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BLKÖ:Gyulay von Maros-Németh und Nadaska, Ignaz Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 6 (1860), ab Seite: 77. (Quelle)
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Gyulay von Maros-Németh und Nadaska, Ignaz Graf (Feldzeugmeister, Ritter des goldenen Vließes, Commandeur des Mar. Theresien-Ordens und Hofkriegsraths-Präsident, geb. zu Hermannstadt 11. Sept. 1763, gest. zu Wien 11. November 1831). Sohn des Grafen Samuel (I.), Bruder [78] des Grafen Albert (s. d.) und Vater des Grafen Franz (s. d. vorigen S.). Trat, 18 Jahre alt (1781), in das Regiment seines Vaters. Indem er die unteren Officiersgrade rasch durchmachte, war er schon 1788 Major im 2. Banal-Grenz-Infanterie-Regimente. Mit demselben machte er 1789 den Feldzug gegen die Türken mit, und that sich bei mehreren Anlässen rühmlich hervor. 1790 wurde er Oberstlieutenant und erhielt das Commando des bisherigen Vukassovich’schen Freicorps. Mit demselben zeichnete er sich bei dem Sturme auf Czettin (20. Juli 1790) aus, wo er auch verwundet wurde. Im J. 1793 commandirte er ein ungarisches Freicorps, und rückte mit demselben zur Rheinarmee ab, welche unter Wurmser’s Commando stand. In diesem Feldzuge hatte G. an der Erstürmung der Weißenburger Linie (13. October) rühmlichen Antheil; im nächsten Jahre zeichnete er sich bei Schwegenheim aus, wo er den Feind zurückwarf. Am 12. Juli 1794 belohnte der Monarch den tapfern 31jährigen Oberstlieutenant mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens. Im weiteren Verlaufe des Feldzugs stand G. in dem 10.000 Mann starken, aus Oesterreichern und Reichstruppen gebildeten Freicorps, welches das unter dem Commando des Erbprinzen von Hohenlohe stehende preußische Armeecorps verstärkte. Unter dem Befehle Blücher’s hatte er an dem Siege bei Kaiserslautern (20. Sept.) glänzenden Antheil. Im April 1795 wurde er Oberst im Infanterie-Regimente Nr. 31, behielt jedoch das Commando des Freicorps, das er bisher so rühmlich geführt, bei. Als Ende Mai 1796 Moreau den Rhein überschritten hatte, übernahm G. die Vorposten, bestand eine Reihe hitziger Gefechte, und zeichnete sich in jenem vom 6. Juli bei Haslach besonders aus. G. war es nun, welcher den Auftrag erhielt, die Verbindung zwischen der österreichischen Hauptarmee und dem Corps des Feldmarschall-Lieutenants Fröhlich zu unterhalten. Als das Fröhlich’sche Corps zur Deckung Tirols sich an dessen Grenzen aufstellte, übernahm G. das Commando der Vorhut. Als in Innsbruck die Berathung stattfand, wie man Tirol vertheidigen wolle, folgte G. dem Feldmarschall-Lieutenant Fröhlich dahin, und war er es, der das vom General Wurmser an den Erzherzog Karl gerichtete Schreiben dem Letzteren überbrachte. Dieses Schreiben schilderte wahrheitsgemäß die Lage des österreichischen Heeres in Italien. G. mit den Verhältnissen vollkommen vertraut, konnte ergänzen und erläutern. wo die Schilderung lückenhaft oder unklar erschien. Nach Ausführung dieser Sendung kehrte G. zum Fröhlich’schen Corps zurück, und übernahm wieder den Befehl der am linken Lechufer stehenden Vorhut. Hier that sich G. bei dem allgemeinen Angriffe hervor, der bei Kempten (am 17. September) stattfand; bei der gegen Menningen vorgenommenen Recognoscirung (am 22. September), behauptete er in dem Kampfe zwischen diesem Orte und Möringen mit kaum 1200 Mann gegen den weit überlegenen 6000 Mann starken Feind das Schlachtfeld. Ein Sturz vom Pferde machte ihn für einige Wochen kampfunfähig. Wieder hergestellt, übernahm er das Commando des Regiments Nr. 31, dessen Oberst er bereits seit 7. April 1795 war. 16. Mai 1797 rückte G. zum General-Major vor, und ward bei der, unter dem Namen Reichscontingent zwischen dem Lech und der [79] Isar aufgestellten Armee eingetheilt. Der Friede von Campo Formio (17. Oct. 1797) machte nunmehr allen Kämpfen ein Ende. Als im J. 1799 der Krieg von neuem entbrannte, stellte Erzherzog Karl sich der feindlichen Armee entgegen, welche unter Jourdan den Rhein passirte, und zwischen dem Main und Neckar unter Bernadotte ein Observationscorps aufgestellt hatte. In der Schlacht bei Osterach (21. März 1799) befand sich G. mit seiner Brigade bei der Avantgarde der österreichischen