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Der Kamerad

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: Der Kamerad
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 158f.
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[158]
Der Kamerad.

Mit dem Tode schloß ich Kameradschaft.
Ueber einem vollen Humpen saßen
Oft wir nächtens und philosophirten.
Auch zusammen gingen wir spaziren,
Lauschten mit elegischen Gefühlen
Nach dem Pilgerruf der Abendglocke.
Aber männlich auch an meiner Seite
Stand der Kamerad und secundirte,
Oder wann ich im Gebirg verirrt war,
Hangend über schwindelnd tiefem Abgrund,
Sprach er: Blick mir in das Auge ruhig
Und ich that es und ich war gerettet –
Lange standen wir auf gutem Fuße,
Bis mich volles Leben überströmte
Glühend warm mit unbekannter Fülle,
Und mir schauderte vor meinem Freunde …
Als das Liebchen heute mir am Hals hing,
Ueber seine Schulter weg erblickt’ ich
Meines Kameraden leichten Umriß
Auf dem Abendhimmel und er grollte:
„Bin ich dir verleidet? Deine feigen
Lippen meiden meinen schlichten Namen?
Ist das hübsch von einem Kameraden?“
In demselben Augenblick umarmte
Liebchen mich und rief: „So möcht’ ich sterben!

[159]
Komme, Tod, und raub’ mich, Tod, im Kusse!“

Und der Tod, von schwellend jungen Lippen
Heiß und leidenschaftlich angerufen,
Hörte seinen Namen mit Vergnügen.
Ueber sein geheimnißvolles Antlitz
Glitt ein Leuchten und er schied in Minne.