Magna Graecia

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Kolonien und Dialekte der Magna Graecia

Als Magna Graecia (lateinisch für: „großes Griechenland“; griechisch Μεγάλη ῾Ελλάς Megalē Hellas) werden die Regionen im antiken Süditalien, oft einschließlich Siziliens, bezeichnet, die von griechischen Siedlern ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. kolonisiert wurden. Obwohl es hier neben den zahlreichen Poleis immer auch viele nichtgriechische Stämme und Städte gab, war die Region dennoch stark von der griechischen Sprache und Kultur geprägt und wurde erst spät und langsam romanisiert.

Im Deutschen wird das Gebiet Großgriechenland genannt, seine Einwohner Westgriechen. Die Magna Graecia bestand dabei aus vielen volkreichen Städten; diese waren unabhängige Staaten, die oft gegeneinander kämpften.[1]

Ursprung

Magna Graecia
Völker auf der Apenninhalbinsel zu Beginn der Eisenzeit
  • Ligurer
  • Veneter
  • Etrusker
  • Picener
  • Umbrer
  • Latiner
  • Osker
  • Messapier
  • Westgriechen
  • Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. begann die griechische Kolonisation in Italien. Die Abreise der Kolonisten aus dem antiken Griechenland ging oft auf friedliche Weise vor, wenn die Bevölkerung in einer Stadt für die Nahrungsproduktion zu groß wurde. Oft stellte die eigene Stadt die notwendigen Mittel für das Unternehmen: Schiffe, Waffen, Ackergeräte, Lebensmittelvorräte, Saatgut.

    Die Heimatpolis (Metropolis) gab nun einem Oikisten (Koloniengründer) den Auftrag, die Expedition nach Italien oder anderen Gegenden des Mittelmeeres vorzubereiten und zu führen. Der Oikist war in seinem Heimatort sehr bekannt, zumeist stammte er aus einer adligen Familie. Vor der Expedition musste er den Schutz der Götter garantieren. So begab er sich in ein Heiligtum, normalerweise das des Gottes Apollon in Delphi, und ließ sich vom Gott das Ziel seiner Reise bestätigen. Durch seine Priester sprach der Gott Offenbarungen aus.[2] War die Gründung der Apoikie erfolgreich, so wurde der Oikist nach seinem Tod zumeist in einem eigenen Heiligtum als Heros ktistes verehrt.

    Manchmal waren die Oikisten aber auch heimatlose Abenteurer, die Gruppen aus verschiedenen Gebieten in Griechenland vereinten und sie als Navigatoren führten; manchmal gründeten sie so mehr als eine Stadt. Und nicht selten handelte es sich bei den Kolonisten wohl um Männer, die ihre Heimatpolis aufgrund einer Stasis verlassen mussten. In der Regel waren die Siedler dabei erwachsene Männer, die sich nach einer Weile einheimische Frauen nahmen.

    Die Kolonien in vorchristlicher Zeit

    Die ersten Kolonien in Süditalien entstanden längs der Küsten, in der Nähe von Flüssen oder Quellen, in den heutigen Gebieten von Kalabrien, Kampanien, Basilikata, Apulien und im Südosten von Sizilien. Dabei wurden verschiedene Städte gegründet: Taras, Kyme, Metapontion, Sybaris, Kroton, Rhegion, Paestum und Neapel wurden Hauptzentren der Magna Graecia. Auch auf Sizilien wurden verschiedene griechische Kolonien (Naxos, Zankle und Syraka) gegründet, die aber von den Griechen, im Unterschied zu den römischen Historikern, meist nicht zum eigentlichen Großgriechenland gezählt wurden. [3]

    Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. wurden die Kolonien dann als Megále Hellás, lat. Magna Graecia, bezeichnet, vermutlich, um ihre Größe gegenüber dem griechischen Mutterland zu betonen. Die Bezeichnung Magna Graecia bezieht sich also eher auf die Bevölkerung und die Kultur und nicht auf ein begrenztes politisches Territorium.