Armee. Bei dieser Gelegenheit nahm er den Ort Ettinghofen mit Sturm, und gab im Kampfe noch viele Beweise heroischen Muthes. Ebenso in der Schlacht bei Stockach (25. März d. J.). Bei dem Brückenkopfe von Alt-Breisach (am 22. Juni), überfiel er eine feindliche Abtheilung, bestehend aus 3 Infanterie-Bataillons und 1 Cavallerie-Regiment, vertrieb sie aus ihren Stellungen, jagte sie in den Brückenkopf zurück, sprengte mehrere in den Rhein und machte über 50 Gefangene. Nun wurde G. mit der Organisirung des Landsturms im Breisgau beauftragt, die er während des Waffenstillstandes auch ausführte. Als im März 1800 die Feindseligkeiten ausbrachen, hielt G. das feindliche Armee-Corps, 30.000 Mann stark, welches von Straßburg und Breisach gegen die Oesterreicher vorrückte, am 25. April von weiterem Vordringen ab, und wich erst den immer von neuen Verstärkungen unterstützten feindlichen Massen. Nach den Ereignissen von Engen und Stockach (3. Mai) und Möskirch (5. Mai) rettete er die Magazine bei Donaueschingen, bestand am 24. Mai ein sehr glückliches Gefecht in der Nähe von Günzburg, überfiel einige Wochen später die Franzosen bei Krumbach, zersprengte die daselbst stehende feindliche Division des Generals Decan, und machte 8 Officiere mit 148 Mann zu Gefangenen. Bei dem nun erfolgenden Rückzuge der Oesterreicher vor der Armee Moreau’s, bestand G., mit dem Fürsten Rosenberg die Nachhut bildend, unablässige Kämpfe, und gab mehrfache Proben seines Muthes und seltener Geistesgegenwart; namentlich zwischen Neresheim und Nördlingen (23. Juni), und beim Rückzuge auf Bopfingen. Mit dem 15. Juli d. J. trat Waffenstillstand ein. Für die vielen Proben von Tapferkeit, verbunden mit hoher Klugheit und Energie, erhielt G. am 11. October d. J. (in der 63. Promotion) das Commandeurkreuz des Mar. Theresien-Ordens. Ein paar Wochen später (29. Oct.) rückte er zum Feldmarschall-Lieutenant vor. Nach Wiederaufnahme der Feindseligkeiten (am 27. Nov.) that sich G. bei Hohenlinden (3. December) hervor, wurde aber durch einen Unfall kampfunfähig. Gegen Ende 1800 wurde G. dem Reservecorps des Fürsten Liechtenstein zugetheilt. Endlich setzte der Friede von Lüneville (9. Februar 1801) allen Kämpfen ein Ende. Im April d. J. wurde G. Inhaber des Regiments Nr. 60, und kam nach dem Friedensschlusse als Divisionär nach Pesth. Als im August 1805 der Krieg neuerdings ausbrach, focht G. in Deutschland unter Erzherzog Ferdinand, und zeichnete sich in den Treffen von Haslach und Thalfingen aus. Im April 1806 ernannte ihn Kaiser Franz zum Banus von Croatien, Dalmatien und Slavonien. Als 1809 der Krieg wieder begann, befehligte G. das 9. Armeecorps, das zugleich mit dem 8. unter des Erzherzogs Johann Oberbefehl in [80] Italien und Tirol stand. Beim Uebergange über den Tagliamento fand die vom Feinde gedrängte Armee keine Brücke vor und begann zu stocken. G., an der Spitze einer Compagnie des Infanterie-Regiments Alvinczy, sprang in den schon sehr angeschwollenen Strom, erreichte glücklich, zwar nicht ohne Verlust, das jenseitige Ufer, und traf nun in kürzester Frist Anstalten, daß die Brücken für den Uebergang der Armee geschlagen wurden. Nach diesen Ereignissen erhielt G. den Oberbefehl zur Vertheidigung Krains. Er begab sich nun (24. Mai 1809) selbst nach Agram, organisirte die Insurrection, und traf alle Anstalten, um eine Vereinigung der vom Süden durch Krain und Steiermark vorrückenden, mit der über den Semmering postirten französischen Hauptarmee zu vereiteln. Jedoch schon am 12. Juli wurde der Waffenstillstand geschlossen, in Folge dessen er sich mit seinem Corps nach Csakathurn begeben mußte, wo er so lange blieb, bis der Friede zu Wien (14. October 1809) den erschöpften Völkern Oesterreichs die Ruhe wiedergab. Die Jahre hindurch bis 1813 war G. als Banus thätig, im letztem Jahre – am 26. Juni zum Feldzeugmeister ernannt – erhielt er beim Ausbruch des Krieges das Commando über das 3. Armeecorps des Hauptheeres welches Fürst Schwarzenberg befehligte. In der Schlacht bei Dresden (26. Aug.) bildete er die Reserve der über den Plauen’schen Grund vorrückenden österreichischen Truppen, verlor, als sie in’s Gefecht gezogen wurden, ein Pferd unterm Leibe und erhielt eine starke Contusion. In der Schlacht