[go: up one dir, main page]

Zum Inhalt springen

ADB:Reitenberger, Kaspar Karl

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Reittenberger, Kaspar Karl“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 167–168, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reitenberger,_Kaspar_Karl&oldid=- (Version vom 12. November 2024, 02:36 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 28 (1889), S. 167–168 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Prokop Reitenberger in der Wikipedia
Karl Prokop Reitenberger in Wikidata
GND-Nummer 129402419
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|167|168|Reittenberger, Kaspar Karl|Franz Brümmer|ADB:Reitenberger, Kaspar Karl}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=129402419}}    

Reittenberger: Kaspar Karl R., der Gründer von Marienbad, wurde am 29. December 1779 zu Neumarkt in Böhmen von achtbaren Bürgersleuten geboren und von diesen dem Prämonstratenserstifte Tepl anvertraut, daß er sich dem geistlichen Stande widme. Nachdem R. seine theologischen Studien in Prag beendet und 1804 die heiligen Weihen empfangen hatten, versah er im Stifte längere Zeit die Stelle eines Secretärs bei dem damaligen Abte Chrysostomus Pfrogner und lernte als solcher alle Einzelheiten der Stiftsverwaltung auf das gründlichste kennen. Als Pfrogner im J. 1812 starb, wurde R. 1813 mit Stimmenmehrheit zum Abte gewählt. In dieser Stellung richtete er sein erstes Augenmerk auf die in den Kriegswirren seiner Zeit herabgekommenen [168] Oekonomieverhältnisse des Stiftes; er ließ das Stiftsgebäude neu herstellen, neue Volksschulhäuser erbauen, die vorhanden erweitern und erwies sich besonders in dem Hungerjahre 1817 der umwohnenden Bevölkerung als ein barmherziger Helfer. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die im Bereiche des Stiftseigenthums gelegenen Mineralquellen des heutigen Marienbades, die mitten in den damals fast noch unzugänglichen Sümpfen des Waldes unbenutzt lagen. Schon 1779 hatte der Stiftsarzt Dr. J. J. Nehr die Heilkraft jener Quellen erprobt, und ihm gebührt daher wol der Name eines Entdeckers des Marienbades, eigentlicher Gründer von Marienbad ist indessen unbestritten Abt R., der, als er zur Prälatur gelangte, seine ganze Thatkraft einsetzte, das Bad zu einer ergiebigen Einnahmequelle für das Stift zu gestalten. Nachdem er 1816 die Quellen nochmals hatte untersuchen lassen, ließ er 1817 die Promenade zwischen dem Kreuz- und Karolinenbrunnen anlegen; 1818 wurde Marienbad zum Range eines Kurortes erhoben, und schon für das nächste Jahr die Eröffnung der ersten Saison angekündigt; das Badehaus wurde mit großen Auslagen hergerichtet, die Umgebung in eine schöne Landschaft umgestaltet; auch wurde die Versendung des Kreuzbrunnens eingeleitet und Niederlagen davon in den Hauptstädten errichtet. Dann folgte die Umwandlung der inneren Einrichtung des Kurapparates nach dem Muster der bedeutendsten Kurorte Böhmens und Deutschlands, die Bestellung einer eigenen Badeinspection, die Erbauung eines Badehauses für Stahlbäder, 1820 die Errichtung eines Gasbades, dem sich bald Douche-, Dampf- und Moorbäder anschlossen, die Erbauung von Straßen, Brücken, Kanälen, Promenaden, Wasserleitungen, Brunnentempeln, eines Interimtheaters, eines Kursalons, einer Schule, einer Kapelle zur Abhaltung des Gottesdienstes, eines Kurspitals zur Aufnahme dürftiger Kranker ohne Rücksicht auf Religion und Nationalität, die Gründung einer Apotheke u. s. w., und dies alles geschah aus den Einkünften des Stiftes, jedoch in einer Weise, daß nirgends eine Verkürzung fühlbar ward, da niemand ein Opfer brachte, als nur der Abt R. allein, der sein Personaleinkommen diesem Zwecke widmete. So war binnen kurzer Zeit die frühere Armuth der ganzen Gegend, die bis dahin ohne Verkehr und Erwerb war, einem behäbigen Wohlstande gewichen, und die für den Kurort gemachten großen Auslagen lohnten sich bald in reichlicher Weise, da sich schon im J. 1824 ein Reinertrag von 30 000 Gulden herausstellte. Und der Lohn des Abtes für seine Opferwilligkeit? Hatte er im Anfange seiner Unternehmungen mit dem größten Unverstande seiner Umgebung zu kämpfen, so verwandelte sich derselbe nach ihrem Gelingen in häßlichen Neid. Alle diese Zerwürfnisse im Stifte wurden schließlich durch eine höchsten Orts befohlene Verschärfung der klösterlichen Disciplin noch gesteigert, so daß R. es für das Beste hielt, 1827 sein Amt niederzulegen. Er zog sich mit einer anständigen Jahresrente in das Stift Wilten nach Tirol zurück und ist dort am 21. März 1860 gestorben.

Nachruf an den Gründer von Marienbad Kaspar Karl Reittenberger etc. Von Prof. Dr. Schneider. Marienbad 1868.