gehört zum Kreis der Schul- und Studienfreunde Friedrich Nietzsches, der ihn hier vom 29. September bis 16. Oktober 1864 aus Anlass seiner Übersiedlung von Naumburg nach Bonn zur Aufnahme des Studiums besucht hat. Deussens Grabstätte befindet sich neben der evangelischen Kirche.
Commons: Oberdreis – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Januar 2019[Version 2022 liegt vor.]. S. 51 (PDF; 3 MB).
  3. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 11. Juli 2019.
  4. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen
  5. Informationstafel an der Oberdreiser Kirche. Foto der Tafel und Text als PDF-Version, abgerufen am 27. April 2011
  6. Informationstafel an der Oberdreiser Ölmühle. Foto der Tafel
  7. Rund um Oberdreis: eine Wanderung durch 3 Landkreise – ca. 13,5 km. In: oberdreis.de. Ortsgemeinde Oberdreis, abgerufen am 3. April 2013.
  8. Oberdreis beteiligt sich am Solarwerk. In: Rhein-Zeitung. 8. Dezember 2010, abgerufen am 13. Februar 2011.