bei Leipzig hatte er am ersten Schlachttage (16. Oct.) den Befehl, mit seinen Truppen die Verbindung zwischen den Schwarzenberg’schen und Blücher’schen Corps zu unterhalten; das von den Franzosen besetzte Dorf Lindenau ihnen zu entreißen, konnte ihm ungeachtet wiederholter Angriffe und eines Verlustes von 2000 Todten und Verwundeten nicht gelingen. Am 2. Schlachttage (17. Oct.) unternahm G. mehrere Scheinangriffe auf Lindenau, um die Aufmerksamkeit der Franzosen von anderen Dispositionen der Verbündeten abzulenken, welche am 3. Schlachttage den Ausgang des Kampfes entscheiden sollten. An diesem endlich (18. October) erhielt er Befehl, der geschlagenen feindlichen Armee auf ihrem Rückzuge wo möglich zuvorzukommen. Bei Kösen kam es nun zum Zusammenstöße, in dem er den Franzosen den Uebergang über die Saale streitig machte. Noch den folgenden Tag war er mit Ausführung dieses Befehles beschäftigt, und machte dabei über 1000 Gefangene. Im weiteren Verlaufe der Verfolgung des Feindes nahm G. am 9. November das zum Schutze von Mainz befestigte Dorf Hochheim mit Sturm, wobei er 500 Gefangene machte und 4 Geschütze erbeutete. Am 21. December überschritt er den Rhein, zwang auf feindlichem Gebiete die kleine Festung Langer (18. Jänner[WS 1]) zur Capitulation; schlug bei Bar sur Aube (24. Jänner) die Franzosen, kämpfte (1. Febr.) in der Schlacht von Brienne, erstürmte die Brücke über die Aube, und nahm nach blutigem Kampfe mit der 12.000 Mann starken, von Mortier befehligten Garde, das Dorf Dieuville. Den folgenden Tag (2. Febr.) gelang ihm die Einnahme von Lesmont. Für diese Reihe von Waffenthaten erhielt er von seinem Kaiser das Großkreuz des Leopold-Ordens, von Rußland, Baiern und Preußen Großkreuze ihrer Orden. Noch bestand er bei [81] La Ferté an der Aube (28. Febr.) ein größeres siegreiches Gefecht, und besetzte dann mit seinen Truppen das Departement de la Côte d’or. Als im Jahre 1815 nach dem Wiedererscheinen Napoleon’s der Kampf von Neuem begann, führte G. das Generalcommando in Oesterreich. Im folgenden Jahre kehrte er auf seinen früheren Posten als Banus zurück, wo er bis 1823 blieb, in diesem Jahre das Generalcommando in Böhmen übernehmend, und später dem Rufe auf den gleichen Posten nach Wien folgend. Am 7. October 1830 berief ihn Kaiser Franz zum Präsidenten des Hofkriegsrathes. Kurz vorher erhielt er das goldene Vließ und das Großkreuz des St. Stephan-Ordens. Als Banus, welche Würde er beibehielt, wirkte er auch noch auf dem ungarischen Landtage. Aber schon im folgenden Jahre entriß ihn der Tod im Alter von 68 Jahren dem Vaterlande, dem er 50 Jahre treue Dienste geleistet und die schönsten Beweise des Heldenmuthes und staatsmännischer Weisheit gegeben hatte.

Oesterr. Militär-Zeitschrift, herausg. von Schels (Wien, 8°.) 1833, Heft I, S. 57. – Hirtenfeld (J.), der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 439, 564, 1737 u. 1742. – Neuer Nekrolog der Deutschen. IX. Jahrg. 1831 (Ilmenau 1833) II. Bd. Nr. 428, S. 1150, und X. Jahrg. 1832 (Ilmenau 1834) II. Bd. Nr. 376, S. 880. – Oesterr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausg. von J. Hirtenfeld (Wien 1850 u. f.) Bd. II, S. 839. – Oesterreichische National-Encyklopädie, herausg. von Czikann und Gräffer (Wien 1838, 8°.) Bd. II, S. 449. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In vier Bänden (Leipzig 1833, F. A. Brockhaus. 8°.) Bd. II, S. 182 [mit der unrichtigen Schreibart: Giulay und dem unrichtigen Geburtsjahre 1765]. – Szöllösy (Johann Nepomuk), Tagebuch gefeyerter Helden und wichtiger kriegerischer Ereignisse der neuesten Zeit ... (Fünfkirchen in Ungarn 1837[WS 2], gr. 8°.) S. 363. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin. Didot frères sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 u. f., Didot, gr. 8°.) Bd. XXII, Sp. 991. – Porträte. 1) Unterschrift: Ignaz Graf Gyulay, Banus von Croatien, Commandirender General in Böhmen, k. k. General-Feldzeugmeister. A. Machek gez. u. gedr. A. Gareis lith. (Prag, bei C. W. Endres, 8°.) [auch als Titelbild vor Rittersberg’s historischem Militär-Almanach des 16., 17., 18. u. 19. Jahrhunderts (Prag 1825)]. 2) C. Pfeiffer sc. (Fol.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Juni.
  2. Vorlage: 1337.