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BLKÖ:Ricordi, Giovanni

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Riczkó, Ignaz von
Band: 26 (1874), ab Seite: 71. (Quelle)
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GND-Eintrag: 116531185, SeeAlso
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Ricordi, Giovanni (Musik-Verleger, geb. zu Mailand im Jahre 1785, gest. ebenda 15. März 1853). Während der österreichischen Regierungsperiode hat R. sein Musikaliengeschäft[WS 1] und überhaupt den Musikalienhandel in Italien begründet und aus kleinen Anfängen zu einer Höhe gebracht, daß sein Name in der ganzen musikalischen Welt bekannt ist, somit kann ihm auch jetzt [72] noch, wenngleich sein Vaterland seinen Fürsten gewechselt, eine Stelle in diese Werke eingeräumt werden. Sein Hauptverdienst bleibt die Organisirung des italienischen Musikalienhandels, der seine Zweige bereits nach allen Staaten des Continents und auch in die überseeische Länder ausgedehnt hat. R. ließ, der erste in Italien, die Partituren stechen. Bis dahin begnügte man sich, von dem Originalwerke einige Copien zum Behufe der Directoren, die das Werk zur Aufführung zu bringen gedachten, und einiger Musikfreunde anzufertigen. Und man war an diese Art der Vervielfältigung schon so gewöhnt, daß Ricordi mit seiner Neuerung an nicht geringe Hindernisse stieß, und daß man lange noch die oft schlecht und unrichtig abgefaßten Abschriften, die durch den häufigen Gebrauch, und indem sie von Hand zu Hand gingen, schmierig und abgerissen waren, ihrer unsauberen Erscheinung ungeachtet, den zierlichen gestochenen und auch im Preise bei weitem billigeren Noten vorzog. Aber Ricordi ließ sich durch diesen Widerstand nicht entmuthigen, setzte demselben den eigenen entgegen, indem er unermüdet immer neues auf den Markt brachte und zuletzt den Sieg behielt. Von Jahr zu Jahr steigerte sich die Anstalt Ricordi’s, dessen Magazine in den ebenerdigen Räumen des Theaters de la Scala immer mehr und mehr Ausdehnung gewannen. Vor dem Jahre 1848 beschäftigte er in seiner Anstalt 500 Personen, und zwar Copisten, Notenstecher, Drucker und Expeditionspersonale. Der erste Band des im Jahre 1855 erschienenen „Catalogo delle opere publicate dall’ J. R. Stabilimento nazionale Privilegiato di Calcographia Copisteria et Tipografia-musicali di Tito di Gio. Ricordi“ ist 768 doppelspaltige Seiten im Lexikon-Octav stark und umfaßt an 28.000 Nummern eigenen Verlags. Die für Sammler und Curiositätenfreunde bei weitem interessanteste Partie dieses Kataloges ist aber die auf S. 715–732 ausgeführte Zusammenstellung von musikalischen Autographen der bedeutendsten Compositeure der Neuzeit, die einen wahren Schatz bildet, und in welcher Sammlung namentlich Donizetti, Dussek, Generali, Simon Mayr, Mercadante, Mosca, Pacini, Pavesi, Pucita, Fed. Ricci, Rossini, Vaccaj, Verdi, Weigl und Zingarelli glänzend vertreten sind. Mit den Werken Rossini’s begann Ricordi’s Glücksstern zu steigen, und bald auch verknüpfte Meister und Verleger das innigste Freundschaftsband, und Ricordi’s prächtig gelegene Villa am Comersee war nicht selten Rossini’s Aufenthalt, wo er die Inspirationen zu seinen Werken, welche die Runde durch den Erdball machten, holte. Auf Rossini folgten Donizetti, Bellini und Verdi. Mit den Werken des Letzteren verdiente R. fabelhafte Summen, die einzige Cavatine aus „Ernani“ trug ihm 100.000 Francs ein, und von allen großen Opern Verdi’s: „Nabucco“, „I Lombardi“, „I due Foscari“, „Macbeth“, „Luisa Muller“, „Rigoletto“, „Ernani“, besitzt Ricordi und nach ihm seine Familie das Verkaufsrecht der Partituren auf ganzes Orchester für alle Theater in Europa. Aus dem Erlöse seines Verlages, natürlich aus einem Theile desselben, baute Ricordi neben seiner Villa am Comersee ein prächtiges Casino auf einer Stelle, die den ganzen See beherrscht, mit herrlichen Gartenanlagen umgeben ist und die er dem Maestro zu Ehren Villa Ernani taufte. Noch sei hier des merkwürdigen Honorarsatzes [73] gedacht, den im Laufe der Zeit die einzelnen Werke erhielten. Während Rossini das Eigenthumsrecht der Partitur des „Barbier von Sevilla“ um 1200 Francs verkaufte, erhielt Donizetti für jene des „Elisir d’Amore“ 3000 Francs: Verdi aber gab schon keines seiner Werke unter dem Preise von 30.000 bis 40.000 Francs her. Und obgleich das Honorar auf eine so große Höhe gestiegen war, fand der Verleger noch immer seinen Nutzen dabei, und R. hinterließ bei seinem im Alter von 68 Jahren erfolgten Ableben ein sehr bedeutendes Vermögen, ungerechnet das große, im glänzendsten Betriebe stehende Geschäft. Noch sei bemerkt, daß Ricordi theils im Interesse seines eigenen Verlags, theils zur Förderung der musikalischen Zustände Italiens im Jahre 1842 ein Musikblatt, betitelt: „Gazzetta musicale di Milano“, begründete, welches sich bald zu einem geachteten Fachblatte emporgeschwungen hatte.

Gazzetta musicale di Milano (Milano, 4°.) Anno XI (1853), No. 12: „Giovanni Ricordi“. – Le Voleur (Pariser Unterhaltungsblatt, 4°.) 1853, p. 657: „Jean Ricordi“, par Escudier. – Theater-Zeitung. Herausg. von Ad. Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 1853, Nr. 108, S. 435: „Aus der musikalischen Welt“. – Porträt. Unterschrift. Facsimile des Namenszuges: Giov. Ricordi. Bignoli (dis.) (Litografia Vassali Milano, Fol.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Casa Ricordi (Wikipedia).