    Nach dem Pyrrhischen Krieg wurde das Gebiet bis 272 v. Chr. von den Römern erobert und in die Römische Republik annektiert. Die griechischsprachige Bevölkerung wurde nach der Annexion der Magna Graecia im Lauf der Jahrhunderte, bis auf geringe Restbestände in abgelegenen Gebieten, weitgehend romanisiert.

    Erfolgreiche Kolonien

    Reste eines dorischen Tempels in Tarent (Apulien)
    Heratempel bei Metaponto (Lukanien)
    Tempel bei Agrigent (Sizilien)
    Kolonien der Magna Graecia und andere griechische Kolonien in Italien (in rot)

    Viele der griechischen Kolonialstädte wurden schnell mächtig und reich, zum Beispiel Kapuê (Capua), Neapolis (Νεάπολις, Neapel) und Sybaris (Σύβαρις).

    Kalabrien

    In Kalabrien sind das folgende Städte:

    Kampanien

    In Kampanien sind das folgende Städte:

    Lukanien

    In Lukanien sind das folgende Städte:

    Apulien

    In Apulien sind das folgende Städte:

    Sizilien

    In Sizilien sind das folgende Städte:

    Andere Regionen

    Siedlungen in der Spätantike und Mittelalter

    Mit Beginn der Christianisierung Süditaliens (im 2. Jahrhundert) gewann Griechisch als Sprache der Kirche an Bedeutung. Seit dem 5./6. Jahrhundert kamen Griechen aus dem östlichen Mittelmeerraum, vom Balkan, aus dem Vorderen Orient und Nordafrika nach Unteritalien.

    Später waren es Basilianermönche, die sich auf der Flucht vor den ikonoklastischen Gesetzen der byzantinischen Kaiser befanden. Der so genannte Bilderstreit verbot ihnen die Ikonenmalerei, die wirtschaftliche Basis des Ordens. In Apulien versteckten sich die vertriebenen griechischen Mönche in den Schluchten der Murgia und gründeten dort Höhlensiedlungen und Kirchen. Die über 500 Höhlen- und Grottenkirchen gehören zu den Sehenswürdigkeiten des Hinterlandes von Tarent und der Hoch-Murgia. Die größten besitzen sogar einen fünfschiffigen Grundriss. Die Felsenkirchen befinden sich noch in einem relativ guten Erhaltungszustand und sind zum Teil mit farbenprächtigen Fresken verziert, die zum Bilderkreis des byzantinischen Ritus gehören. Das Mönchsleben in den Höhlensiedlungen hat nicht selten zur Gründung von Schluchtenstädten geführt, die unmittelbar darüber entstanden. Zu den wichtigsten und sehenswertesten gehören Massafra, Gravina, Grottaglie und vor allem Matera in der Basilikata.

    Griko

    Noch heute existiert in Kalabrien und vor allem im Salento in Apulien eine kleine Minderheit, die Griko spricht – eine Sprache mit altgriechischen, byzantinisch-griechischen und italienischen Elementen.

    Siehe auch

    Literatur

    • Luca Cerchiai (u. a.): Die Griechen in Süditalien. Auf Spurensuche zwischen Neapel und Syrakus. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1845-5
    • Furio Durando (u. a.): Magna Graecia. Kunst und Kultur der Griechen in Italien. Hirmer, München 2004, ISBN 3-7774-2045-X
    • Hansgerd Hellenkemper (Hrsg.): Die neue Welt der Griechen. Antike Kunst aus Unteritalien und Sizilien. Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2498-7
    • Mario Lazzarini: La Magna Grecia. Scorpione Editrice, Taranto 1990, 1995. ISBN 88-8099-027-6
    • Dieter Mertens: Städte und Bauten der Westgriechen. Von der Kolonisationszeit bis zur Krise um 400 vor Christus. Hirmer, München 2006, ISBN 3-7774-2755-1
    • Norbert A. Przesang: Magna Graecia, Die Griechen in Unteritalien und Sizilien. Handbuch für Studienreisende und Studierende. Projekte-Verlag Cornelius, Halle 2009, ISBN 978-3-86634-832-5

    Anmerkungen

    1. Lazzarini, 1990, S. 5.
    2. Lazzarini 1990, S. 17.
    3. MG, 5. Mai 2006.