[go: up one dir, main page]

Zum Inhalt springen

Das Testament II.

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Christian Fürchtegott Gellert
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Testament
Untertitel:
aus: Sämmtliche Schriften. 1. Theil: Fabeln und Erzählungen, Drittes Buch. S. 295–296
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1769
Verlag: M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1746/48
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[295]
          Das Testament.


Sohn, fieng der Vater an, indem er sterben wollte,
Wie ruhig schlief ich itzt nicht ein,
Wenn ich nach meinem Tod dich glücklich wissen sollte!
Du bist es werth; und wirst es seyn.

5
Hier hast du meinen letzten Willen.

So bald du mich ins Grab gebracht,
So brich ihn auf, und such ihn zu erfüllen;
So ist dein Glück gewiß gemacht.
Versprich mir dieß, so will ich freudig sterben.

10
     Der Vater starb; und kurz darauf

Brach auch der Sohn das Testament schon auf,
Und las: Mein Sohn, du wirst von mir sehr wenig erben,
Als etwan ein gut Buch und meinen Lebenslauf,
Den setz ich dir zu deiner Nachricht auf.

15
Mein Wunsch war meine Pflicht. Bey tausend Hindernissen

Befliß ich stets mich auf ein gut Gewissen.
Verstrich ein Tag, so fieng ich zu mir an:
Der Tag ist hin; hast du was Nützliches gethan?
Und bist du weiser, als am Morgen?

20
Dieß, lieber Sohn, dieß waren meine Sorgen:

So fand ich denn von Zeit zu Zeit,
Zu meinem täglichen Geschäffte
Mehr Eifer, und zugleich mehr Kräfte,
Und in der Pflicht stets mehr Zufriedenheit.

[296]
25
So lernt ich, mich mit wenigem begnügen,

Und steckte meinem Wunsch ein Ziel.
Hast du genug, dacht ich, so hast du viel;
Und hast du nicht genug, so wirds die Vorsicht fügen.
Was folgt dir, wenn du heute stirbst?

30
Die Würden, die dir Menschen gaben?

Der Reichthum? Nein! Das Glück, der Welt genützt zu haben;
Drum sey vergnügt, wenn du dir dieß erwirbst.
So dacht ich, liebster Sohn, so sucht ich auch zu leben.
Und dieses Glück kannst du, mit Gott, dir selber geben.

35
Vergiß es nicht: Das wahre Glück allein

Ist, ein rechtschaffner Mann zu seyn.