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Seite:Meyers Universum 7. Band 1840.djvu/98

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CCC. Der Kursaal in Kissingen.




Sechs Meilen von Würzburg, vom Bade Brückenau und von Schweinfurt drei, von Meiningen fünf Meilen entfernt, an der Nordgrenze Franken’s, liegt Kissingen, gegenwärtig einer der berühmtesten Kurorte Deutschlands.

Freundlich ist Kissingens Umgebung und die ganze Gegend malerisch und fruchtbar, ohne gerade ausgezeichnet schön zu seyn. Ein fetter, blumiger Wiesengrund, von der fränkischen Saale durchschlängelt, fruchtbare Saatfelder, sanftansteigende Höhen, deren sonnige Gelände mit Weinreben bepflanzt sind, setzen eine recht hübsche Landschaft zusammen, welche nordwärts die blaue Kette der Rhön einrahmt.

Schon zur Römerzeit wurde, ist die Tradition wahr, die hiesige Salzquelle benutzt. Im 9. Jahrhundert tritt Kissingen als Städtchen auf, wohlhabend durch den Schatz, der ihm aus der Erde sprudelte. Es gehörte damals den weithin mächtigen Grafen von Henneberg.

Als Bad lernen wir den Ort in einer viel spätern Zeit kennen, und Ruf erhielt er in dieser Beziehung erst seit 20 Jahren. Wer Kissingen zu Anfang des Jahrhunderts besucht hat und es jetzt sieht, kennt es nicht mehr. Alles ist seitdem umgewandelt; die Stadt, die Promenaden, die ganze Gegend. Das äußere Gewand schon verkündigt einen Kurort vom ersten Range, dem jährlich 2000 bis 3000 Gäste aus allen Theilen der Erde zuströmen. – Medizinisch benutzt und gefaßt sind drei Quellen: der Maximilians-, der Kur- oder Ragotzibrunnen und der Badebrunnen oder Pandur. Alle gehören zur Gattung der eisenhaltigen Kochsalzquellen. Reich an Kohlensäure, verbinden sie mit einem sehr beträchtlichen Gehalte an Alkali und Neutralsalzen eine ansehnliche Menge von kohlensaurem Eisen. Dieses macht des Wassers wirksamsten Bestandtheil aus.

Seiner Zusammensetzung gemäß hat das Kissinger Wasser eine kräftige, auflösende Wirkung. Es reizt und befördert mächtig die Absonderung auf dem Abdominalwege, ohne, selbst bei sehr lang fortgesetztem Gebrauche, Schwäche in den Gedärmen oder den übrigen Unterleibsorganen zu hinterlassen.

Der Maximilians- oder Sauerbrunnen liegt etwa 150 Schritte außerhalb der Stadt gegen Süden, dem Kurhause gegenüber. Er wirkt am gelindesten und ist in einer Reihe von Leiden da ein Heilmittel, wo der energische Ragotzi und der noch kräftigere Pandur nicht angewendet werden darf. Sein Geschmad ist angenehm und dem des Selterser Wassers ähnlich. Seine Heilkraft wird in den verschiedenen Krankheiten der Lunge und Respirationsorgane

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/98&oldid=- (Version vom 27.10.2024)