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BLKÖ:Toscana, Alice Großherzogin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 46 (1882), ab Seite: 168. (Quelle)
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Toscana, Alice Großherzogin von Toscana (geb. 27. December 1849). Eine Tochter des Herzogs Ferdinand Karl III. von Parma (geb. 14. Jänner 1823, gest. 27. März 1854) und der Herzogin Louise Maria Theresia von Bourbon (geb. 21. September 1819, gest. 1. Februar 1864), einer Tochter des am 14. Februar 1820 gestorbenen Karl Ferdinand von Artois, Herzogs von Berry. Großherzogin Alice hatte Ferdinand II. König beider Sicilien und ihre Großmutter, die Herzogin von Berry, zu Taufpathen, die Gräfin von Chambord, Maria Theresia Erzherzogin von Oesterreich-Este (geb. 14. Juli 1817) zur Firmpathin. Im Alter von dreizehn Jahren, 1862, empfing sie zum ersten Male die h. Communion, 1863 die Firmung. Ihren Großvater, den Herzog von Berry, wie ihren Vater, den Herzog Karl III., verlor sie durch ruchlose Mörderhand. Durch die Revolution kam ihr ältester, damals minderjähriger Bruder Robert um den Thron von Parma, auf welchem er seinem Vater, dem Herzoge Ferdinand Karl am 27. März 1854 unter Vormundschaft seiner Mutter, der Herzogin Louise gefolgt war. Im Juni 1859 wurde Parma mit Modena und Romagna zum Gouvernement Emilia, am 18. März 1860 letzteres mit Sardinien vereinigt. Prinzessin Alice ging nun mit ihrer Mutter im Jahre 1859 in die Schweiz (Zürich) ins Exil. Zur Bonne hatte sie eine Französin, Madame Renaux, zur Gouvernante ein Fräulein Dodici, dessen Mutter zufälliger Weise Tredicini hieß. Dann kam sie mit ihrer älteren Schwester, der Prinzessin Margarethe, späteren Gemalin des Infanten Karl von Spanien, in die Erziehungsanstalt Sacre Coeur zu Riedenburg bei Bregenz und blieb daselbst bis zu ihrer Verlobung, worauf sie zu ihrem Oheim, dem auf Schloß Frohsdorf in der Nähe von Wiener-Neustadt residirenden Grafen von Chambord sich begab. Nachdem sie hier [169] am 11. Jänner 1868 ihre Vermälung mit Ferdinand IV. Großherzog von Toscana gefeiert hatte, besuchte sie mit demselben ihre zu Brandeis in Böhmen weilenden Schwiegereltern und den königlichen Hof von Dresden. Im Jahre 1877 machte sie, von ihrer Stieftochter, der Erzherzogin Marie Antoinette, begleitet, eine Reise nach Rom, wo sie durch Papst Pius IX. das h. Abendmahl empfing. Auf ihrer Rückkehr über Toscana und Südfrankreich verweilte sie in San Martino bei ihrer seither verstorbenen Großmutter Prinzessin Maria Theresia, Tochter Victor Emanuels I. Königs von Sardinien (gest. 10. Jänner 1824) und Zwillingsschwester der Kaiserin Maria Anna Pia, seit 29. Juni 1875 Witwe des Kaisers Ferdinand I. von Oesterreich. Auf ihrer ganzen Fahrt durch Toscana aber waren die Huldigungen der zahlreichen Anhänger der dort unvergessenen ehemaligen Herrscherfamilie zu Gunsten der jugendlichen, so wohlwollend freundlichen Großherzogin nur mit schwerer Mühe hintanzuhalten. Ebenso wurde sie, als sie auf dieser Reise im gleichen Winter Florenz besuchte, von den Getreuen des alten Herrschergeschlechts mit vielfachen Kundgebungen der Liebe und Anhänglichkeit begrüßt. Die Großherzogin Alice hat mit ihrem Gemal, dem Großherzog Ferdinand IV., ihren ständigen Aufenthalt in Salzburg, weilt aber den Sommer über abwechselnd in Schlackenwerth und in der reizend gelegenen neugebauten Villa Toscana bei Lindau am Bodensee. Die Großherzogin gilt durch ihre Mildthätigkeit gegen die Armen und durch ihre herablassende Leutseligkeit gegen Jedermann als wahres Ebenbild ihrer seligen Mutter, der von ihren Zeitgenossen so hochgepriesenen Prinzessin Louise von Bourbon, deren Tod allgemein tief beklagt wurde und deren liebenswürdige Eigenschaften die Feder eines Grafen Riancey, eines Barons Remusat und Lords Normanby so anziehend und wahrheitsgetreu schildert. Die Kinder der Großherzogin sind in der Lebensskizze des Großherzogs Ferdinand IV. [S. 177] aufgezählt und auch aus der Stammtafel ersichtlich.

Die Heimat. Illustrirte Wochenschrift (Wien, 4°.) Jahrg. 1877, Nr. 16, S. 259: „Schloß Schlackenwerth in Böhmen“. Geschildert von Karl Victor von Hansgirg“. Mit Abbildungen im Holzschnitt: „Schloß Schlackenwerth, Parkansicht, Garten-Pavillon“.
Porträt. Unterschrift: „Alice | kaiserliche Prinzessin und Erzherzogin von Oesterreich, königliche Prinzessin | von Ungarn, Böhmen ec. ec. ec. | Großherzogin von Toscana | geborene königliche Prinzessin von Parma“. Katzler (lith.), k. k. Hof-Kunstdruckerei von Reiffenstein in Wien, gr. Fol.